GfK: Schwache Zahlen, Hartmann geht

In der vergangenen Woche gab es schon die ernüchternde Ad-Hoc-Mitteilung, nun zeigt sich in den Quartalszahlen der GfK der Rückgang. Aber die eigentliche Top-News wurde am Donnerstagabend um 21.30 Uhr publik: Vorstandsvorsitzender Matthias Hartmann räumt seinen Posten.

Eingang des GfK Hauptsitzes in Nürnberg (Foto: GfK)

Eingang des GfK-Haupsitzes in Nürnberg (Bild: GfK)

Von Jörg Stroisch für marktforschung.de

Der Umsatz der GfK betrug in der ersten Jahreshälfte 721,7 Millionen Euro und ging somit um 3,4 Prozent zurück (Vorjahreszeitraum: 747,2 Millionen Euro)., woran mit einem Minus von 2,4 Prozent Währungseffekte einen wichtigen Anteil hatten. Das teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Und auch organisch sah es nicht positiv aus: War hier im 1. Quartal noch ein Plus von 0,9 Prozent zu verzeichnen, ging dieses nun wohlgemerkt auf das Gesamthalbjahr berechnet um 1,5 Prozent zurück. Matthias Hartmann gestand dies in seinem Brief an die Aktionäre im Halbjahresbericht auch ein: "Das zweite Quartal blieb insgesamt deutlich hinter unseren Erwartungen zurück", schrieb er hier.

Dass die Lage sich nicht positiv entwickeln würde, deutete sich schon am 5. August an: Da veröffentlichte die GfK eine Ad-Hoc-Mitteilung, in der eine Ergebniskorrektur mitgeteilt wurde. "Daher ist es nicht mehr wahrscheinlich, dass im Gesamtjahr 2016 das Umsatzwachstum höher als der Markt sein wird und sich die AOI-Marge im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessern wird", gab man hier zu. Vielleicht eine Enttäuschung zu viel?

Hartmann und Mahlert gehen

Exakt um 21:30 Uhr unterrichtete dann die GfK in einer weiteren Ad-Hoc-Mitteilung ihre Investoren, dass sowohl der Vorstandsvorsitzende Matthias Hartmann als auch Aufsichtsratsvorsitzender Arno Mahlert ihre Jobs aufgeben. Die Gründe dafür werden auch ziemlich deutlich benannt: "wegen unterschiedlicher Auffassung in der Zusammenarbeit mit dem Großaktionär" beziehungsweise "wegen unterschiedlicher Ansichten zur langfristigen geschäftspolitischen Ausrichtung".

Der Großaktionär ist in diesem Fall der GfK Verein mit seinem Präsidenten Hubert Weiler an der Spitze. Und der hatte Ende Mai auf der Hauptversammlung ohnehin schon betont, dass der Verein Mehrheitseigner bleiben wolle, er seine Aufgabe nicht nur als fördernder, sondern als fordernder Partner sehe. Dass die GfK noch keinen neuen Vorstandsvorsitzenden benennen konnte und Hartmann zudem seine Aufgaben bis zu seinem offiziellen Ausscheiden am 31. Dezember an seine Vorstandskollegen überträgt, deutet darauf hin, dass der Abgang – von wessen Seite nun auch vorrangig initiiert – ziemlich dringlich erschien.

Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, dass die GfK eine Zusammenarbeit mit Private-Equity-Häusern – also den sogenannten "Heuschrecken" – plante, wobei Hartmann auf der Hauptversammlung das Vorsprechen externer Investoren als "positives Zeichen" bewertete. Schon das stand im Widerspruch zum Anspruch des GfK Vereins, Mehrheitseigner bleiben zu wollen – auch hierzu gab es allerdings Gerüchte, dass dies nicht so sei. Und so zeigt die derzeitige Entwicklung auch wieder ziemlich deutlich, dass bei Gerüchten immer hinterfragt werden sollte, aus welcher Quelle und mit welcher Absicht sie verbreitet wurden. Was genau nun passiert ist, bleibt somit auch weiterhin nur Spekulation.

Weitere Zahlen ebenfalls dürftig

Die weiteren Zahlen: Das angepasste operative Ergebnis ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,3 Millionen Euro auf 58,9 Millionen Euro zurück, hat also ein Minus von 38,9 Prozent verzeichnet. Die Marge lag bei 8,2 Prozent nach 9,5 Prozent im ersten Halbjahr 2015.

Man muss sich hier einfach auch noch einmal die Zahlen des ersten Quartals vor Augen führen, um die Tragweite dieses Rückgangs im zweiten Quartal zu verdeutlichen. Dort betrug das angepasste operative Ergebnis 32,1 Millionen Euro (+17,6 Prozent), die Marge 8,9 Prozent und das Konzernergebnis 15,5 Millionen Euro (+ 68,9 Prozent). Es ist also nicht zu hart formuliert, wenn man hier von einem deutlichen Einbruch sprechen kann.

Consumer Experiences schwächelt klar

Und so setzt sich diese Entwicklung auch in den einzelnen Sektoren fort: Der Sektor Consumer Experiences verzeichnete wieder einen deutlichen organischen Umsatzrückgang von 7,8 Prozent im ersten Halbjahr. Grund sei ein schwacher Auftragseingang in der traditionellen Auftragsforschung (Ad Hoc Research). Es mussten hier 139 Millionen Euro abgeschrieben werden. Der Umsatz wurde mit 385,6 Millionen Euro beziffert (-8,5 Prozent, Vorjahreszeitraum: 421,4 Millionen Euro).

Der Sektor Consumer Choices liegt hingegen weiterhin im Plan, konnte organisch um 6,7 Prozent zulegen. Und auch der ausgewiesene Umsatz stieg um 3,6 Prozent auf 335,8 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 324,2 Millionen Euro). Hier sei jedoch die Marge derzeit stark belastet.

Die Regionen Lateinamerika und Zentral Osteuropa/META seien dabei gute organische Wachstumsraten zu verzeichnen, denen aber bereits wie im Vorquartal hohe negative Währungseffekte entgegenstanden. In den reifen Märkten Süd- und Westeuropa sowie Nordamerika war die Entwicklung dagegen rückläufig.

Konkret: Nordeuropa musste einen Rückgang von 2,8 Prozent hinnehmen auf nun 267,3 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 275,0 Millionen Euro) und Süd- und Westeuropa ging um 2,0 Prozent zurück auf nun 131,3 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 134,0 Millionen Euro). Die weiteren Zahlen: Zentral Osteuropa/META 60,5 Millionen Euro (-2,4 Prozent, Vorjahreszeitraum: 62,0 Millionen Euro), Lateinamerika 32,8 Millionen Euro (+5,4, Vorjahreszeitraum: 31,1 Millionen Euro), Nordamerika 139,1 Millionen Euro (-8,2 Prozent, Vorjahreszeitraum: 151,6 Millionen Euro) und Asien und Pazifik 90,7 Millionen Euro (-3,1 Prozent, Vorjahreszeitraum:  93,6 Millionen Euro).

GfK-Vorstandsvorsitzender Matthias Hartmann begründet die Entwicklung folgendermaßen: "Wir mussten Vorsorgemaßnahmen für Verzögerungen bei Wachstumsinitiativen im Sektor Consumer-Choices vornehmen. Unser Fokus liegt jetzt auf der Überwindung der Anlaufschwierigkeiten dieser Projekte und der Verbesserung des Auftragseingangs im Sektor Consumer Experiences." Er erhofft sich nun positive Effekte durch weitere Kostensenkungen und Ressourcenanpassung.  Die Überwindung dieser Schwierigkeiten wird nun jedenfalls nicht mehr in seinen Händen liegen.

Die Börse reagierte entsprechend, der Aktienkurs ging runter um 0,9 Prozent auf 27,45 Euro (Stand: etwa 10:15 Uhr) im Vergleich zum Vortag. Das fällt noch verhältnismäßig harmlos aus. Allerdings gab es den kräftigen Einbruch auch schon nach der Veröffentlichung der Ad-Hoc-Meldung. Da stürzte die Aktie regelrecht von zuvor 35,10 Euro auf dann 28,47 Euro ein. Sie setzte auch zu Wochenbeginn den Tiefflug fort und bescherte Kursverluste von über 18 Prozent. Die Aktie verzeichnete am Donnerstag mit 27,20 Euro ein Sechs-Monats-Tief.

 

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