Kolumne von Prof. Dr. Anna Schneider Digital Beauty! Oder doch eher Biest?

Alle sprechen gerade von Chat-Bots, aber KI kann so viel mehr. Prof. Anna Schneider hat sich pünktlich zum Start der 18. Staffel von GNTM diverse Beauty-Innovationen mittels KI und Augmented Reality angeschaut. Lesen Sie selbst, wie wir unsere Schönheit zukünftig mittels Technologie verändern. Und sehen Sie, wie unser Chefredakteur geschminkt aussehen könnte.

Frau im Day of the Dead Look (Bild: picture alliance / EPA | Abedin Taherkenareh)

Können uns neue Technologien wirklich dabei helfen, zur Beauty zu werden? Oder bewirken sie eher das Gegenteil? (Bild: picture alliance / EPA | Abedin Taherkenareh)

Sollten Sie dieser Tage ebenfalls nach Karnevals- bzw. Faschingsschminke gesucht haben, kennen Sie das vielleicht auch. Schnell landet man als Nicht-Profi bei YouTube und entdeckt völlig neue Beauty-Welten… Da wird grundiert, verblendet, getupft, gezupft und manchmal, so heißt es, benötigt man nur einen Eyeliner für den perfekten Look!

Bedauerlicherweise bin ich selbst weder MUA (Make-Up-Artist) noch besonders talentiert mit all den Schwämmchen und Pinselchen. Wie gut, dass es Technologien gibt, die Lösungen für meine (und Ihre?) „Probleme“ bieten.

Lösungen für die alltäglichen Beauty-Probleme

Schauen wir kurz einmal hinein ins aktuelle Angebot:

Den Besuch des Fachgeschäfts in der Innenstadt können wir uns dank der virtuellen Anprobe – zumindest theoretisch – ersparen. Dass ein neues Sommerkleid bequem zu Hause getestet werden kann, ist mittlerweile fast schon wieder ein alter Hut.

Aber auch die Beauty-Industrie hat, befeuert von Einschränkungen in der Pandemie, eigene Lösungen entwickelt. Zeitweise musste der Einzelhandel pandemiebedingt seine Pforten schließen. Einzig der LEH und Drogerien waren davon ausgenommen. Für die Beautyindustrie mit hohen Umsatzeinbußen verbunden, versuchte beispielsweise Douglas, den Schließungen über Umwege zu entgehen, ruderte dann aber ob der Proteste schnell zurück.

Was tun, wenn die Beratung vor Ort nicht möglich ist?

Selbstversuch Digital Beauty von Holger Geißler

Chefredakteur Holger Geißler in einem Selbstversuch, zur Digital Beauty zu werden.

Sie ahnen es: Virtuelle Beratende und digitale Tools sollten diese Lücke schließen. Falls Sie also gerade auf der Suche nach einem neuen Look sind, können Sie mithilfe von Augmented Reality verschiedene Make-Up Varianten ganz einfach virtuell ausprobieren. Aber auch eine persönliche Hautanalyse, personalisierte Hautpflegetipps und Hautpflegeroutinen sind, mithilfe eines entsprechenden Endgerätes, kein Problem mehr. Wenngleich ich Ihnen anvertrauen darf, dass die Analysen durchaus verstörend wirken können….

Selbstverständlich bieten entsprechende E-Commerce-Plattformen auch direkt an, die passenden Produkte bequem online zu erwerben. Aber das überrascht hier niemanden, oder?

Natürlich gibt es auch Angebote, die analoge Erfahrungen digitalisieren: Der Intelligente Spiegel, mit dessen Hilfe beispielsweise Make-Up virtuell anprobiert werden kann, ist längst realisiert. Und Mittelstand Digital empfiehlt den Einsatz für Zielgruppen, die die Community gerne mit in die Umkleidekabine nehmen. Wenngleich sich mir beim Gedanken daran ein leichtes Unwohlsein einstellt, wundert es kaum, dass dies für einige Nutzende vermutlich echte Mehrwerte bietet.

Make-Up Produkte aus dem Drucker, oder lieber gleich beide Augenbrauen?

Aber es gibt im Bereich „Beauty“ weitere Anwendungen, mit welchen die Grenzen zwischen der virtuellen und der analogen Welt endgültig aufgeweicht werden. Bei der ersten Innovation handelt es sich um einen Drucker, der sämtliche Farbtöne ausspuckt, die Sie gerade gerne hätten. Sollten Sie also, geschätzte Leserinnen und geschätzte Leser, seit Jahren einer nicht mehr verfügbaren Lippenstiftfarbe hinterhertrauern, ist dies die Lösung: Einfach selbst drucken! Mit Mink ist es möglich.

Einziger Haken: Obwohl bereits im Jahr 2014 erstmals vorgestellt, sind die Geräte zwar seit 2019 online vorbestellbar, aber vermutlich ist die geringe Nachfrage ursächlich dafür, dass man das Teil immer noch nicht kaufen kann.

Eine weitere Innovation wurde mit dem Opte vorgestellt. Dieses smarte Gerät scannt die Haut und bringt dann Make-Up auf, das insbesondere kleinere Pigmentstörungen angleichen soll. So kann, laut Herstellern, ein jugendlicher aussehendes, strahlendes und gleichmäßigeres Hautbild erreicht werden. Ob es nun an zu geringer oder an zu hoher Nachfrage liegt? Gerade pausiert das Business.

Last but not least die aus meiner Sicht aktuell vielversprechendste Anwendung. Wieso? Weil die L’Oréal Gruppe nicht nur über ausreichend Budget für die Produktentwicklung, sondern auch das entsprechende Marketing-Budget verfügt. Der „Brow Magic“ wurde Anfang dieses Jahres auf der CES (Consumer Electronics Show) vorgestellt und ist der „elektronische Augenbrauen-Make-up-Applikator" für zu Hause, mit dem man in sekundenschnelle individuelle Augenbrauen-Looks kreieren können soll. Oha. Augenbrauen-Looks. Ahnen Sie, aus welchen Gründen auch das Marketing-Budget von Relevanz ist? Kurz gefasst handelt es sich bei diesem Gerät um einen Mini-Drucker, der Ihnen die perfekten Augenbrauen direkt ins Gesicht druckt.

Beauty oder Biest? Zumindest Gesprächsstoff

Faszinierend, oder? Wieder eine technologische Innovation, bei der ich hin- und hergerissen bin.

Einerseits werden hier Bedürfnisse geweckt, von denen ich noch gar nichts wusste, andererseits will ich jetzt wirklich testen, ob das akkurat sein kann.

Wenn wir schon bei Innovationen sind, wie wäre es denn mit einem Gerät, dass nicht nur Augenbrauen akkurat aufdruckt, sondern direkt die gesamte Morgenroutine abnimmt? Augenbrauen, Foundation, Rouge, Lidschatten und Lippenstift ganz einfach per App ausgewählt und ins Gesicht gedruckt? Fantastisch! Und zurück zum Karneval – stellen Sie sich vor, wie leicht Sie mit dem perfekten Karnevals-Look die Mit-Jecken auf der nächsten Sitzung begeistern könnten! Gibt es aber (noch) nicht. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Darum also wieder zum Status Quo: Die weniger Talentierten unter uns werden noch länger erklären müssen, was diese Schminke eigentlich darstellen soll: Beauty oder Biest? Aber sehen wir es einmal positiv: So kommt man wenigstens ins Gespräch.

In diesem Sinne: Alaaf und Helau!

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Über die Person

Prof. Dr. Anna Schneider ist Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Trier. Ihr zentrales Forschungsinteresse gilt den Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Sie ist Mitglied in verschiedenen Forschungsverbänden und sitzt im wissenschaftlichen Beirat des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, einem renommierten Think Tank für Kommunikations- und Internetpolitik.

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