Digital Health Digitale Gesundheit: In Deutschland noch viel Luft nach oben

Das digitale Impfzertifikat wurde schnell eingeführt und funktioniert. Allerdings ist bei der digitalen Gesundheit hierzulande grundsätzlich noch sehr viel Luft nach oben. (Bild: stock.adobe.com © lettas (DATEI-NR.: 444237361)
Was ist digitale Gesundheit?
Die Digitalisierung verändert die Gesundheitsbranche seit Längerem schon massiv. Wer heute Symptome einer möglichen Krankheit hat, kann sich nicht nur im Internet in Sekundenschnelle informieren – auch, wenn hierbei stets Vorsicht geboten ist. Vor allem ein Überblick über Ärzt:innen in der Gegend, Apotheken und Krankenhäuser sowie Öffnungs- und Sprechzeiten und Kontaktdaten ist schnell gefunden. Viele Praxen bieten zudem schon Rat und Hilfestellungen übers Netz an. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Wearables und Apps beispielsweise, über die Gesundheitsdaten erfasst und ausgewertet werden, nutzten in Deutschland im Jahr 2021 bereits etliche Menschen. Ganze 7,2 Millionen Nutzer:innen
wurden bei den Wearables gezählt, 15 Millionen sind es sogar bei den Apps. Gerade was die Gesundheits- und Fitness-Apps betrifft, geht man weiterhin von einerjährlichen Zunahme der Nutzer:innenzahlen aus.

Tracking-Devices und Wearables sind schon etabliert. Allerdings ist das Potenzial im Bereich E-Health so viel größer. (Bild: stock.adobe.com © sitthiphong (DATEI-NR.: 300060939)
Hinzu kommen Dinge, wie Prothesen aus dem 3D-Drucker, personalisierte Medizin, Therapien mit Einsatz der virtuellen Realität und vieles mehr, an die man auf Anhieb selten denkt. Doch all das ist erst seit Kurzem möglich. Aber warum ist es so wichtig, die digitale Gesundheit nicht nur ernst zu nehmen, sondern sie zudem stärker zu fördern?
Die Digitalisierung erfüllt im Gesundheitsbereich keinen Selbstzweck. Vielmehr ist sie als riesige Chance zu begreifen. Mit Hilfe verschiedenster digitaler Technologien lässt sich die Qualität der medizinischen Versorgung massiv erhöhen. Von der Prävention bis zur Therapie profitieren letztlich Patient:innen von nutzenstiftender Diagnostik, digitalen Gesundheitsanwendungen und innovativen Lösungen für Probleme, die bislang als schwer lösbar galten. Gesundheitssysteme können dadurch effizienter und wirksamer werden und der Bevölkerung einen schnelleren und besseren Zugang zu Gesundheitsleistungen verschaffen.
Beispiele für die Vorteile der digitalen Gesundheit
- Man denke etwa an diverse Geräte, die der Fernüberwachung dienen. Mit ihrer Hilfe sind Menschen in der Lage, besser auf ihre Gesundheit aufzupassen und somit ganz allgemein die Gesundheitssysteme zu entlasten. Tragen Technologien dazu bei, dass Menschen gesünder leben, senken sie zusätzlich direkt die Kosten für die Gesundheitssysteme.
- Darüber hinaus kann beispielsweise die Künstliche Intelligenz die Gesundheit der Menschen maßgeblich verbessern. Zwar fürchten sich viele Menschen immer noch vor ihr, gerade ihr Einsatz in der Pflege und der Medizin ist aber doch größtenteils erwünscht. In einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom kam heraus, dass sich 75 Prozent aller Befragten KI in der Pflege wünschten, um etwa „den Gesundheitszustand älterer Menschen zu überwachen“. In der Medizin sind 67 Prozent für den Einsatz der KI.
Zurecht – kann die KI doch beispielsweise dabei helfen, Hautkrebs durch Untersuchung von Muttermalen frühzeitig zu erkennen. Auch die Einschätzung der Veranlagung für bestimmte Krankheiten kann eine KI mitunter umfassender treffen als menschliches Arztpersonal. - Mittels medizinischer Angebote, die sich Informations- und Kommunikationstechnologien bedienen, lassen sich gesundheitliche Ungleichheiten abbauen. Menschen beispielsweise, die in entlegenen Gebieten leben, kann man durch digitale Gesundheit Zugang zu Gesundheitsleistungen verschaffen, zu denen sie anders nur schwer Zugang hätten. So sind Leistungen bisher hier entweder einfach nicht verfügbar oder etwa nicht bezahlbar gewesen.
Welche digitalen Leistungen und Gesundheitsanwendungen gibt es?
Es gibt einige digitale Leistungen und Anwendungen im medizinischen Bereich, die bereits heute in Deutschland genutzt werden, bzw. die hierzulande verfügbar sind. Zudem sind weitere in naher Zukunft geplant.

Noch viel zu wenige Ärzt:innen bieten regelmäßig Videosprechstunden an. (Bild: stock.adobe.com © sitthiphong (DATEI-NR.: 300060939)
- Seit April 2019 ist etwa für Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten eine Videosprechstunde möglich. In einer solchen können Patient:innen ihre Ärztin oder ihren Arzt online konsultieren. Sie sparen sich damit nicht nur eventuell beschwerliche Anfahrtswege, sondern minimieren zudem etwa das Risiko, dass sich andere bei einem Besuch vor Ort mit Krankheitserregern anstecken.
- Seit Anfang 2021 gibt es in Deutschland die ePA – die elektronische Patientenakte. Sie enthält alle wichtigen Informationen zur eigenen Krankengeschichte. Gespeichert sind hier so etwa Medikamente, Röntgenbilder oder Übersichten zu eventuellen früheren Erkrankungen. Patient:innen selbst, aber genauso behandelnde Ärzt:innen oder gegebenenfalls Apotheker:innen können die hier gespeicherten Daten ebenfalls nach einer Einwilligung abrufen. Die Nutzung der elektronischen Patientenakte ist und bleibt für alle Versicherten freiwillig.
- Nach und nach soll das elektronische Rezept, kurz E-Rezept, das Rezept in bisheriger Papierform ablösen. Bereits ab dem 1. Juli 2021 stellen einige Ärzt:innen E-Rezepte aus. Die Patient:innen können beim E-Rezept noch selbst entscheiden, ob sie es als Ausdruck oder über eine App erhalten möchten. Da E-Rezepte unkompliziert und über viele Praxen schon heute nutzbar sind, lohnt es sich, sich genauer dazu zu informieren. Häufig lassen sich Unsicherheiten oder Hürden bei der Nutzung des E-Rezepts nach kurzer Lektüre abbauen. Das bringt mitunter Vorteile für Patient:innen, wie etwa die Verkürzung von Lieferzeiten von Medikamenten und mehr.
- Ab Oktober 2021 soll die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) kommen. Mit ihr wird ein postalischer Versand des bisherig gängigen gelben Papierdurchschlags an Ihre Krankenversicherung überflüssig. Ärzt:innen leiten stattdessen die Daten zur Arbeitsunfähigkeit direkt an die zuständige Krankenversicherung weiter. Dennoch bekommen Patient:innen weiterhin eine Papierbescheinigung zur persönlichen Dokumentation und als Nachweis ausgestellt.
- Schon jetzt nutzen viele den digitalen Impfnachweis, um ihre Impfungen gegen das Coronavirus nachzuweisen und damit etwa Zugang zu Restaurants oder Veranstaltungen in manchen Städten und Regionen zu erhalten. Ab dem 01. Januar 2022 soll schließlich ein digitaler Impfpass zur Verfügung gestellt werden. Genau wie bei der elektronischen Patientenakte wird auch dessen Nutzung freiwillig sein. Der E-Impfpass fasst, wie der bisherige gelbe Impfpass in Papierformat, alle Daten zu erfolgten Impfungen übersichtlich zusammen.
Was sind DiGAs?
Unter spezifisch „digitalen Gesundheitsanwendungen“ versteht man in der Regel bestimmte Programme – meist fürs Smartphone oder Tablet. Sie dienen dazu, Krankheiten, Verletzungen oder Behinderungen zu erkennen, zu überwachen, zu behandeln und/ oder zu lindern. Es handelt sich bei diesen Programmen um Medizinprodukte der Klasse I oder IIa.
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) unterscheiden sich damit von herkömmlichen und oft selbsternannten „Gesundheits-“ oder „Fitness-Apps“. Um als Digitale Gesundheitsanwendung für die Verordnung in der Gesetzlichen Krankenversicherung gelistet zu werden, müssen sie nicht nur als oben genanntes Medizinprodukt zertifiziert werden. Zudem müssen sie eine digitale Wirkweise mit einem Krankheitsbezug aufweisen, die den/die Versicherte:n unterstützt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist dabei für die Prüfung von Anträgen zuständig.
DiGas können in verschiedensten Bereichen Einsatz finden:
- Elektronische Gesundheitsinformationen: Es werden digital interaktive Patienteninformationen bereitsgestellt, um etwa eine Selbstdiagnose zu erleichtern
- Elektronische Tagebücher: Elektronische Diabetes-Tagebücher oder ein elektronischer Medikationsplan wird geführt
- Diagnostik- und Therapie-Software: Muttermal-Apps helfen beispielsweise bei der Ekrennung potenziell gefährlicher Hautveränderungen
- Interaktive Online-Therapieprogramme: Etwa bei Depression dienen derlei Programme der Therapieunterstützung und dafür, Wartezeiten für persönliche Sitzungen zu überbrücken
Einige DiGAs, bei welchen der Hersteller bereits bei der Antragstellung mit validen Daten nachgewiesen hat, dass das Programm den oder die angegebenen positiven Versorgungseffekt(e) für Patient:innen erbringt, wurden sofort endgültig in das Verzeichnis aufgenommen. Dazu gehört beispielsweise die DiGA deprexis, ein Online-Therapieprogramm zur Unterstützung der Behandlung von Depressionen. Auch beispielsweise somnio, eine Anwendung die Patient:innen helfen kann, ihre Schlafprobleme eigenständig zu bewältigen, ist schon heute fester Bestandteil des DiGA-Verzeichnisses.
Wo steht Deutschland auf dem Digital-Health-Index?
Selbst, wenn es nach Lektüre der genannten, bereits verfügbaren und in naher Zukunft bereitgestellten Möglichkeiten im Bereich der digitalen Gesundheit den Eindruck machen mag, als ob Deutschland am Zahn der Zeit wäre, hinken wir im weltweiten Vergleich weit hinterher. Im Innovationsforum „Digitale Gesundheit 2025“ wird etwa das Voranbringen der Telemedizin genannt oder „die Etablierung eines Forschungsdatenzentrums“ sowie die Stärkung von Verantwortlichkeiten und das Verhindern gegenseitiger Blockaden. Zudem wird der Health Innovation Hub, der im Jahr 2019 eingerichtet wurde, „als Impulsgeber für eine innovative Versorgung sowie als Dialogplattform und Brücke zur Digitalszene“ erwähnt. Derlei Hinweise und Projekte klingen ebenfalls vielversprechend, zeigen aber genauso, dass immer noch viel Arbeit geleistet werden muss und bislang eben doch vergleichsweise wenig geschafft ist. Wie wenig genau lässt sich an der Studie #SmartHealthSystems der Bertelsmann-Stiftung sehr gut erkennen. Das Fazit der Stiftung lautet: „Die Gestaltung des digitalen Wandels in der Gesundheit kommt in Deutschland nur schleppend voran. Digitale Health-Anwendungen sind bisher kaum in der Regelversorgung angekommen.“
Warum Deutschland hinterherhinkt

Anbieter:innen von digitalen Gesundheitsprodukten müssen sich näher an den tatsächlichen Bedürfnissen potenzieller Nutzer:innen orientieren. (Bild: stock.adobe.com © REDPIXEL (DATEI-NR.: 320409520)
International belegt Deutschland im Vergleich mit 16 anderen Nationen sogar lediglich Platz 16 – nur Polen schnitt, was die digitale Gesundheit betrifft, schlechter ab. Das liegt unter anderem daran, dass zwar die elektronische Patientenakte, eine Patientenkurzakte mit einem Basisdatensatz für Notfälle, die elektronische Medikationsliste, das E-Rezept oder das Gesundheitsinformationsportal vorhanden sind. Keine der digitalen Anwendungen allerdings ist national umgesetzt.
Das liegt unter anderem daran, dass erst seit 2016 mit Inkrafttreten des E-Health-Gesetzes hierzulande ein formaler Fahrplan für den Ausbau von Digital Health existiert. Weiterhin aber fehlt eine nationale Digital-Health-Strategie mit verbindlichen Zielen und Richtlinien.
So regelt das E-Health-Gesetz nur vereinzelte Anwendungen. Sinnvoll wäre es sicherlich, eine Institution zu haben, die die Digitalisierung des Gesundheitswesens umfassend koordiniert. Stattdessen werden Kompetenzen und Entscheidungen auf Bundesebene an die Länder und die gemeinsame Selbstverwaltung delegiert.
Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass kein spezielles Budget für nationale Digital-Health-Projekte vorhanden ist. Auf Länderebene wiederum stehen nur begrenzte Geldmittel für E-Health-Initiativen zur Verfügung. Ebenfalls auf Seiten der Anbieter:innen etwa diverser digitale Gesundheitsprodukte besteht aber Verbesserungspotenzial. So nehmen diese häufig noch die kontextuellen Bedürfnisse und Routinen potentieller Nutzer:innen zu wenig ins Visier.
Was andere Länder uns voraushaben
In anderen Ländern gehören digitale Gesundheitsanwendungen und diverse digitale Angebote und Dienste längst zum Alltag. Allen anderen Ländern mit großem Abstand voraus ist hierbei Estland. Auch von den vier anderen Ländern der Spitzengruppe im Bereich Digital Health – in absteigender Reihenfolge: Kanada, Dänemark, Israel und Spanien – hebt sich Estland deutlich ab.
So wurde dort zum Beispiel schon früh strategische Arbeit an einem ganzheitlichen Gesundheitsinformationsnetzwerk (ENHIS) geleistet. Das Netzwerk basiert auf der staatlichen X-Road-Infrastruktur. Dabei handelt es sich um eine Infrastruktur für die digitale Kommunikation zwischen Behörden, Bürger:innen und Unternehmen. Zusammen mit den Standards und Gesetzen, so schreibt die Onlineplattform für digitale Wirtschaft t3n, bilde die Software Estlands „digitales Rückgrat“.
Estland verfügt weiterhin über ein Zentrum für Gesundheits- und Sozialinformationssysteme (TEHIK), das als institutionelle Schnittstelle für die digitale Gesundheit ins Leben gerufen wurde.
Patient:innen sind in Estland weiterhin die Eigentümer:innen ihrer Daten und haben über diese die volle Kontrollmöglichkeit. Mit Hilfe einer elektronischen ID als einer Art Generalschlüssel können Patient:innen sich zu allen digitalen öffentlichen Diensten Zugang verschaffen.

In vielen Ländern lassen sich E-Rezepte schon in jeder Apotheke einlösen. (Bild: stock.adobe.com © Gorodenkoff (DATEI-NR.: 426468358)
E-Rezepte können zudem seit Längerem schon in jeder Apotheke eingelöst werden. Die technische Abdeckung digitaler Dienste, wie eben das E-Rezept oder die ePA, beträgt somit 100 Prozent. Nicht zuletzt können Patient:innen routinemäßig und unproblematisch auch Videokonsultationen vornehmen und Termine bei Ärzt:innen und Therapeut:innen online buchen.
In den anderen Ländern der Spitzengruppe sieht es immerhin ähnlich aus. Zumindest E-Rezepte beispielsweise lassen sich fast überall landesweit bekommen und einlösen. All das zeigt, dass in Deutschland ebenfalls theoretisch viel mehr möglich wäre als derzeit umgesetzt wird.
Dieser Umstand wirft die Frage auf, wie die Deutschen eigentlich zur E-Health stehen und ob der Rückstand für sie überhaupt ein Problem darstellt.
Wie stehen die Deutschen zu E-Health?
Dass das deutsche Gesundheitssystem unter den Deutschen selbst keinen so guten Ruf mehr hat wie noch vor einigen Jahren, ist nicht nur beim Gespräch mit Bekannten oder in Wartezimmern etlicher Praxen herauszuhören. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC aus dem Jahr 2020 hat gar genau gezeigt, dass nur noch knapp mehr als die Hälfte aller Deutschen das deutsche Gesundheitssystem zu den Top 3 zählen. Im Jahr 2016 waren es mit 64 Prozent aller Deutschen noch zwölf Prozent mehr. Vor allem wird immer häufiger bemängelt, dass Ärzt:innen sich zu wenig Zeit für die individuellen Probleme nehmen.
Der „Healthcare-Barometer 2020“ untersuchte vor allem aber die Digitalisierung in der Medizin und wie die Deutschen hierzu stehen. Heraus kam: E-Health wird von den meisten Deutschen akzeptiert. Sie könnte also durchaus der Ausweg aus der „Misere“ des aktuellen Gesundheitssystems sein.

Um die Sicherheit ihrer Daten machen sich die Deutschen natürlich auch rund um die digitale Gesundheit Sorgen. (Bild: stock.adobe.com © everythingpossible (DATEI-NR.: 94798635)
Natürlich besteht bei den Deutschen grundsätzlich Skepsis, wenn es um ihre Daten und deren mögliche Weitergabe geht. Zurecht, weist doch das Bundesministerium selbst darauf hin, wie wichtig es ist, den Datenschutz hochzuhalten.
Ganze 93 Prozent der Deutschen sind daher der Meinung, dass ohne ausdrückliche Zustimmung der Krankenversicherten beziehungsweise der Betroffenen keine Weiterhabe von Daten stattfinden dürfe. 83 Prozent finden außerdem, dass es ein Gebot der Ethik gegenüber erkrankten Menschen sei, anonymisierte Gesundheitsdaten zu nutzen, um damit Therapien verbessern zu können. 77 Prozent aller Befragten sind, obwohl sie es als normal empfinden, dass heute ihre Daten gesammelt werden, in Sorge, dass sensible Gesundheitsdaten auch kommerziellen Anbietern in die Hände fallen könnten.
Trotz der Sorge ist den Befragten größtenteils bewusst, dass eine Digitalisierung der Medizin, die doch zunehmend begrüßt wird, nun einmal mit der Preisgabe persönlicher Daten verbunden ist. 66 Prozent aller Deutschen gehen daher davon aus, dass die Datensicherheit im Rahmen eines Gesetzes wie des Digitalen Versorgungsgesetzes (DVG) ausreichend geprüft wurde und somit gewährleistet werden kann. Genau 50 Prozent sehen in die beabsichtigten Regelungen letztlich eine große Erleichterung für die Patient:innen und machen sich so auch weniger Gedanken um den Datenschutz.
Wie kann die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssektors gelingen?
Im bereits erwähnten Forum „Digitale Gesundheit 2025“ hat das Bundesministerium für Gesundheit diverse Herausforderungen, bzw. konkrete Handlungsbedarfe formuliert und definiert. Sie zeigen übersichtlich, was getan werden muss, damit die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssektors gelingt. Hält sich die Politik an diese Pläne, kann sich Deutschland zumindest in einigen Jahren vielleicht mit Ländern wie Estland und Kanada oder zumindest Spanien messen. Allerdings ist es bis dahin noch ein weiter Weg.
1. Zunächst gelte es, die Telematikinfrastruktur weiter auszubauen. Sie soll alle Beteiligten im Gesundheitswesen wie Ärzt:innen, Therapeut:innen, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen im Rahmen der E-Health miteinander vernetzen. Auch müsse etwa die elektronische Patientenakte weiterentwickelt und besser nutzbar gemacht werden. Wichtig sei zudem, den Datenschutz im Gesundheitswesen nutzungsfreundlich auszulegen und zu gestalten.
2. Neben dem Ausbau der Telematikinfrastruktur müsse außerdem die digitale Versorgung zur Normalität werden. Digitale Gesundheitsanwendungen sollen dafür immer gängiger werden und den „Point of Care“ von der ärztlichen Praxis oder Klinik stärker hin zu den Patient:innen verlagern.
Es brauche daher eine Kommunikationsstrategie für digitale Gesundheitsanwendungen und für die digitale Gesundheit im weiteren Sinne. Zwei Kompetenzen seien dafür gezielt zu stärken: Zum einen die (digitale) Gesundheitskompetenz der Patient:innen und zum anderen die Digitalkompetenz bei Leistungserbringer:innen.
3. Die Digitalisierung ist die Möglichkeit schlechthin, Einrichtungs- und Sektorgrenzen überwinden zu können. Genau das müsse für die Ermöglichung der digitalen Gesundheit geschehen. Der Aufbau regionaler intersektoraler und digitaler Versorgungsnetze sei daher gezielt zu fördern. Außerdem müssen digitale Chancen für die innovative, sektorenübergreifende Zusammenarbeit beim Innovationsfonds noch stärker berücksichtigt werden.

Neue Technologien, wie die virtuelle Realität, müssen nach und nach versorgungsorientiert in die Medizin eingeführt werden. (Bild: stock.adobe.com © america_stock (DATEI-NR.: 333774254)
4. Das Thema Datenkompetenz sowie der sichere Umgang mit Daten sei nicht zu vergessen. Es gelte hierfür unter anderem, freiwillige Datenspenden rechtsklar zu regeln und passende Strukturen für Daten zu klären und zu definieren.
5. Darüber hinaus müsse eine strukturierte Datenerhebung stattfinden und die Bereitstellung durch Leistungserbringer:innen incentiviert werden. Zudem sei ein zentrales Verzeichnis für medizinische Forschungsdaten anzulegen und eine forschungskompatible Dateninfrastruktur aufzubauen.
6. Letztlich müssen neue Technologien versorgungsorientiert eingeführt und genutzt und eine individuelle Zukunftsmedizin fokussiert werden. Gerade der Aufbau qualitätsgesicherter Trainings- und Testdatensätze für algorithmenbasierte Anwendungen im Gesundheitswesen sei dabei eine wichtige Aufgabe. Wenn die digitale Versorgung der Zukunft kontinuierlich weitergedacht und -gestaltet werde – etwa mit Hilfe digitaler Präventionsprogramme und ganzheitlicher Versorgungsangebote – könnten auch diese Handlungsbedarfe gedeckt werden.
/jre
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