ifo Institut Folgen des Brexit-Referendums sind für deutsche Konjunktur überschaubar

Bei seiner Analyse kommt das ifo Institut zu dem Ergebnis, dass die deutsche Wirtschaft vermutlich nur geringe Nachwehen zu spüren bekommen wird. Demnach geht das Institut davon aus, dass das deutsche Wachstum im laufenden Jahr etwa 0,1 Prozentpunkte geringer ausfallen wird als zuvor angenommen. Für das kommende Jahr prognostizieren die Konjunkturforscher zudem ein um 0,1 bis 0,2 Prozent geringeres Wachstum. Grund dafür sind schwächere Exporte und Investitionen. "Das ist ein eher geringer Effekt. Er würde den Aufschwung, in dem sich die deutsche Wirtschaft seit nunmehr drei Jahren befindet, nicht gefährden", kommentierte Timo Wollmershäuser, kommissarischer Leiter des ifo Zentrums für Konjunkturforschung und Befragungen, die Ergebnisse.
In Großbritannien dürften die Folgen eines Brexits dagegen spürbarer ausfallen. "Wir rechnen mit einer konjunkturellen Abschwächung in Großbritannien, einer Abwertung des britischen Pfunds sowie einer vorübergehenden Phase erhöhter Unsicherheit", erklärte Wollmershäuser weiter. Eine nachhaltige Gefahr für die deutsche Wirtschaft erkennt er aufgrund dessen allerdings nicht: "Das wird die deutschen Exporte und die deutschen Investitionen kurzfristig aber nur geringfügig beeinträchtigen."
Folgen eines Brexits lassen sich nur schwer abschätzen
Allerdings kann auch das ifo Institut das tatsächliche Ausmaß der Folgen eines EU-Austritts Großbritanniens noch nicht vollends abschätzen, weshalb die Prognosen mit Vorsicht zu genießen seien. "Wir haben keinerlei historische Erfahrung mit einem Austritt aus der Europäischen Union. Selbst wenn alle zukünftigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU geklärt wären, fiele es dem Konjunkturforscher schwer, Vorhersagen aus den heute gängigen empirischen Modellen abzuleiten", schränkt Wollmershäuser ein.
So wurden einige Effekte, die sich langfristig durch einen Brexit ergeben könnten, im Rahmen der Analyse noch nicht berücksichtigt. "Andere Faktoren, wie zum Beispiel eine mögliche Verlagerung des Finanzplatzes London, eine restriktivere Zuwanderungspolitik der Briten, veränderte Kapitalströme oder erhöhte Transaktionskosten im internationalen Handel durch eine Rückabwicklung des gemeinsamen Binnenmarktes, lassen sich quantitativ nur sehr schwer abschätzen, insbesondere, weil die dafür notwendigen politischen Entscheidungen noch nicht einmal getroffen sind", so Wollmershäuser.
tt
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