Michael Lersch, Confirmit Rasanter Wandel: Online-Fokusgruppen im Mainstream angekommen

Online-Fokusgruppen gewinnen zunehmend an Bedeutung (Bild: FocusVision)
Zum jetzigen Zeitpunkt können wir das Ausmaß der bleibenden Veränderungen noch nicht absehen, doch der Anfang ist gemacht und die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Eine Veränderung wird allerdings schon jetzt besonders deutlich: der Wandel des Mediums Video. Dieser Wandel hat viele Gesichter:
Wandel beim Medienkonsum:

(Bild: Shutterstock)
Wandel bei nutzergenerierten Videos:

(Bild: Shutterstock)
Wandel in der Videokommunikation:

(Bild: Shutterstock)

Videocalls führen zu zunehmender Vernetzung (Bild: FocusVision)
Das Erstaunlichste an dieser verstärkten Nutzung der Videokommunikation ist, dass dieser Trend nicht nur von den Digital Natives ausgeht, sondern sich durch alle Generationen zieht. Selbst Menschen, die bislang eher kamerascheu waren, lernen jetzt die Videokommunikation als alternative Form der visuellen Begegnung und Kontaktaufnahme in Zeiten des Social Distancing zu schätzen.
Für die Forschung ist das eine erfreuliche Entwicklung. Mit dem Beginn der Pandemie und den weltweiten Schutzmaßnahmen in Form von Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln war an persönliche Befragungen vorerst nicht zu denken. Für einige Marktforscher bedeutete dies zumindest anfänglich den kompletten Stillstand ihrer Forschung. Andere hingegen versuchten, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Kunden und die Folgen für Marken zu ergründen, indem sie ihre Aktivitäten ins Internet verlegten.
Wandel in der qualitativen Online-Forschung:

(Bild: Radek_Grzybowsk)

Online gewinnt zunehmend an Bedeutung (Bild: Focusvision)
Für manche Akteure war der Wandel eine echte Herausforderung. Sie mussten sich erst auf die Technologie einlassen und lernen, Rekrutierung und Gestaltung der Fokusgruppen an die veränderten Bedingungen in der Online-Umgebung anzupassen. Anderen hingegen gelang die Umstellung schneller, denn sie fanden kreative Lösungen, um den fehlenden persönlichem Kontakt auszugleichen und trotzdem positive Ergebnisse zu erzielen.
„Wir setzen nur sehr kleine Fokusgruppen um – mehr als vier Teilnehmer plus Moderator sind zu viel.“
„Da Reisen unmöglich ist, sind wir kreativ geworden und haben neue Möglichkeiten zur Befragung von Konsumenten gefunden. Und ich war wirklich angenehm überrascht, was wir mit (Online-)Plattformen alles erreichen konnten.“
„Wir haben alle Fokusgruppen online anstatt persönlich durchgeführt. Dafür waren völlig neue Kompetenzen erforderlich (Online-Moderation, veränderte Rekrutierung, Zusammenarbeit mit Anbietern von Online-Gruppen). Es hat Zeit gebraucht, das in den Griff zu bekommen, aber soweit die Technik/Internetverbindung mitspielt, funktioniert jetzt alles ganz gut.“
„Wir sind digitaler geworden. Das hat zwar den persönlichen Kontakt mit den Teilnehmern erschwert, ABER unsere Forschung flexibilisiert und es sind ein paar tolle Online-Gruppen entstanden.“
Die qualitative Forschung in Form persönlicher Befragungen wird im Laufe der Zeit unweigerlich zurückkehren und eine unverzichtbare Methode zur Erhebung spezieller Daten (z. B. Geschmackstests) bleiben. Doch zugleich werden qualitative Online-Befragungen auch nie mehr so unbedeutend sein wie vor 2020. Der Virtualität ist Tür und Tor geöffnet. Vor nicht allzu langer Zeit waren Videotelefonate eine futuristische und befremdliche Idee, jetzt sind sie die neue Normalität. Potenzielle Studienteilnehmer stehen virtuellen Gruppen inzwischen viel aufgeschlossener gegenüber. Und auch Marktforscher, die sich früher ausschließlich auf Einblicke aus den bewährten persönlichen Interviews verlassen haben, wenden sich nun offen den neuen Möglichkeiten zu.
Das wirkungsvollste Instrument für Unternehmen besteht darin, die eigenen Kunden zu verstehen, mit ihnen zu interagieren und sie einzubinden. Dabei geht es nicht nur um die viel zitierte „Voice of the Customer“, die aus isolierten Datenquellen abgeleitet wird, sondern um die ganzheitliche Sichtweise der Kunden – ihre Motivation, ihre Denkweise und ihr gesamtes Handeln. Qualitative Forschung ergründet das Leben der Menschen und liefert bemerkenswert detaillierte Einblicke. In der unsteten Welt von heute gibt es für Unternehmen nichts Wichtigeres, als ein tiefes Verständnis für die Menschen zu entwickeln und ihre wahren Beweggründe zu kennen, damit sie den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht werden können.
Über Michael Lersch

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