Interview mit Wolfgang Dittrich, Geschäftsführer d.core GmbH "Es war ein idealer Zeitpunkt für ein neues Konzept, eine Marktforschungsagentur anstelle eines Instituts zu gründen."

Wolfgang Dittrich (d.core)

marktforschung.dossier: Herr Dittrich, vor rund fünf Jahren haben Sie zusammen mit Andrea Eckes die Medienforschungs- und Beratungsagentur d.core gegründet. Wenn Sie heute zurückblicken: Würden Sie den Weg noch einmal genauso gehen?

Wolfgang Dittrich: Schwierig, eine multidimensionale Frage zu beantworten: Den Weg ja, aber nicht genauso. Es war, meine ich, ein idealer Zeitpunkt für ein neues Konzept, eine Marktforschungsagentur anstelle eines Instituts zu gründen, und dazu mit weitgehender Konzentration auf das Segment der Medienforschung und Medienvermarktung, wo wir aus unseren vorherigen Stationen umfassende Erfahrungen mitbrachten.

marktforschung.dossier:
Was waren seinerzeit die Beweggründe für die Unternehmensgründung?

Wolfgang Dittrich: Natürlich die Lust, etwas Eigenes aufzubauen, der geeignete Zeitpunkt nach sieben Jahren bei Infratest und acht Jahren bei Burda. Und die Überzeugung, dass umfassende Anwendungserfahrungen von Auftraggeberseite dringend benötigt werden. Und Andrea Eckes hat damals ähnlich gefühlt.

marktforschung.dossier: Wie hat sich Ihr Geschäft seit der Gründung entwickelt? Ging es immer – auch in punkto Umsatzentwicklung – geradeaus, oder waren Strategieanpassungen notwendig?

Wolfgang Dittrich:
Eigentlich immer bergauf, aber mit vielen kleinen Adjustierungen, meist aufgrund des Bedarfs bei unseren meist sehr treuen Kunden, dem wir uns angepasst haben. Unsere Kernkompetenzen, nämlich Medien, Werbewirkung Print, Online und Mobile sind immer noch die gleichen, ergänzt durch technische Messungen bei Online und mobile sowie durch einen zusätzlichen Fokus auf Datenanalysen, Visualisierungen, Dashboards, Modellings etc., den unser dritter Gesellschafter Dr. Benedikt Köhler mitbrachte.

marktforschung.dossier: Was sind für Sie Vor- und Nachteile eines eigenen Unternehmens? Wie waren die letzten fünf Jahre für Sie persönlich als Geschäftsführer?

Wolfgang Dittrich: Das waren höchst intensive Jahre, mit Aufs und Abs, Hochs und Tiefs – stets mit vielen Überstunden, aber sehr erfüllend. Die Verantwortung für das schnell wachsende Team ist natürlich von anderer Qualität als in den Jahren eines angestellten Mafo-Leiters.

marktforschung.dossier: d.core ist ja nach wie vor ein kleines Unternehmen. Wie gelingt es Ihnen, sich im „Konzert der Großen“ – also beispielsweise der in diesem Bereich etablierten Konkurrenten wie GfK und Nielsen – durchzusetzen?

Wolfgang Dittrich: In aller Bescheidenheit: Klein? Auf das Team mit 13 Mitarbeiten und einigen freien oder studentischen Mitarbeit sind wir schon sehr stolz. Und dass Sie uns in einem Satz mit GfK oder Nielsen erwähnen erst recht.

marktforschung.dossier: Zu Recht – aber kleiner als die genannten Wettbewerber ist Ihr Unternehmen ja schon noch. Was also macht den Unterschied aus?

Wolfgang Dittrich:
Der Punkt geht an Sie: Wir sind davon überzeugt, dass unsere starke Fokussierung auf Medien, Markt-Media-Studien und Werbewirkung sich auszahlt. Und natürlich auch, dass wir durch unsere Erfahrungen in Medienhäusern und bei Vermarktern die Sprache unserer Kunden sprechen.

marktforschung.dossier: Sie kennen die Marktforschungsbranche und speziell den Medienforschungszweig seit etlichen Jahren. Die Medienlandschaft hat sich in dieser Zeit massiv verändert. Was waren – oder auch sind – aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen?

Wolfgang Dittrich: Medien und Marktforschung teilen sich ähnliche Herausforderungen: die digitale Revolution und das sich völlig verändernde Kommunikationsverhalten: social networks, mobile Medien, twitter, multi screen sind nur einige Beispiele. Damit muss die Medienbranche ebenso umgehen lernen wie die Marktforscher. Bei beiden sind das existenzielle Herausforderungen und sogar Bedrohungen, für die Marktforschung zusätzlich methodische Umwälzungen und datenschutzrechtliche Komplikationen.

marktforschung.dossier: Die Branche beklagt hierzulande vermehrt eine schwierige wirtschaftliche Situation mit Umsatzrückgängen. Ist diese Entwicklung speziell der letzten Jahre ein temporäres Problem? Und kann man angesichts dessen heutzutage überhaupt noch einem Marktforscher zur Unternehmensgründung raten?

Wolfgang Dittrich: Wir klagen nicht, allerdings wird es immer schwerer, aus dem Umsatz auch ein Ergebnis herauszuholen. Denn der harte Wettbewerb und knappe Budgets bei den Aufraggebern machen es nicht leicht zu bestehen. Aber werden wir weiter erfolgreich sein: mit dem entscheidenden Fähigkeitsbouquet: Ideen, Kompetenz und Leidenschaft. Auch gegen neue Wettbewerber, die kommen werden. Es lohnt sich wirklich.

marktforschung.dossier: Herr Dittrich, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

 

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