Was sonst noch war Fortschritts-Statistik, Käsesnacks, Preispsychologie

Früher war alles besser? Stimmt gar nicht, sagt "Spiegel"-Autor Guido Mingels. Seit Jahresbeginn stellt er in einer wöchentliche Kolumne gute Nachrichten über die menschliche Zivilisation und deren Fortschritt vor – anhand konkreter Statistiken und Schaubildern. Links zu allen bisherigen Ausgaben finden Sie hier.
Käsesnack vs. Tiefkühlkost
In der heutigen Zeit ist es schwierig, Kunden im Lebensmitteleinzelhandel zu segmentieren. Grund dafür sind teils widersprüchliche Trends: Während etwa Jens Lönneker von rheingold in einem WDR-Fernsehbeitrag über die Gründe für den Käsesnack-Boom berichtet, beschreibt "Welt"-Autor Michael Gassmann den Niedergang der Tiefkühlkost. Zu heftig hat das Image der Mikrowellen-Speisen gelitten: "Es ist dieselbe Zeitenwende, der sich die großen FastFood-Ketten wie McDonald's oder Pizza Hut seit Jahren entgegenstemmen, ohne effektive Rezepte gegen das Kränkeln ihres Geschäfts zu finden."
Neuer Discounter macht Aldi und Lidl Konkurrenz
In Großbritannien irritiert ein neuer Discounter die Marktbeobachter. Mit Kampfpreisen, die eher an einen 1-Euro-Laden erinnern, versucht der easyFoodstore die finanziell schwächeren Kunden zu erreichen. Auch für deutsche Discounter auf der Insel hat dies Konsequenzen, wie "Welt"-Korrespondentin Nina Trentmann berichtet: "Der harte Wettbewerb in der Branche führt derzeit dazu, dass sich Aldi und Lidl mehr in Richtung des Mittelklassekunden bewegen."
Ipsos erregt Aufmerksamkeit mit Studie über Vorurteile
Wie lassen sich Stereotype und Diskriminierung in der Gesellschaft wissenschaftlich belegen? Um diese Frage ist in Frankreich ein heftiger Streit entbrannt. Stein des Anstoßes ist eine Ipsos-Studie, die Vorurteile gegenüber Juden untersuchen sollte, wie die "Jüdische Allgemeine" schreibt: "Kritiker bemängeln außerdem, die beiden Panels seien zu klein gewesen, um wirklich als repräsentativ zu gelten. Hinzu kommt, dass etliche Franzosen die Fragestellung als tendenziös empfanden."
Über irrationales Kaufverhalten
Preispsychologie ist eine Wissenschaft für sich, denn das Kaufverhalten ist nur selten wirklich rational. Dies belegen zwei Artikel anhand konkreter Zahlen aus der Marktforschung: Während "Zeit Online" sich mit den Preissprüngen im Automobilsegment auseinandersetzt, untersucht die "Süddeutsche" den Drang vieler Konsumenten nach Luxus und Dekadenz. Bei letzterem Phänomen sei es dann auch egal, ob die Handtasche 1000 Euro koste oder das Neunfache: "Abnehmender Grenznutzen nennt die Wirtschaftswissenschaft dieses Phänomen – von einem bestimmten Punkt an steigt der Nutzen deutlich langsamer als der Aufwand. Die Freude am Objekt wächst also nicht proportional zur Summe auf der Rechnung."
Beichte eines Investmentbankers
Apropos Dekadenz: Rainer Voss war jahrelang erfolgreicher Investmentbanker und berichtet akribisch in einer 90-minütigen Dokumentation über die Bankenbranche in guten und schlechten Zeiten. Er lädt zum Nachdenken ein über ein Finanzsystem, das Gier und Maßlosigkeit zur Norm erhoben hat und sich einen bedingungslosen Sonderstatus einräumt. Anschauen, und danach vielleicht den nächsten Kredit überdenken.
Ein schönes Wochenende wünscht
Nils Glück, marktforschung.de
Übrigens: Meistgeklickter Link von vergangener Woche war die Pegida-Querschnittstudie des Göttinger Institut für Demokratieforschung.
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