Interview zum Webseminar am 06.05.2021 um 11 Uhr "Es ist immer wieder schön zu sehen, wie engagiert sich Menschen einbringen"

Dirk Wieseke, KERNWERT
Herr Wieseke, erfährt das Thema Research Communities während der Pandemie eine erhöhte Aufmerksamkeit? Das stetige Fühlen des Verbraucherpulses ist ja gerade wichtiger denn je, oder?
Dirk Wieseke: Ja, auf jeden Fall. In den letzten Monaten wurden Research Communities genutzt, um Projekte durchzuführen, die vorher vielleicht mit klassischen Fokusgruppen oder In-Home-Visits umgesetzt worden wären. Die große Flexibilität und breite Einsatzmöglichkeit der Methode haben auch dazu geführt, dass viel experimentiert und kreativere Ansätze ausprobiert wurden, z.B. als Ersatz für Workshopformate oder unternehmensinterne Communities, um Veränderungen zu begleiten.
Die meisten Kunden mit bestehenden, langfristigen Communities haben diese intensiver genutzt, als vor der Pandemie und waren froh, einen direkten Draht zu ihren Kunden zu haben, auch um die Auswirkungen und Veränderungen von Corona besser verstehen zu können.
Was begeistert Sie persönlich an diesem Ansatz? Wie sind Sie zur qualitativen Onlineforschung gekommen und warum sind Sie dabeigeblieben?
Dirk Wieseke: Als wir KERNWERT 2005 gegründet haben, wollten wir kreative Online-Lösungen für die qualitative Forschung entwickeln. Schon vorher hatte ich mit hybriden Workshopformaten experimentiert und sah enormes Potential für die qualitative Forschung. Wir waren davon überzeugt, dass der Austausch im digitalen (damals noch online) Raum unseren Alltag und unsere Kommunikation verändern wird und waren begeistert von den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Und diese Begeisterung hält bis heute an. Als Teil der qualitativen Forschung sind Communities ideale Kanäle für einen offenen Austausch zwischen Unternehmen und Zielgruppen. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie engagiert sich Menschen einbringen, wenn man ihnen die passende Umgebung bietet, ihnen zuhört und sie ernst nimmt.
Mit welchen Fragen konfrontieren Ihre Kunden Sie typischerweise, wenn sie an Sie herantreten und eine Research Community aufbauen möchten?
Dirk Wieseke: Anlass der Kontaktaufnahme sind häufig Fragen zu unserer Software, die ja sehr vielfältige Tools für die Umsetzung von Communities bietet – sowohl für die Datenerhebung, als auch für das Management und die Kommunikation mit den Teilnehmenden. Auch wenn wir unsere Kunden mit umfassendem Service begleiten, geht es am Anfang also vor allem um Tools und Funktionen. In der weiteren Beratung spielen gerade bei langfristigen Communities dann übergeordnete Themen wie Teilnehmermotivation, Struktur oder Methoden eine zentrale Rolle.
Eine ganz typische Frage ist etwa wie oft und wie viel Forschungsaktivität in einer Community passieren darf oder soll. Ganz wichtig sind also eine Bestandsaufnahme und Zieldefinition. Was möchte ich mit meiner Community erreichen? Sind das realistische Vorstellungen? Bei diesen Fragen können wir auf unsere langjährigen Erfahrungen zurückgreifen und beraten natürlich gerne.
Und wie Sie dann gemeinsam mit dem Kunden weiterverfahren, zeigen Sie im Web-Seminar am 6. Mai um 11 Uhr?
Dirk Wieseke: Ja, ich möchte auf die eben angesprochenen Punkte eingehen. So unterschiedlich die Ansprüche, Budgets und Forschungsfragen auch sind, es gibt doch immer wieder Dinge, die sich ähneln. Im Web-Seminar möchte ich möglichst praxisnahe Tipps zur Planung und Umsetzung geben, um ein paar typische Hürden aus dem Weg zu räumen.
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Welche Fehler sollte man nicht machen, wenn man eine Community aufbauen will?
Dirk Wieseke: Nach meinen Erfahrungen sind es vor allem falsche Erwartungen und unzureichende Kommunikation, die den Erfolg einer Community gefährden können. Wir erleben immer wieder wie zentral klare Kommunikation ist: Ich muss meine Erwartungshaltung an die Teilnehmenden formulieren, Aufgaben und Rollen erläutern und den Ablauf erklären. Oft besteht etwa die Annahme, dass Teilnehmende einer Community ununterbrochen mit Input versorgt werden müssen. Dem ist aber nicht so. Wenn klar kommuniziert wird, wann was passieren wird, ist auch eine längere Pause kein Problem – ein Punkt der gerade bei Communities zur Begleitung von Produktentwicklungen natürlich zentral ist und bei der Projektplanung sehr hilft.
Aufbau ist das eine. Auf was kommt es besonders an, wenn man eine Research Community am Leben halten will?
Dirk Wieseke: Die Teilnehmermotivation ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Communities, aber auch ein weites Feld. Es gibt dafür nicht den einen Hebel, am Ende ist es vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen, die die Teilnehmenden begeistern und aktiv halten. Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit diesem Thema und haben in einer großen Eigenstudie im letzten Jahr die Motivation in Communities untersucht. Ein wesentlicher Punkt ist die Relevanz der Mitarbeit: Die Teilnehmenden in solchen Communities möchten weniger unterhalten werden, sondern vielmehr etwas bewegen und bewirken.
Wie viele Research Communities haben Sie über die Jahre in ihre digitalen Dörfer einziehen lassen? Und wer ist eigentlich der Häuptling eines jeden Dorfs?
Dirk Wieseke: Digitale Dörfer, das ist ein schönes Bild. Communities sind Gemeinschaften von Menschen – für eine kurze oder längere Zeit. Manchmal sind es kleine WGs, manchmal Dörfer oder Städte. Wir beschäftigen uns ja schon lange mit qualitativer Online-Forschung, es fing mit Research Foren an, quasi die Vorläufer der Communities. Mittlerweile gibt es wahrscheinlich kaum ein Thema, für das wir nicht schon ein Dorf gebaut haben - von Zahnpasta über Autos und Versicherungen bis hin zu Süßigkeiten und Politik.
Anstelle des Häuptlings würde ich für die Moderation eher die Rolle des Gastgebers vorschlagen. Es braucht jemanden, der darauf achtet, dass sich alle wohlfühlen, der Menschen miteinander in Kontakt bringt, Fragen stellt und Impulse gibt und echter Ansprechpartner für Fragen der Mitglieder ist. Am Ende möchten Menschen auch in Communities mit anderen Menschen sprechen und nicht mit Software oder einer KI.
Wie klein oder groß kann so eine Community eigentlich sein bzw. werden?
Dirk Wieseke: Wir haben uns ja auf qualitative Forschung spezialisiert, unsere Communities fangen also wirklich bei 10-15 Personen in kleinen (auch langfristigen) Expertenpanels an und gehen bis zu niedrigen vierstelligen Mitgliederzahlen. Eine größere Community ist nicht unbedingt besser und mehr Teilnehmende liefern nicht zwingend mehr Insights.
Nicht jedes Unternehmen hat die Ressourcen, um eine große Kunden-Community dauerhaft zu betreiben. Das muss übrigens auch nicht sein, es lässt sich für (fast) jede Frage und jedes Budget eine passende Community entwickeln. Wichtig ist die Zielsetzung vor Augen zu haben und diese mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zusammen zu bringen. Das wird auch ein Schwerpunkt des Web-Seminars sein: Wie finde ich die Community, die zu mir passt.
Ich werde übrigens nicht nur über langfristige Kunden-Communities sprechen, sondern auch auf das spannende Format von Projekt-Communities eingehen und zeigen, wie man auch mit kurzen Pop up-Communities Adhoc-Fragen beantworten kann. Die ganze Vielfalt der Communities sozusagen.
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

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