Europäisches Konsumklima mit positivem Trend zum Jahresende

Das Konsumklima für die EU ist laut GfK von September bis Dezember 2015 um 1,9 Punkte auf 12,2 Zähler gestiegen. Beeinflusst wird es unter anderem durch die aktuelle politische Situation, aber vor allem durch die überwiegend guten wirtschaftlichen Rahmendaten.


In den meisten europäischen Ländern schwankte die Stimmung der Verbraucher im vierten Quartal 2015. Der anhaltende Flüchtlingsstrom aus den Krisengebieten im Nahen Osten und in Nordafrika war zunächst das beherrschende Thema. In Deutschland, Österreich, Dänemark und Schweden, die bei den Flüchtlingen als Zielland besonders begehrt sind, wird die Diskussion, ob so viele Flüchtlinge tatsächlich erfolgreich in die Gesellschaft integriert werden können, zunehmend kritischer geführt. Im November erschütterten die Anschläge von Paris sowie die kurz danach eingehenden Terrorwarnungen in Deutschland die Menschen.

Erst zum Jahresende hin gewannen die inzwischen europaweit positiven Rahmendaten an Bedeutung. In fast allen betrachteten Ländern wuchs die Wirtschaftsleistung deutlich. Dank  niedriger Rohöl- und Energiepreise sowie einer kaum vorhandenen Inflation verfügen Verbraucher über mehr Geld, das sie für andere Dinge ausgeben können. Ebenfalls in fast allen Ländern sank die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr deutlich. Diese positiven Entwicklungen zeigten sich in steigenden Konjunktur- und Einkommenserwartungen der Europäer. Vor allem in den (ehemaligen) Krisenstaaten reichten diese positiven Einflüsse jedoch noch nicht aus, um auch die Kauflaune der Menschen zu verbessern. Dort reicht das den Haushalten zur Verfügung stehende Geld nach wie vor kaum, um den täglichen Bedarf zu decken.

Wirtschaftliche Lage ist besser als die Stimmung der Verbraucher

Die Konjunkturerwartung der Deutschen musste im Herbst weitere Verluste hinnehmen. Der Indikator fiel mit -5,3 Zählern im November auf den niedrigsten Wert seit Februar 2013. Zum Ende des vierten Quartals stabilisierte er sich leicht, sank aber im Vergleich zum dritten Quartal um 3,5 Punkte auf 2,9 Zähler. Die tatsächliche wirtschaftliche Lage stellte sich deutlich besser dar als die Stimmung der deutschen Verbraucher: Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im vierten Quartal um 1,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Insgesamt wuchs die deutsche Wirtschaft im Jahr 2015 um 1,7 Prozent und damit so stark wie seit vier Jahren nicht mehr. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich auch die Konjunkturerwartung der deutschen Verbraucher wieder positiv entwickeln wird.
Im Gegensatz zur Konjunkturerwartung stiegen die Einkommensaussichten der deutschen Konsumenten zwischen September und Dezember um 3,1 Punkte auf 50,8 Zähler. Im November sank der Indikator zwischenzeitlich auf seinen Jahrestiefststand von 44,4 Zählern. Gemessen am Vorjahreszeitpunkt schlägt ein Plus von fast 10 Punkten zu Buche.

Die Anschaffungsneigung konnte ihr überaus hohes Niveau auch im Herbst halten. Der Indikator verlor zwischen September und Dezember lediglich 1,4 Punkte. Zum Jahresabschluss stand er bei 49,0 Punkten und lag damit exakt auf Vorjahresniveau.

Frankreich: Anschaffungsneigung deutlich gesunken

Die Konjunkturerwartung der Franzosen hatte sich im Sommer wieder stabilisiert. Dieser Trend setzte sich auch im vierten Quartal fort. Im Vergleich zum Jahresende 2014 stieg die Konjunkturerwartung der Franzosen im Laufe des Jahres um rund 23 Punkte.

Auch die Einkommenserwartung der französischen Verbraucher stieg im letzten Quartal insgesamt um 2,2 Punkte auf -4,9 Zähler. Der Trend zeigt inzwischen eindeutig nach oben. Zu dieser Entwicklung haben sicherlich die langsam sinkenden Arbeitslosenzahlen beigetragen. Diese positive Entwicklung wirkte sich jedoch nicht auf die Anschaffungsneigung der Franzosen aus.

Großbritannien: Einkommenserwartung steigt

Nachdem die Konjunkturerwartung der britischen Verbraucher im September auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gesunken war, schwankte die Stimmung der Briten im vierten Quartal. Trotzdem war im Dezember ein Plus von 5,6 Punkten gegenüber September zu verzeichnen. Die britischen Konsumenten gehen allerdings offensichtlich davon aus, dass die konjunkturelle Entwicklung ihres Landes in den kommenden Monaten moderater verlaufen wird.

Im Gegensatz dazu stieg die Einkommenserwartung im vierten Quartal um 11 Punkte spürbar und liegt aktuell bei 22,9 Zählern. Das ist ein Plus von fast 18 Punkten gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Den positiven wirtschaftlichen Entwicklungen zum Trotz sank die Anschaffungsneigung der Briten im vierten Quartal leicht um 4,6 Punkte auf 10,6 Zähler. Dennoch bleibt der Trend positiv.

Italiener sind optimistisch

Die Konjunkturerwartung der italienischen Verbraucher schwankte in den Sommermonaten stark, blieb dabei aber deutlich im negativen Bereich und sank im Juli auf -31,9 Zähler ab. Dieser Abwärtstrend konnte im vierten Quartal gestoppt werden. Der zugehörige Indikator ist im Vergleich zum Septemberwert um 14 Punkte auf -1,4 Zähler gestiegen. Damit lag die Konjunkturerwartung zwar nach wie vor im negativen Bereich, der gestiegene Optimismus der Verbraucher ist aber klar erkennbar. Die italienischen Konsumenten gehen offensichtlich davon aus, dass sich die Wirtschaft in den kommenden Monaten zunehmend erholen wird. Im November erreichte der Indikator mit 1,9 Punkten sogar den höchsten Wert seit Januar 2010.

Spanische Verbraucher erwarten weiter anhaltenden Aufschwung

Die spanische Wirtschaft brummt. Das Bruttoinlandsprodukt ist sowohl im zweiten als auch im dritten Quartal 2015 um 3,4 Prozentpunkte gegenüber den Vorjahreszeiträumen gewachsen. Der wirtschaftliche Aufwind wirkt sich spürbar auf die Konjunkturerwartung der spanischen Verbraucher aus. Diese ist im letzten Quartal um 17,8 Punkte auf 51,4 Zähler angestiegen und bildet damit nicht nur den aktuell höchsten Wert im europäischen Vergleich, sondern auch für Spanien einen historischen Höchststand.

Aufgrund der stark wachsenden Konjunktur gehen die Spanier auch weiterhin von steigenden Einkommen aus. Das dürfte auch an der kontinuierlich sinkenden Arbeitslosigkeit liegen. Die Anschaffungsneigung der spanischen Verbraucher schwankt hingegen weiter. Für Anschaffungen, die über die täglich notwendigen Dinge hinausgehen, haben die spanischen Verbraucher bisher meist kein Geld übrig. Ein positiver Trend ist bislang nicht erkennbar.

Auch Portugals Konjunktur- und Einkommenserwartung befindet sich auf Rekordwerten und niederländische Verbraucher befinden sich ebenfalls in Kauflaune. Nach einem massiven Einbruch der Konjunkturerwartung im dritten Quartal 2015 schöpften auch die belgischen Verbraucher zum Jahresende wieder Hoffnung.

Griechenland fällt in eine Rezession zurück, während auch die Österreicher kein Geld für größere Anschaffungen ausgeben und nicht mit einer spürbaren Verbesserung der Wirtschaftsdaten rechnen. Polens Wirtschaft wächst hingegen und wirkt sich spürbar positiv auf die Konjunkturerwartung der Verbraucher aus. Dasselbe gilt auch für Tschechien, die Slowakei und Bulgarien. In Rumänien sinkt die Konjunkturerwartung dagegen deutlich. Die Einkommen der Rumänen reichen weiterhin nur gerade so, um die absolut notwendigen Dinge des täglichen Bedarfs zu decken.

Zur Studie:
Die Ergebnisse zum GfK Konsumklima Europa stammen aus einer Konsumentenbefragung, die im Auftrag der EU-Kommission in allen Ländern der Europäischen Union durchgeführt wird. In den 28 Ländern werden monatlich etwa 40.000 Personen befragt. Diese sind repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung in der EU.

dr

 

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