Engagement Index: Emotionale Mitarbeiterbindung gegen Fluktuation
Berlin - Nur ein geringer Teil der deutschen Arbeitnehmer weist eine hohe emotionale Bindung an den Arbeitgeber auf: Lediglich 16 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind bereit, sich freiwillig für die Ziele ihrer Firma einzusetzen. 67 Prozent leisten Dienst nach Vorschrift und 17 Prozent sind emotional ungebunden und haben innerlich bereits gekündigt. Immerhin: Der Anteil der inneren Kündigungen ist im Vergleich zum Vorjahr von 24 Prozent auf 17 Prozent geschrumpft. Zu diesen Ergebnissen kommt Gallup in seinem Engagement Index 2013.
Die Daten deuteten darauf hin, dass sich das Führungsverhalten und damit auch die Qualität des Arbeitsumfeldes verbessert haben, so Gallup. Trotz dieser positiven Tendenzen sind aber nach wie vor acht von zehn Mitarbeiter nicht emotional an ihren Arbeitgeber gebunden.
Die emotionale Bindung hat direkte Auswirkungen auf die Verweildauer in einem Unternehmen. 93 Prozent der emotional hoch gebundenen Mitarbeiter, aber nur 45 Prozent derjenigen ohne emotionale Bindung, planen in einem Jahr noch bei ihrer derzeitigen Firma tätig zu sein. Mit Blick auf die nächsten drei Jahre wollen 80 Prozent der emotional Hochgebundenen ihrem aktuellen Arbeitgeber treu bleiben, bei den inneren Kündigern planen dies nur noch 34 Prozent. Generell wollen von den emotional ungebundenen Mitarbeitern nur 21 Prozent bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber Karriere machen. Bei denjenigen mit hoher emotionaler Bindung sind es 65 Prozent.
Emotionale Mitarbeiterbindung ist gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nötig: Fast ein Fünftel aller Mitarbeiter (18%) stimmt vollständig zu, dass ihr Arbeitgeber große Schwierigkeiten hat, den Bedarf an geeigneten Fachkräften zu decken. Nur wenige Beschäftigte (16%) sind zudem voll und ganz davon überzeugt, dass ihr Arbeitgeber dazu in der Lage ist, die besten Talente anzuziehen.
Gerade für Unternehmen, deren Geschäft auf Beratung, Service und Dienstleistungen basiert, sind emotional gebundene Mitarbeiter immens wichtig. Denn immerhin 70 Prozent aller Beschäftigten haben einen Arbeitsplatz mit direktem Kundenkontakt, davon 90 Prozent mehrmals pro Woche. Für 72 Prozent dieser Arbeitnehmer mit hoher emotionaler Bindung – aber nur für 37 Prozent der Arbeitnehmer ohne emotionale Bindung – bestimmt die Erfüllung von Kundenwünschen und -bedürfnissen das tägliche Handeln. 51 Prozent der emotional Hochgebundenen finden ein Arbeitsumfeld vor, um gut auf die Kundenwünsche und -bedürfnisse einzugehen. Bei den inneren Kündigern sind es hingegen nur 12 Prozent.
Emotionale Mitarbeiterbindung verbessert aber nicht nur die Bindung zu den aktuellen Kunden, sondern hilft auch, neue Kunden zu gewinnen: 86 Prozent der emotional hochgebundenen Arbeitnehmer – aber nur 14 Prozent derjenigen ohne emotionale Bindung – würden die Produkte oder Dienstleistungen ihres Unternehmens Freunden und Familienangehörigen empfehlen. Auch auf das Recruitment neuer Mitarbeiter hat die Mitarbeiterbindung einen Einfluss: 66 Prozent aller Arbeitnehmer mit hoher emotionaler Bindung würden ihrer Familie und Freunden das eigene Unternehmen als hervorragenden Arbeitsplatz empfehlen – Arbeitnehmer ohne emotionale Bindung tun dies nur in vier Prozent der Fälle.
Die Frage „Hatten Sie in den letzten 30 Tagen das Gefühl, auf Grund von Arbeitsstress innerlich ausgebrannt zu sein?“ bejahten 58 Prozent der emotional ungebundenen Mitarbeiter, aber nur 29 Prozent der Mitarbeiter mit hoher emotionaler Bindung. Ganze 86 Prozent derjenigen mit hoher emotionaler Bindung haben zudem innerhalb der letzten Woche Spaß bei der Arbeit gehabt, bei den inneren Kündigern sind es lediglich zehn Prozent. Die überwiegend negativen Gefühle wirken sich auch auf das soziale Umfeld aus: 42 Prozent der emotional ungebundenen Mitarbeiter – aber nur 13 Prozent der emotional Hochgebundenen – haben in den letzten 30 Tagen drei oder mehr Tage gehabt, an denen sie sich auf Grund von Arbeitsstress schlecht gegenüber ihrer Familie oder ihren Freunden verhalten haben.
Mehr als die Hälfte aller Unternehmen (57%) bietet Programme zur Gesundheitsförderung an. Allerdings nutzen lediglich 40 Prozent der Beschäftigten diese Angebote.
Zur Studie: Seit dem Jahr 2001 erstellt Gallup jährlich, anhand von zwölf Fragen zum Arbeitsplatz und -umfeld, den sogenannten Q12®, den Engagement Index für Deutschland. Die Studie gibt Auskunft darüber, wie hoch der Grad der emotionalen Bindung von Mitarbeitern und damit das Engagement und die Motivation bei der Arbeit ist. Für die jüngste Untersuchung wurden insgesamt 1.368 zufällig ausgewählte Arbeitnehmer ab 18 Jahren zwischen dem 30. April und 26. Juni 2013 sowie dem 4. und 25. November 2013 telefonisch interviewt.
ah
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