Was sonst noch war Geschätzte Nutzerzahlen, Stichprobenfehler, WhatsApp-Panel
Wie viele iPhones hat Apple im laufenden Quartal verkauft? Wie viele Autos wurden in Ingolstadt gebaut? Und wie viele Menschen lesen diese Kolumne? Allesamt Fragen, die man sich stellen kann. Eine befriedigende Antwort jedoch wird man aber nicht unmittelbar finden. Dieser Umstand hält Journalisten nicht davon ab, permanent Spekulationen über vermutete Zahlen zu veröffentlichen. Wie absurd dieser Zahlenschwindel ist und warum selbst die geschätzte Präzision von Marktforschern keine Lösung ist, hat auf wunderbar kompakte Weise der Redakteur Henning Steier von der "Neuen Zürcher Zeitung" notiert. Im konkreten Fall geht es um die mutmaßliche Zahl von Nutzern eines Online-Streamingdienstes.
Apropos Schätzung: Der Stichprobenfehler ist ja eigentlich ganz praktisch. Je größer die Stichprobe, desto kleiner der Fehler – möchte der Laie meinen. Doch damit liegt man bekanntlich falsch, wenn das Verfahren nicht streng dem Zufall folgt. Dies ist ein Grund, weshalb Annie Pettit das ständige Fachsimpeln über den Stichprobenfehler nicht mehr hören kann. Pettit ist Chief Research Officer beim Institut Peanut Labs und macht ihrem Unmut in einem viel beachteten Artikel der "Huffington Post" Luft. Ein 45-minütiger Online-Talk zu dem Thema ist außerdem auf YouTube abrufbar.
Möglichst repräsentativ soll ein neues Leserpanel der "Süddeutschen Zeitung" sein. Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um eine herkömmliche Online-Community, sondern darüber hinaus um ein WhatsApp-Angebot. Wie das funktioniert, erklärt SZ-Chefredakteur Stefan Plöchinger im Redaktionsblog: "Wir wollen bis zu 200 ausgewählte Nutzer von SZ.de langfristig an der Weiterentwicklung unserer Seite beteiligen – und laden Sie deshalb in eine WhatsApp-Broadcast-Gruppe ein."
Imageprobleme hat die Marktforschung nicht nur in Deutschland. Auch in Österreich sind die Wir-hätten-einige-Fragen-Menschen eher unbeliebt, wie eine Marketagent-Studie herausgefunden hat. Der "Standard" berichtet über die Details: "Ein Imageproblem hat die Branche auch auf Arbeitnehmer-Seite. Auf den Berufswunsch-Hitlisten sei der Beruf des Marktforschers nicht vertreten, und nur jeder Dritte im Bereich der Marktforschung Tätige würde den eigenen Beruf als Traumjob bezeichnen."
Die Sparkassen schauen sich eifrig nach neuen Werbestrategien um. Die Zinsen sind niedrig, die Innovationen erscheinen gering – was also tun? "Spätestens seit der Finanzkrise geben sich die kommunalen Institute obendrein gerne den Anschein, sie hätten mit den stinknormalen Banken und deren schlechtem Image rein gar nichts zu tun", fasst SZ-Autorin Meike Schreiber die Harmlosigkeitsfalle der Sparkassen zusammen. Angeblich ist bereits ein Pitch für Marktforscher geplant.
Haßloch ist ein absolut langweilig gewöhnlicher Ort. Da frohlockt bekanntlich das Marktforscherherz. Die Deutsche Presse-Agentur liefert einen hübschen Lexikoneintrag zu dem Modellkonsumstädtchen in Rheinland-Pfalz: "Kriterium für einen Gang auf den Markt kann sein, wie viel Prozent der Haushalte das Produkt mehrmals nacheinander kaufen und wie häufig sie das in einem bestimmten Zeitraum tun."
Ein schönes Wochenende wünscht
Nils Glück, marktforschung.de
Übrigens: Meistgeklickter Link von vergangener Woche war die "taz"-Kritik am Gender-Mainstreaming des Forschungsinstituts Iconkids & Youth.
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