Umfrage Elektromobilität E-Autos schon in der Einfahrt zum Massenmarkt

„2023 wird in Sachen Elektromobilität ein sehr spannendes Jahr“, meint Dr. Stefan Penthin, Globaler Leiter Automotive und Industrial Manufacturing bei BearingPoint. (Bild: picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE)
E-Autos: Nachhaltigkeit als Haupttreiber für die Antriebswende
Im letzten Jahr waren 31 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland E-Fahrzeuge. Während in den letzten Trendbarometern nur jeder Fünfte Erfahrungen mit einem E-Auto gesammelt hat, sind es 2023 mit 27 Prozent schon deutlich mehr. Eine wichtige Rolle spielt hier das Erleben des elektrischen Fahrens. Der Anteil derjenigen, die sich für ein E-Auto begeistern können, ist bei dieser Gruppe mehr als dreimal so hoch wie bei Befragten ohne E-Erlebnis.
Für 42 Prozent der Befragten, die ein E-Auto kaufen wollen, sind ökologische Aspekte der Hauptgrund für den Kauf eines E-Autos.
Viele Menschen erhoffen sich auch einen finanziellen Vorteil. Vor allem durch Einsparungen bei Unterhalts- und/oder Servicekosten (25 Prozent). Aufgrund der auslaufenden Förderung hoffen nur noch neun Prozent der Befragten auf steuerliche Vorteile. 2022 waren es zwölf Prozent.
Ein sehr spannendes Jahr in Sachen E-Auto
„2023 wird in Sachen Elektromobilität ein sehr spannendes Jahr“, meint Dr. Stefan Penthin, Globaler Leiter Automotive und Industrial Manufacturing bei BearingPoint. „Die Hersteller bringen eine Vielzahl neuer E-Fahrzeuge auf den Markt, gleichzeitig sinkt die staatliche Förderung für E-Autos. Dazu kommt, dass die aktuell hohen Strompreise – wenn sie auch langfristig hoch bleiben – den finanziellen Mehrwert von E-Autos insgesamt durchkreuzen können. Dieses Zusammenspiel wird zwar kurzfristig Auswirkungen auf die Nachfrage haben.
Allerdings schieben die Hersteller immer noch hohe Auftragsbestände für Elektrofahrzeuge vor sich her, was sich unter anderem an den immer noch sehr langen Lieferzeiten ablesen lässt.
Penthin geht davon aus, dass dieser Auftragspuffer dämpfend auf eine potenzielle Nachfragedelle wirken dürfte. Ein Einbruch bei den Zulassungszahlen für Elektrofahrzeuge sei deshalb nicht zu erwarten - auch wenn der deutsche Markt in 2023 wohl weniger stark wachsen dürfte als in den Vorjahren. „Die Investitionen seitens der Industrie und des Staates in die Antriebswende sind enorm und der Umstieg auf die Elektromobilität ist ein sehr wichtiger Faktor für das Gelingen der Energiewende, erfolgreichen Klimaschutz und emissionsfreie Städte. Ich bin optimistisch, dass uns die Herkulesaufgabe gelingt, spätestens mit Blick auf die kommenden zehn Jahre. Denn das elektrische Fahren hat längst den kritischen Punkt überschritten und ist auf dem Weg in den Massenmarkt, auch wenn noch nicht alle Käufer und Käuferinnen überzeugt und auch noch nicht alle Anwendungszwecke heute bereits gut möglich sind“, so der Experte weiter.
Geringere Nachfrage nach Elektoautos
Aufgrund der geringeren stattlichen Förderung und der gestiegenen Stromkosten erfährt die Nachfrage nach E-Autos einen kleinen Dämpfer. Mit 23 Prozent sagen leicht weniger Befragte als im Vorjahr, dass ihr nächstes Auto ein E-Auto werden könnte. 2022 waren es 25 Prozent. Andererseits wollen 28 Prozent generell auf den Kauf eines Autos verzichten. Damit sind das immer noch 32 Prozent der potenziellen Autokäufer und Autokäuferinnen, die Interesse an einem E-Auto haben. Für die Zulassungszahlen ergibt sich daraus noch Potenzial nach oben, trotz auslaufender Förderung.
Vor allem Modelle von VW im Blick
38 Prozent der Befragten würden bei einem Kauf eines E-Autos Modelle des Volkswagen-Konzerns (VW, Seat, Skoda) bevorzugen. Gefolgt von E-Fahrzeuge von Hyundai/Kia (28 Prozent) und des Stellantis-Konzerns (27 Prozent), die mit Opel, Fiat, Citroen und Peugeot ebenfalls ein weit gefächertes Portfolio anbieten. Hinzu kommen Premiummarken, wie BMW, Mercedes, Audi und Porsche, die mit 20 bis 22 Prozent im Mittelfeld liegen. Das Kaufinteresse für Tesla fiel von 27 auf 23 Prozent.
Eine gewisse Skepsis gegenüber E-Autos bleibt bei den Befragten weiterhin bestehen. Die üblichen Kritikpunkte bei der Entscheidung gegen ein E-Auto sind: zu hohe Fahrzeugpreise (26 Prozent), zu geringe Reichweite (23 Prozent) und eine (noch immer) unzureichende Ladeinfrastruktur (19 Prozent). Eine untergeordnete Rolle spielt die Angst vor Wertverlust, die wie zuletzt von nur drei Prozent der Befragten genannt wird.
Mehr als jeder Vierte will gar kein Auto kaufen
Für 28 Prozent stellt sich die Frage nach dem Kauf eines E-Autos nicht, da sie keins kaufen wollen. Die genannten Gründe dafür sind vielfältig, am häufigsten genannt werden aber die Weiternutzung des bestehenden Fahrzeugs (31 Prozent), die Kosten für die Anschaffung (17 Prozent) sowie ökologische Gründe (16 Prozent).
Die Politik hat mit dem Verbrennerausstieg 2035 klare Signale gesetzt, welcher Technologie man die größten Chancen mit Blick auf die Mobilität der Zukunft zutraut.
Dabei sind Innovationsprozesse immer schwierig und langwierig - bei einem Herzensthema wie dem Auto in Deutschland alle mal. Aktuell sehen wir eine Spaltung zwischen Fans und Gegnern der Elektromobilität. Hier gilt es, die Vorbehalte aus dem Weg zu räumen und alle mitzunehmen. Für viele sind nach wie vor hohe Anschaffungspreise, zu wenig Lademöglichkeiten und Reichweitenangst entscheidende Gründe, die aktuell gegen ein E-Auto sprechen“, sagt Dr. Stefan Penthin.
Nur wenige wirklich bezahlbare E-Autos
Das sei zum einen verständlich, zeige zum anderen aber auch die Achillesverse der Elektromobilität. „Sie muss vor allem für die Verbraucher und Verbraucherinnen auch bezahlbar sein, wenn sie sich breit am Markt durchsetzen und die Verbrenner ersetzen soll. Problem: Es gibt aktuell nur wenige wirklich bezahlbare E-Autos im Segment der Kleinwagen und der unteren Mittelklasse. Hier sind die Hersteller und der Gesetzgeber gefragt – Stichwort Förderung – um den Umstieg auch für die kleinere Brieftasche möglich zu machen. Es bleibt spannend zu sehen, wie hier die Preis- und Modellentwicklung in den nächsten Jahren weitergehen wird“, resümiert Penthin.
Methodik
Erhebungsmethode | Online-Umfrage |
Befragte Zielgruppe | 2098 Personen ab 18 Jahren |
Feldzeit | 1. bis 3. Februar 2023 |
Länder | Deutschland |
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden