Internationaler Tag des Fairen Handels Fairtrade: Umsätze in Deutschland 2022 um 11 Prozent gestiegen

Fairtrade-Bananen können ein Absatzwachstum verbuchen: Sie haben in Deutschland zwischenzeitlich einen Marktanteil von 16 Prozent. Bild: picture-alliance / dpa | epa AFP
Der jährliche Aktionstag, der seit 2001 jeden zweiten Samstag im Mai stattfindet, soll dazu beitragen, auf Fairtrade aufmerksam zu machen, um die weltweite Ausbeutung von Arbeitskräften zu bekämpfen und faire Arbeitsbedingungen zu fördern. Das Fairtrade-Siegel sichert den Erzeugenden faire Preise und feste Einkommen zu.
Nach dem Jahresbericht- und Wirkungsbericht 2022/23 „Zukunft fair gestalten“ von Fairtrade Deutschland wird Fairtrade von den Konsumenten angenommen und bleibt wichtig. Denn die Zeiten für Produzierende sind schwierig, insbesondere für die auf der Südhalbkugel.
Die Folgen von Krieg und Klimakrise sind in den Anbauländern deutlich spürbar. Die Fairtrade-Absätze sind wichtig für die Menschen vor Ort, denn fairer Handel stärkt die Widerstandsfähigkeit gegen Krisen,
so Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland, auf der Jahrespressekonferenz am 9. Mai 2023.
Fairtrade setzt sich durch
- Käuflich erwerblich waren 2022 über 8.300 Fairtrade-gesiegelte Produkte, 57 Prozent biozertifiziert.
- 51 Prozent der Fairtrade-Artikel waren Eigenmarken der Handelspartner.
- Die Deutschen gaben durchschnittlich 28 EUR pro Kopf für Fairtrade-Produkte aus.
- Ein besonderes Absatzplus kann die Gastronomie nach Corona mit 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbuchen.
Absatz der einzelnen Fairtrade-Produkte
Überraschend positiv entwickelt hat sich der Absatz von Fairtrade-Bananen: Er stieg 2022 mit acht Prozent auf 117.000 Tonnen – entgegen dem insgesamt rückläufigen Bananenmarkt. Der Großteil von 90 Prozent der Fairtrade-Bananen wird in den Discountern verkauft. Im deutschen Bananenmarkt liegt der Anteil von Fairtrade-Bananen bei 16 Prozent, der Bioanteil davon bei 70 Prozent.
Auch fairer Kakao kann 2022 mit rund 76.000 Tonnen ein Absatzplus von knapp fünf Prozent verbuchen. Der Marktanteil von Fairtrade-Kakao ist damit auf 17 Prozent gestiegen.
Dank der wiederbelebten Gastronomie stiegen die Absätze bei Fairtrade-Eiscreme um 10,6 Prozent und kalten Fairtrade-Mischgetränken um 24, 7 Prozent.

Absatz- und Umsatzwachstum von Fairtrade auf dem Deutschen Markt aus dem Jahresbericht 2022 / 2023
Der Absatz von Fairtrade-Kaffee ging 2022 um knapp zwei Prozent zurück, bleibt aber mit 24.000 Tonnen weiterhin vom Gesamtumsatz das wichtigste Produkt im Fair-Trade Sortiment. Der Kaffee wird zu 65 Prozent als ganze Bohnen verkauft und über 70 Prozent sind biozertifiziert.
Bei Fairtrade-Baumwolle ist ein leichter Rückgang von drei Prozent bei den Textilien mit Fairtrade-Baumwollsiegel zu verzeichnen, der Absatz aus dem Fairtrade-Rohstoffmodell und den Sortimenten aus dem Fairtrade-Textilstandard ist aber im Aufwärtstrend.
Größte Absatzeinbußen hat der Schnittblumenmarkt mit minus 23 Prozent auf 484 Mio. Stiele zu verkraften und zeigt auch die inflationsbedingte rückläufige Entwicklung auf dem Gesamtblumenmarkt.
Nachhaltigkeit und Fairer Handel im Einzelhandel
Eine im Juni 2022 veröffentliche Studie von YouGov über das vergangene Jahr zeigt, dass generell ein gestiegenes Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Einzelhandel zu verzeichnen ist. Über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) sagen, dass Nachhaltigkeit im Einzelhandel ein wichtiges Thema ist. Davon bemühen sich 71 Prozent, Produkte aus fairem Handel zu kaufen und sogar 51 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Quelle: YouGov Profiles, Stand der Daten 12.06.2022. All diejenigen, die in den verganenen 12 Monaten angeben haben, dass Nachhaltigkeit im Einzelhandel eines ihrer wichtigsten Themen ist (n=5.716) im Vergleich zur Gesamtbevölkerung.
Unter den Produktlabels, die bei Lebensmitteln berücksichtigt werden, liegt unter den Befragten, für die Nachhaltigkeit im Einzelhandel ein wichtiges Thema ist, Fair Trade mit 51 Prozent auf dem zweiten Platz nach dem Biolabel mit 54 Prozent. In der Gesamtbevölkerung wird Fair Trade bei Lebensmitteln zu 30 Prozent berücksichtigt.
Aktueller GfK Nachhaltigkeitsindex: Nachhaltiger Konsum steigt wieder
Auch nach dem GfK-Nachhaltigkeitsindex für April 2023 sind die Deutschen im Aufwärtstrend des Konsumklimas wieder bereit, mehr Geld für nachhaltige Produkte auszugeben. Der Index stieg auf 99,9 Punkte an – 6,6 Punkte mehr als noch im Januar, und hat somit wieder das Durchschnittsniveau von 2022 erreicht. Bei Produkten des täglichen Bedarfs sind die Konsumierenden allerdings etwas weniger bereit, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu zahlen als bei größeren Anschaffungen.

Der GfK Nachhaltigkeitsindex umfasst zurückliegende Käufe unter Nachhaltigkeitsaspekten, geplante Käufe sowie die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte einen höheren Preis zu bezahlen. Dafür befragt GfK alle drei Monate eine repräsentative Gruppe von rund 1.000 Konsumenten in Deutschland.
Die soziale Verantwortung ist laut der Studie sogar noch wichtiger als die ökologische Nachhaltigkeit.
Das Bewusstsein der Verbraucher für soziale Aspekte wächst und sie erwarten von Unternehmen zunehmend verantwortungsbewusstes Handeln, etwa die strikte Einhaltung ethischer Standards entlang der gesamten Lieferkette,
erklärt Petra Süptitz, Nachhaltigkeitsexpertin bei Gfk.
Marken, die soziale Nachhaltigkeit ernst nehmen, glaubwürdig umsetzen und kommunizieren, könnten nach ihrer Aussage einen echten Mehrwert gegenüber dem Wettbewerb bieten und langfristig erfolgreich sein.
Fairtrade-Mechanismen punkten
Die zum 30-jährigen Bestehen von Fairtrade Deutschland am 7. Juni 2022 veröffentliche Studie von Mainlevel Consulting zur Wirkung des fairen Handels auf Armutsbekämpfung und wirtschaftliche Resilienz hat Fairtrade Kooperationen mit nicht zertifizierten Organisationen 2012, 2018 und 2021 verglichen. In der Langzeitstudie wurde die Produktion von Kakao aus Ghana, Bananen aus Nordperu und Kaffee aus Zentralperu untersucht.
Nach den Ergebnissen stellen die beiden Fairtrade-Mechanismen – Mindestpreis und Prämie – ein entscheidendes Sicherheitsnetz für die Landwirte, ihre Organisationen und für ihre Gemeinden dar.
Auch in den Bereichen Gleichberechtigung, Sicherheit am Arbeitsplatz und Gesundheitsfürsorge konnten Fairtrade-Organisationen im Vergleich zu nichtzertifizierten Kooperativen deutlich besser punkten.
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