Alexander Skorka Ein neues Dashboard-Projekt - und jetzt?

Anschließend an seine letzte Kolumne "Kommt nach der PowerPoint-Hölle die Dashboard-Flut?" beschäftigt sich Alexander Skorka in seiner zweiten Kolumne für marktforschung.de nun mit der Frage, wie man Dashboards richtig und erfolgreich startet. Dabei erklärt er warum sogenannte "Trigger" in diesem Zusammenhang wichtig sind und warum die Fragen nach dem „wodurch“ und „wofür“, die ersten wichtigen Schritte sind.

In meiner letzten Kolumne „Kommt nach der PowerPoint-Hölle die Dashboard-Flut?“ ging es um den Punkt, dass Dashboards nur dann erfolgreich sind, wenn sie einen messbaren Mehrwert liefern. Ein entscheidendes Element dabei ist es Nutzern die Arbeit zu erleichtern. Je besser dieses gelingt, desto höher die Nutzerakzeptanz und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die wertvollen Daten tatsächlich intensiv genutzt werden. Eine wichtige Voraussetzung, um aus Daten Mehrwert zu generieren. Nur wie lässt sich die Forderung nach Arbeitserleichterung in der Praxis realisieren? Wie und wo fängt man am besten an? 

Eine in der Praxis bewährte Herangehensweise ist es ein sogenanntes Nutzungsszenario zu entwerfen. Ein Nutzungsszenario illustriert, wie einzelne Nutzertypen (Personas) mit der zukünftigen Anwendung interagieren, um ihre Aufgaben effizient und effektiv zu lösen. Anstatt über Daten, Analysen, Funktionen, Visualisierungstypen und Design zu diskutieren, fokussiert man im ersten Schritt auf eine optimale Integration der Anwendung in die Arbeitswelt der Nutzer.

Diese veränderte Perspektive ermöglicht es, potenzielle Anforderungen und Lösungsideen durch die Augen der Nutzer zu betrachten, ja diese sogar zu fühlen. Immer mit dem Ziel, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und das konsequent und von Anfang an. Dabei treten im Laufe der Gespräche auch Aspekte zu Tage, die man ansonsten eventuell nicht berücksichtigt hätte. Zum Beispiel, dass es da noch andere Daten gibt, die Nutzer bereits heute schon regelmäßig analysieren und die daher unbedingt integriert werden müssen. Oder die Forderung nach einer Exportmöglichkeit von Daten, die sich erübrigt, weil man erkennt, dass sich diese Arbeitsschritte genauso gut oder sogar besser direkt in die Dashboard-Anwendung integrieren lassen.

Alles beginnt mit dem „Trigger“:

Die Entwicklung eines Nutzungsszenarios beginnt immer mit der Definition des sogenannten Triggers. Dieser umfasst zwei Elemente: das Ereignis, das die Nutzung des Dashboards auslöst und das Nutzungsergebnis. Er markiert somit den Start- und Endpunkt der Dashboard-Nutzung. Die über allem stehende Frage lautet: Was veranlasst, wen und wo das Dashboard zu nutzen und mit welchem Ziel?

Eine wie ich finde, spannende Frage. Sie hilft mir, mit Kunden ins Gespräch zu kommen und mich von Anfang an in die Rolle des Nutzers zu versetzen. Sie funktioniert sogar in Fällen, in denen man nicht direkt mit den zukünftigen Nutzern sprechen kann. Sie liefert erste Anhaltspunkte, ob und wie durch die Anwendung ein Mehrwert entstehen kann. Ein Dashboard-Projekt zu starten, ohne einen stichhaltigen Trigger benennen zu können, sollte man vermeiden.

Natürlich lässt sich die Trigger-Frage nicht immer auf Anhieb beantworten. In der Diskussion darüber entstehen jedoch wertvolle Ideen, die aus einem einfachen Dashboard, ein relevantes Arbeitsmittel machen. Aber nicht nur das. Es lassen sich weitere Anforderungen ableiten, wie zum Beispiel welche Kenntnisse bei Nutzern vorausgesetzt werden können, ob eine mobile Nutzung notwendig ist und welche Ansprüche an die Datenqualität erfüllt sein müssen.

Wichtiger Bestandteil eines Triggers ist das Nutzungsziel. Es beschreibt, mit welchem konkreten Ergebnis der Nutzer die Anwendung wieder „verlässt“. Was soll dann geschehen sein? Soll der Nutzer ein Thema verstanden, einen Handlungsbedarf erkannt, die Ursache für ein beobachtetes Problem identifiziert oder eine Maßnahme abgeleitet oder sogar geplant haben?

Sie können sich vorstellen, dass das Nutzungsziel einen großen Einfluss auf die eigentliche Umsetzung und Detailarbeit hat. Soll sich beispielsweise ein Account-Manager auf dem Weg zum Kunden bestmöglich vorbereiten und die „Gesundheit“ der Kundenbeziehung richtig einschätzen können, um das Kundengespräch entsprechend zu steuern? Soll ein Produktmanager-Team wöchentlich objektiv entscheiden können, welche Kampagne fortgesetzt wird und welche nicht? Je besser der Trigger das „wodurch“ und „wofür“ beschreibt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich die zukünftige Anwendung als hilfreiches Werkzeug erweist. Achten Sie daher darauf, dass Sie diesen klar benennen können, bevor Sie fortfahren. Sie werden feststellen, dass sich die meisten Detailfragen während der weiteren Umsetzung dadurch leichter beantworten lassen. Fragen wie zum Beispiel, welche einzelnen Analyseschritte und Interaktionen notwendig sind, um das Nutzungsszenario zu vervollständigen und das Erreichen des Nutzungsziels zu gewährleisten.

Nutzungsszenarien sind schon lange in der Softwareindustrie das zentrale Element jeder nutzerorientierten Anwendungsentwicklung. Deshalb sollte dieses Vorgehen auch bei Marktforschungsdashboards angewendet werden. Denn auch diese Dashboards müssen zunehmend als Management-Anwendung begriffen werden, die mehr leisten muss als Daten nur zu visualisieren. Denn faktenbasiertes Entscheiden bedeutet auch, relevante Daten möglichst nahtlos in bestehende Arbeitsabläufe zu integrieren. Eine wichtige Voraussetzung, damit aus Daten Mehrwert wird und die steigende Komplexität bei Informationsbeschaffungs- und Entscheidungsprozessen nicht die Überhand gewinnt.

Mehr zu diesem Thema in einer der nächsten Kolumnen!

Über Alexander Skorka

Alexander Skorka ist Geschäftsführer von MIQUVA. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Analyse- und Dashboard-Anwendungen in Marktforschung, Marketing und Experience Management. In seiner Vergangenheit war Alexander Skorka u. a. in verschiedenen Positionen für Dapresy, Confirmit und Kantar tätig.

 

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