Studie von EARSandEYES Geschlechtergerechte Sprache: Schreibweise hat Einfluss auf Gender-Wahrnehmung

In vielen Sprachen, unter anderem im Spanischen, Französischen und auch im Englischen, gibt es spezielle Bezeichnungen oder Worte für Frauen. Im Deutschen sind Frauen "mitgemeint" – werden aber nicht unbedingt mitgedacht: Eine aktuelle Studie des Hamburger Marktforschungsinstituts EARSandEYES zeigt, dass sich die Nutzung des generischen Maskulinums negativ auf den gedanklichen Einbezug weiblicher Personen auswirkt.

Für die Studie von EARSandEYES wurden 450 Personen in drei separate Gruppen aufgeteilt und die Befragten wurden dann gebeten, spontan jeweils zwei bekannte Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen zu nennen. Die Befragungsgruppen unterschieden sich lediglich dadurch, dass in einer Gruppe nach "Schauspielern" (beziehungsweise "Musikern oder "Moderatoren") gefragt wurde und die zweite Gruppe dieselbe Aufgabe mit Beidnennung ("Schauspielerinnen oder Schauspieler" usw.) erhielt. Die dritte Gruppe sollte "Schauspieler*innen", "Musiker*innen" oder "Moderator*innen" angeben.

Anteil der weiblichen Nennungen hat sich verdoppelt

Das Ergebnis ist: 

  • In der Versuchsgruppe mit dem generischen Maskulin wurden in gerade mal acht Prozent der Fälle Personen des weiblichen Geschlechts genannt. 
  • Der Anteil der weiblich genannten Personen stieg bei der Gruppe mit Beidnennungen auf zwölf Prozent.
  • Die Schreibweise mit Gendersternchen führte dazu, dass in 16 Prozent der Fälle weibliche Personen genannt wurden.

Somit hat das Gendersternchen dazu geführt, dass sich der Anteil der weiblichen Nennungen im Vergleich zu der Gruppe mit dem generischen Maskulin verdoppelt hat. 

Außerdem unterschied sich der Anteil der gemischtgeschlechtlichen Nennungen deutlich in den einzelnen Versuchsgruppen: Beim Einsatz des generischen Maskulinums bestand lediglich jede fünfte Nennung aus männlichen und weiblichen Personen – bei Verwendung der Beidnennung bereits jede dritte. Durch den Einsatz des Gendersternchens wiederum reduzierten sich sowohl die Anteile rein männlicher als auch gemischtgeschlechtlicher Nennungen demgegenüber leicht – parallel zum steigenden Anteil ausschließlich weiblicher Antworten.

Auch das Geschlecht der befragten Person spielt eine Rolle

Abgesehen von der Formulierung der Fragestellung zeigt die Studie auch einen Zusammenhang mit dem Geschlecht der Versuchsperson: Generell nannten weibliche Befragte deutlich häufiger weibliche Personen als männliche Befragte – dieser Effekt ist jedoch bei Verwendung des generischen Maskulinums nicht mehr signifikant. Alter und Bildungsstand haben der Studie zufolge keinen Einfluss auf den gedanklichen Einbezug weiblicher Personen.

/cb

Methodik

Erhebungsmethode Online-Befragung im geschlossenen, qualitätskontrollierten EARSandEYES Accesspool
Erhebungszeitraum 27. November - 17. Dezember 2020
Befragte Zielgruppe 18 - 71-Jährige
Stichprobengröße n=450
Land Deutschland
 

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EARSandEYES GmbH

Hamburg

EARSandEYES GmbH

33

Das Hamburger Full-Service Marktforschungsinstitut EARSandEYES steht seinen internationalen Unternehmenskunden seit 1998 als…

Diskutieren Sie mit!     

  1. Sebastian Hupfer am 17.07.2021
    Kann man die Studie irgendwo mal sehen?

    Der ganze Versuchsaufbau erscheint so fragwürdig, dass der Wunsch schon vorher feststand und das passende Experiment dazu gebaut werden musste. Dazu noch Ihre tendenziöse Beschreibung mit "gerade mal 8%", als ob wären 12 oder 16% da jetzt irgendwie wirklich besser, wenn es doch 50% Frauen gibt. Sie hätten spaßeshalber ja auch mal nach Grundschullehrern, Hortnern oder Erziehern fragen können. Dann würden da andere Prozentwerte stehen.

    Wenn es mir um die Farbe von Autos geht und ich frage einmal: An welche Farbe denken Sie bei bunten Autos dann An welche Farbe denken Sie bei bunten und roten Autos und als letztes nach An welche Farbe denken sie bei bunten Rotautos können Sie dreimal raten, bei welchen 2 Fragen wohl mehr rote Autos genannt werden. Genauso erscheint mir Ihre Studienbeschreibung. Daher würde ich gerne mal die Studie dazu lesen.

    Ich unterrichte Forschungsmethoden an der Uni. Also erlauben Sie mir, ein gesteigertes Interesse daran zu haben.

    Mit freundlichen Grüßen

    Sebastian Hupfer
  2. Markus Töpler am 14.11.2021
    Sehr geehrter Herr Hupfer,

    haben Sie jemals eine Antwort auf Ihre Frage an die Redaktion bekommen? Wenn ja, würde mich diese Antwort interessieren.

    Das Gendern kann doch schon aus Gründen der Mehrabischen Formel gar nicht diese Effektivität haben und die Antworten variieren auch je nach Kleidung der Fragenden…

    Mit freundlichen Grüßen

    M. Töpler

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