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"Forscherpersönlichkeit des Jahres 2010": Interview mit Prof. Dr. Christa Wehner

Prof. Dr. Christa Wehner, Hochschule Pforzheim
Prof. Dr. Christa Wehner ist Dekanin des Studienganges BW/Marktforschung und Kommunikationsforschung an der Hochschule Pforzheim. Sie wurde im Rahmen des diesjährigen BVM-Kongresses in Bonn für ihre Verdienste um Ausbau und Entwicklung des Studienganges als "Forscherpersönlichkeit des Jahres" ausgezeichnet. In diesem Kontext hatte marktforschung.de Gelegenheit zum Interview mit Prof. Dr. Wehner.
marktforschung.de: Frau Dr. Wehner, Sie sind in diesem Jahr auf dem BVM Kongress als "Forscherpersönlichkeit des Jahres" geehrt worden – dazu gratuliert marktforschung.de ganz herzlich! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Prof. Dr. Christa Wehner: Danke vielmals. Es ist ein doppeltes Geschenk, völlig unerwartet für etwas ausgezeichnet zu werden, was ich seit vielen Jahren als "Traumjob" erlebe. Über die vielen Glückwünsche auch unserer Studis, Alumni und unserer Kooperationspartner in Instituten und Unternehmen habe ich mich riesig gefreut. Den "Preis der Deutschen Marktforschung" verstehe ich als besonders freundliche Aufforderung des BVM an unseren Studiengang, die Zukunft und das Image unserer interessanten Branche mitzugestalten.
marktforschung.de: Die Jury begründete die Auszeichnung insbesondere mit Ihren Verdiensten um die Entwicklung und den Ausbau des Marktforschung-Studienganges an der Hochschule Pforzheim. Wie würden Sie die Rolle beschreiben, die Ihre Ausbildungsstätte für den marktforscherischen Nachwuchs in Deutschland hat?
Prof. Dr. Christa Wehner: Gemeinsam mit den Kolleg(inn)en Gabi Naderer, Werner Hagstotz, Dirk Frank, Kerstin Klär und unseren Lehrbeauftragten nutzen wir - auch nach BOLOGNA - die Chance zu einer wissenschaftlich fundierten und zugleich außerordentlich praxisorientierten Ausbildung mit intensiven Kontakten zu Instituten und großen Unternehmen. Die "Nachwuchsmarktforscher" aus Pforzheim erleben in Vorlesungen, Seminaren und Gastvorträgen ihres Studiengangs Professoren, die die Praxis kennen. Die Studierenden verbringen sechs Monate in renommierten Instituten oder betrieblichen Marktforschungsabteilungen ihrer Wahl. In Fallstudien bearbeiten sie konkrete Fragestellungen aus der Praxis auf hohem Niveau und kommen mit der Branche bei der Mafomesse von Research & Results und regelmäßigen Exkursionen in Kontakt. Sie schließen ihr Studium mit einer empirischen Untersuchung ab, und viele engagieren sich in unserer Studentischen Marktforschungsinitiative "SONAR – the passion of research".
marktforschung.de: Wird der Studiengang "Marktforschung" aus Ihrer Sicht von Studenten und Abiturienten eher als ein exotischer wahrgenommen oder beobachten Sie eine gewisse "Etablierung" neben eher klassischen Studiengängen?
Prof. Dr. Christa Wehner: Wir haben traditionell eine Hürde zu überwinden, weil "Marktforschung" nicht ganz so sexy klingt wie "Werbung" oder "International Business". Inzwischen orientieren sich aber die meisten Abiturienten im Internet, und immer mehr finden es durchaus spannend, ein klassisches BWL-Studium mit empirischer Forschung und Themen wie Psychologie des Konsumentenverhaltens zu verbinden. Die Zufriedenheit unserer kontinuierlich befragten Absolventen, von denen einige auch als Testimonials auf unserer Website stehen (www.hs-pforzheim.de/Marktforschung), führt dazu, dass wir inzwischen viel mehr gute und engagierte Bewerber als Studienplätze haben.
marktforschung.de: Derzeitige Trends in der Marktforschung wie Mobile Research oder die Forschung im Social Web sind stark technologiegetrieben bzw. haben sich in einem erheblichen Maße der in den letzten Jahren stark veränderten Mediennutzung angepasst. Wie sehen Sie in diesem Kontext die Rolle der Wissenschaft? Sind Hochschulen vor allem gefordert, innovativ mit bestehenden Forschungsmethoden umzugehen und diese weiterzuentwickeln, oder eher, diese zu vermitteln und den "wissenschaftlichen Unterbau" zu schaffen?
Prof. Dr. Christa Wehner: Sowohl als auch. Wir beschäftigen uns in Vorlesungen, Fallstudien oder wissenschaftlichen Abschlussarbeiten natürlich mit innovativen Tools und neuen Forschungsansätzen. Die Aufbruchsstimmung in der Forschung macht auch unsere Arbeit noch spannender. Allerdings sehen wir als Hochschule unsere Aufgabe vor allem darin, unseren künftigen Marktforschern die unverzichtbaren empirischen Methoden zu vermitteln. Wir bezweifeln etliche der 10 Thesen zum "radikalen Umbruch", die am Ende des BVM-Kongresses lebhaft diskutiert wurden und glauben weder, dass Internetnutzer künftig die Institute ersetzen, noch dass Objektivität zu einer "nostalgischen Erinnerung" verkommt.
marktforschung.de: Wird akademische Bildung in der Marktforschung aus Ihrer Sicht auch künftig eine so hohe Relevanz haben wie in der Vergangenheit?
Prof. Dr. Christa Wehner: Bei zunehmender Komplexität wird akademische Bildung als Voraussetzung für erfolgreiches Wissensmanagement und auch für lebenslanges Lernen ganz sicher nicht verzichtbarer. Der kluge Satz von Kant gilt auch in Zukunft: "Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie".
marktforschung.de: Frau Dr. Wehner, vielen Dank für das Interview!
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