FAMS-Abschlussstudie: „Wilde Liga“ als Alternative zum DFB?

Bielefeld/Hamburg - Fast sieben Millionen Menschen in Deutschland spielen organisiert in mehr als 25.000 Vereinen aktiv Fußball. Dachverband ist der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Wer keinem Verein beitreten, trotzdem aber regelmäßig mit einer Mannschaft in einer Liga spielen möchte, kann in einer alternativen Fußballliga spielen. Eine sogenannte „Wilde Liga“ haben drei Absolventen der der beruflichen Medienschule Hamburg-Wandsbek im Rahmen ihrer Abschlussarbeit genauer betrachtet. Untersuchungsobjekt war die 1976 gegründete Wilde Liga Bielefeld, eine der ältesten, vom DFB unabhängigen Freizeitfußballligen mit derzeit 36 Teams. Die Hauptfrage der Online-Studie war dabei, was die Aktiven motiviert in die „Wilde Liga“ einzutreten und wie zufrieden sie mit der Organisation und dem spielerischen Alltag sind? 

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Hauptmotive für das Engagement in der „Wilden Liga“ sowohl die Ablehnung der Praxis in den DFB-Vereinen als auch eine deutliche Spaß-Orientierung seien. Dabei kennt der Großteil der Spieler den DFB nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis. 71% waren zuvor in einem DFB- Verein aktiv.

Entscheidende Gründe für den Wechsel zur Wilden Liga sind vor allem die zu starren und intensiven zeitlichen Anforderungen in den DFB Vereinen (72%) und die hierarchische Ordnung  (57%).

Der Spaß am Spiel, der für 82% der Befragten eine größere Rolle spielt als die Erfolgsorientierung, sei für die Studienteilnehmer in der „Wilden Liga“ eher zu finden. Dennoch sei der Wettkampfcharakter auch hier wichtig: Lediglich 16 % empfinden den Erfolgsfaktor als unwichtig. 

Ob diese Mischung aus basisdemokratischer Organisation, Spaß am Spiel, und Wettkampfgedanke, ohne dass das Leistungsprinzip im Vordergrund steht, für die Aktiven in der Praxis funktioniert, zeigt die Zufriedenheit der aktiven Spieler. So seien 94 % mit der Mitbestimmung im Team zufrieden, Mitbestimmung in der Organisation der Liga bewerten 93% als (sehr) gut und auch die Nachrangigkeit des Leistungsprinzips stimmt 85% zufrieden.

Gleichzeitig ergeben sich aber auch Herausforderungen: 22% bemängeln den zum Teil fehlenden sportlichen Umgang miteinander, von dem jedoch eine funktionierende Spielpraxis abhängt, wenn ohne Schiedsrichter und mit verhandelbaren Regeln gespielt wird. Entsprechend sind die Studienteilnehmer mit dem verhandelbaren Regelwerk (29%) unzufrieden und mit der Tatsache, dass es keinen Schiedsrichter (33%) gibt. Einer Mehrheit von 55% der Spieler sei das Spiel ohne Schiedsrichter nicht so wichtig. 

Zur Studie: Für ihre Abschlussarbeit befragten Martin Kurth und Christian Treffert (rc - research & consulting GmbH), Laura Arndt (GfK SirValUse) und Jonas Meixner (Ipsos GmbH)  131 Spieler der „Wilden Liga“ Bielefeld in einer Online-Studie.

jw

 

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