Aktuelle Zahlen der Stahlbranche Die Stahlbranche als Spiegel der Konjunktur: Aktuelle Entwicklungen und Zahlen

Dabei muss die Branche vor allem in westlichen Nationen sich nicht nur in einem sich wandelnden Umfeld hin zu alternativen Materialien neu orientieren, sondern sich auch die Frage stellen, wie mit einer Nation umzugehen ist, die schon seit Jahren deutlich mehr Stahl produziert als sämtliche nachfolgenden Nationen zusammengenommen.
1. Die Stahlindustrie global
Wer sich mit Materialforschung auseinandersetzt, könnte den Eindruck bekommen, dass Stahl heutzutage gegen viele Konkurrenten bestehen muss. Teilweise stimmt dies auch, weil es sowohl im metallischen wie nichtmetallischen Materialsektor mittlerweile Alternativen gibt. Davon jedoch abzuleiten, dass sich Stahl auf einem „absteigenden Ast“ befände, wäre eine falsche Schlussfolgerung. Im Gegenteil, bis auf einen geringen Einbruch Mitte der 2010er, und anno 2020 aufgrund von Corona, konnte die Weltstahlproduktion seit Industrialisierungsbeginn jährlich nur eines: neue Rekorde hinsichtlich der Produktionsmengen feiern.
Die wichtigsten Länder und Hersteller

Ausgehend von diesen Rekorden – 2020 waren es 1,864 Millionen Tonnen Rohstahl – muss jedoch festgestellt werden, dass die „Stahlwelt“ von heute nicht mehr derjenigen aus der näheren und ferneren Vergangenheit ähnelt.
Bezogen auf die Weltregionen verteilt sich die Platzierung bei der Stahlherstellung in Millionen Tonnen (2020) folgendermaßen:
- Asien (1296,6)
- Europäische Union (EU-28) (140,6)
- Nordamerika inkl. Mexiko (114,0)
- GUS-Verbund (58,2)
- Naher Ostern (46,0)
- Mittel- und Südamerika (38,6)
- Restliches Europa (36,0)
- Afrika (35,6)
- Ozeanien (6,1)
(Daten: worldsteel.org)
Schon dies hat erkennbar nichts mit einer Normalverteilung zu tun. Die gesamte Welt zusammen produziert nur etwas mehr als ein Drittel der Mengen, die Asien ausstößt (475,1 zu 1296,6).
Allerdings ist die Verteilung auch in Asien alles andere als diversifiziert. Das wird deutlich, wenn man die zehn größten Herstellernationen betrachtet (Millionen Tonnen, abermals für 2020):
- China (1064.8)
- Indien (100.3)
- Japan (83.2)
- USA (72.2)
- Russland (71.6)
- Südkorea (67.1)
- Türkei (35.8)
- Deutschland (35.7)
- Brasilien (31.0)
- Mexiko (16.8)
(Daten: worldsteel.org)
Auch hierbei ist der Überhang eindeutig. Selbst zusammengenommen können die Top-10 ohne China nicht einmal die Hälfte der Stahlproduktion zusammenbringen. Lediglich bei Stahl-Kilogramm pro Einwohner ist China nicht die Weltspitze. Hierbei entfallen „nur“ 691,3 Kilogramm auf das Reich der Mitte, wohingegen es beispielsweise in Südkorea 954,9 und in Taiwan 777,0 sind.
Dementsprechend sollte es nicht überraschen, dass auch die Betrachtung der wichtigsten Herstellerfirmen im Höchstmaß China-zentriert ist:
- China Baowu Group (China) (115,29)
- ArcelorMittal (Luxemburg) (78,46)
- HBIS Group (China) (43,76)
- Shagang Group (China) (41,59)
- Nippon & Sumitomo (Japan) (41,58)
- POSCO (Südkorea) (40,58)
- Ansteel Group (China) (38,19)
- Jianlong Group (China) (35,47)
- Shougang Group (China) (34,00)
- Shandong Steel Group (China) (31,11)
- Delong Steel Group (China) (28,26)
- Tata Steel Group (Indien) (28,07)
- Valin Group (China) (26,78)
- JFE Steel Corporation (Japan) (24,36)
- Nucor Corporation (USA) (22,69)
Werte geben Millionen Tonnen im Jahr 2020 an.
(Daten: statista.com / worldsteel.org)
Wenn von 15 der weltgrößten Stahlherstellern 9 chinesisch sind und das Land allein für etwa die Hälfte der gesamten weltweiten Stahlproduktion verantwortlich zeichnet, so ist dies mehr als nur eine Überlegenheit. Es ist ein Faktor, der vielen Staatenlenkern auch auf einer politisch-strategischen Ebene Sorgen bereitet. Denn China verbraucht nicht nur, sondern exportiert immer mehr – wie viele Kritiker anmerken, zu Dumping-Preisen.
Wirtschaftliche Relevanz in ausgewählten Nationen
Es wird immer mehr Stahl hergestellt. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, wie sehr die Welt weggekommen ist von einem einzigen Material als wirtschaftlichem Indikator. Die heutige globale Stahlindustrie hat eine Bruttowertschöpfung von ungefähr 2,9 Billionen US-Dollar. Damit trägt sie knapp vier Prozent Prozent zum kumulierten weltweiten Bruttoinlandsprodukt bei – und beschäftigt gut sechs Millionen Menschen direkt, sowie knapp 100 Millionen insgesamt. Doch allein was die Produktionsmenge anbelangt, liegt das Material weit hinter Holz, Öl, Zement und vor allem Kohle.
Doch werfen wir einen Blick auf die Bedeutung von Stahl am Bruttoinlandsprodukt einzelner Nationen:
- China ~6% (Schätzungen reichen von 7 bis 9%)
- Indien 2%
- Europäische Union 1,3%
Das ist im Vergleich mit vielen anderen Industrien eher wenig. In Deutschland beispielsweise liegt der Anteil der Fahrzeugindustrie am BIP bei knapp fünf Prozent; in den USA trägt der Bereich Finanzen und Versicherungen sogar 8,4 Prozent bei.
Stahl und der Transportsektor

- Europäische Union (EU-28) (40,2 Millionen Tonnen)
- USA (27,1 Millionen Tonnen)
- Deutschland (23,1 Millionen Tonnen)
- Italien (20,1 Millionen Tonnen)
- Thailand (16,7 Millionen Tonnen)
- Südkorea (16,4 Millionen Tonnen)
- China (15,5 Millionen Tonnen)
- Vietnam (15,4 Millionen Tonnen)
- Frankreich (14,5 Millionen Tonnen)
- Indonesien (13,4 Millionen Tonnen)
(Daten: deloitte.com)
Bei dieser Liste handelt es sich um die Top-Ten der größten stahlimportierenden Nationen der Erde. Wer die Zahlen mit der Produktion vergleicht, wird feststellen, dass nur wenige deckungsgleich mit den größten Produzenten sind.
Tatsache ist, dass Stahl (bzw. seine Ausgangsstoffe) in der heutigen Welt weiterhin zu den am meisten transportierten Gütern gehört. Zwar liegt er nicht auf den vorderen Plätzen, dennoch ist er nicht zuletzt aufgrund der hier vorhandenen Gewichte enorm bedeutsam. Dies muss auch unter dem Eindruck der Transportart betrachtet werden. Viele andere Güter werden in Standardcontainern transportiert; Bei Stahl hingegen müssen wegen den recht zahlreichen Produktvarianten oft andere Methoden gewählt werden. Bei Coils etwa, wichtigste Transportform für großflächige Bleche, muss jedes einzelne sorgsam berechnet werden. Denn insbesondere der Schiffstransport erfolgt typischerweise gestapelt tief im Schiffsbauch – hier muss jedes einzelne Coil hinsichtlich genau kalkuliert werden, um die Trimmung nicht negativ zu beeinflussen.
2. Die Stahlindustrie in Deutschland
Deutschland ist nach wie vor der siebtgrößte Stahlhersteller der Welt und bei diesem Produkt auch die mit Abstand wichtigste Zugmaschine der EU. Schon das gibt der Bundesrepublik eine Sonderrolle – keine der alten europäischen Stahlnationen konnte ihre Position über die Jahrzehnte des industriellen Wandels so behaupten. Dementsprechend sind auch die Zahlen für Deutschland interessant.
Anzahl der Unternehmen

18 Hochöfen werden derzeit in Deutschland noch betrieben – an insgesamt sieben Standorten. Was die an der Stahlerzeugung beteiligten Unternehmen anbelangt, verteilen sich die Zahlen (für 2016, in Millionen Tonnen) folgendermaßen:
- Thyssenkrupp (2,1)
- ArcelorMittal (7,8)
- Salzgitter (7,0)
- Saarstahl (2,5)
- Badische Stahlwerke (2,4)
- Dillingen (2,2)
- Riva (1,8)
- Georgsmarienhütte (1,3)
- Lech Stahlwerke (1,2)
- Elbstahlwerke Deralpi (1,0)
- Deutsche Edelstahlwerke (0,8)
- Stahlwerk Thüringen (0,8)
- Benteler (0,6)
(Daten: statista.com / stahl-online.de)
Anzahl der direkt Beschäftigten
Dabei arbeiteten anno 2020 rund 94.000 Menschen in der deutschen Stahlindustrie. Damit stellen die Stahlwerker einen eher geringen Anteil der Beschäftigten dar. Zum Vergleich: im gleichen Jahr arbeiteten im Baugewerbe fast 2,5 Millionen Menschen.
Umsätze in jüngerer Zeit
Die deutsche Stahlproduktion hat sich in den jüngsten Jahrzehnten zu einer gewandelt, die sich auf die Anfertigung besonders hochwertiger Stähle fokussiert hat – nachdem sich herausstellte, dass es unmöglich war, bei den Massenstählen gegenüber anderen (asiatischen) Nationen konkurrenzfähig zu bleiben.
Angesichts dessen können sich die Umsatzerlöse der deutschen Hersteller durchaus sehen lassen (Zahlen in Milliarden Euro):
- 2015 37,7
- 2016 35,0
- 2017 42,7
- 2018 44,7
- 2019 39,8
- 2020 32,1
(Daten: stahl-online.de)
Dabei ist der deutliche Rückgang anno 2020 praktisch ausschließlich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erklären. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl äußerte sich dazu folgendermaßen:
„Die Stahlmengenkonjunktur hat sich nach den starken Rückgängen
im Krisenjahr 2020 in den ersten Monaten 2021 erholt. Die Rohstahlerzeugung
ist im ersten Quartal um 3 Prozent auf 10,2 Millionen Tonnen gestiegen. Im
März wurde mit – hochgerechnet auf das Gesamtjahr – rund 45 Millionen
Tonnen sogar das höchste Niveau seit vier Jahren erzielt. Die Kapazitäten
dürften damit nahezu vollausgelastet gewesen sein.
Die konjunkturelle Erholung in den vergangenen Monaten ist im
Wesentlichen getragen auch von Sondereinflüssen: Infolge der
pandemiebedingten Einschränkungen wurden die Lagerbestände im
Vorjahr entlang der industriellen Wertschöpfungskette auf ein sehr
niedriges Niveau heruntergefahren. Im Zuge der Wiederaufstockung ergeben
sich derzeit kräftige Impulse für die Nachfrage. Infolgedessen sind in der
Stahlindustrie in Deutschland auch die Auftragseingänge wieder angestiegen.“
Volkswirtschaftliche Bedeutung für den Standort Deutschland

Deutschland konnte sich nicht zuletzt deshalb eine – im Vergleich mit anderen westlichen Nationen – recht umfangreiche Stahlbranche behalten, weil auch andere hiesige Industrien in hohem Maß auf dieses Produkt angewiesen sind. Zwei Drittel aller industriellen Arbeitsplätze in der Bundesrepublik (d.h. gut vier Millionen Beschäftigte) gehören zu den „stahlintensiven Branchen“, welche zu einem hohen Anteil auf Stahlprodukte setzen, um ihre Waren anzufertigen. Insgesamt ist jeder Stahl-Arbeitsplatz ein Multiplikator, von dem fünf bis sechs Jobs in anderen Industrien abhängen.
Aufgeschlüsselt auf den prozentualen Anteil von Stahl an den jeweiligen Vorleistungen in den Industrien verteilt sich dies folgendermaßen:
- Ernährung 1%
- Chemische Industrie 1%
- Elektrotechnik 10%
- Bauhauptgewerbe 10%
- Automobilindustrie 13%
- Maschinenbau 21%
- Stahl- und Metallverarbeitung 59%
(Daten: stahl-online.de)
Insgesamt, so schätzt die Stahlbranche, entfallen 61 Prozent des gesamten Stahlbedarfs aller Unternehmen in Deutschland auf die Bau- und Automobilindustrie – inklusive aller Zulieferer.
Alljährlich entfällt überdies ein Transportvolumen von knapp 150 Millionen Tonnen nur auf die deutsche Stahlindustrie – die im Übrigen bei allen relevanten Punkten bis auf Eisen- bzw. Stahlschrott eine vollständige Abhängigkeit von Importen hat. Geschätzt wird überdies, dass jeder wertschöpfende Euro in der Stahlindustrie das Doppelte an Wertschöpfung in anderen Branchen generiert.
3. Aktuelle Herausforderungen
Die Welt braucht Stahl, sie produziert Stahl und auch wenn die Pandemie einen Dämpfer darstellte, so muss festgestellt werden, dass es der Stahlbranche insgesamt gut geht. Allerdings wäre das nur dann eine ungetrübte Erfolgsmeldung, wenn die Welt nicht aus zahlreichen Staaten bestünde. So hingegen haben fast alle Nationen derzeit gewisse Schwierigkeiten zu meistern
Ein Land, mehrere Probleme: China

Wer die Zahlen aus dem ersten Kapitel aufmerksam studiert hat, wird nicht umhinkommen, eines festzustellen: Die Volksrepublik China ist ein Stahlgigant, wie ihn die Welt seit Beginn der Industrialisierung niemals zuvor gesehen hat.
Chinas Stahlindustrie begann bereits in den 1980ern einen Siegeszug, der das Land schnell auf die Überholspur und an allen anderen Nationen vorbeiführte. Zunächst war dies jedoch nicht ein derart großes Problem wie heute. Einfach aus dem Grund, dass China bis weit in die 2000er hinein ein Stahl-Selbstversorger war. Das Land hatte zwar eine gigantische Stahlproduktion, aber auch einen ebenso gigantischen Eigenverbrauch. Gut nachvollziehen lässt sich dies anhand der Exportmengen. Bis zirka 2003, 2004 blieben diese in einem überschaubaren Rahmen, stiegen dann allerdings scharf an, um jedoch über den Verlauf der 2010er fast zu stagnieren.
Diese Phase endete jedoch in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts. Chinas einheimische Wirtschaft stagnierte, also begann das Land damit, sich mit seiner Produktion nach außen zu wenden. Das wurde zum ersten Problem. Bislang hatten andere stahlproduzierende Länder gut neben diesem Giganten existieren können. Jetzt allerdings wurden die Märkte immer stärker mit chinesischem Stahl gefüllt, manche sprechen auch von „geflutet“. Hier kommen drei wichtige Punkte hinzu:
- Chinas staatliche Ausrichtung,
- sein Selbstversorgungsgrad mit zur Stahlproduktion nötigen Rohstoffen und
- die schiere Masse an Stahlfabrikanten
führten dazu, dass das Land Preise anbieten konnte, die kein anderer halten konnte. Just aus diesem Grund verhängte auch die EU eine Reihe von Anti-Dumping-Zöllen, die zwar auch andere Nationen treffen, vor allem aber gegen China gerichtet sind.
Derartig stellt sich die Situation Mitte 2021 dar. Das zweite Problem befindet sich jedoch bereits in der Entstehung und könnte in den kommenden Jahren erst einen tatsächlichen Impakt bekommen – bis zu einem Punkt, der wirklich für die gesamte Stahlproduktion außerhalb Chinas gefährlich wird.
Denn lange Jahre begnügte sich das kommunistische Land mit der Rolle eines Produzenten von Stählen niedriger und bestenfalls mittlerer Güte. Dies ermöglichte anderen Nationen, die sich auf Hochwertiges fokussiert hatten, eine mehr oder weniger friedliche Koexistenz. Nur befindet sich diese Phase an ihrem Ende. Zwar fokussiert sich der 14. Fünf-Jahres-Plan vordergründig darauf, Chinas Industrien generell unabhängiger von außen und zudem „grüner“ zu machen. Für Insider ist jedoch ebenso klar, dass dies andere Auswirkungen haben wird:
„China's steel industry is entering a new development phase
of slower output growth but higher quality, industry experts said.”
Im Klartext: China wird einen Teil seiner gigantischen Produktionskapazität abbauen, um stattdessen höherwertigere Stähle zu produzieren. Was den Stahlproduzenten der restlichen Welt sowie auch den Politikern Sorge bereitet, ist das, was sich daraus ergeben könnte:
- Es würde generell mehr günstigere, hochwertige Stähle auf dem Weltmarkt geben. Dadurch könnte die eigene Produktion weniger gewinnträchtig sein.
- In der Folge könnten weltweit, aber außerhalb Chinas, zahlreiche Stahlfabrikanten Probleme bekommen.
- Davon ausgehend würde das BIP sinken, gäbe es eine höhere Arbeitslosigkeit.
- China könnte dadurch in eine Position geraten, in der das Land immer mehr und mehr zum Monopolisten in Sachen Stahl wird.
- Aufgrund der Stahl-Abhängigkeit der Welt könnte China enorme Macht erlangen.
Nicht zuletzt deswegen versucht US-Präsident Biden derzeit auch, eine Art transatlantisches Stahl-Bündnis zu schmieden, um Chinas Übermacht einen stärkeren westlichen Gegner entgegenstellen zu können – was allerdings in jedem Land eigene Probleme und Ängste heraufbeschwört.
Die Umweltbelastung und der Umbau

Wie wird Stahl hergestellt? Die Hitze, um eine Schmelze herzustellen, wird nach wie vor vielfach durch das Verbrennen von Kokskohle erzeugt. Zwar gibt es auch das sogenannte Elektrostahlverfahren; dies wird jedoch typischerweise nur bei Stahlschrott angewendet. Der Grund dafür ist, dass Koks nicht nur die nötige Hitze zu einem sehr günstigen Preis bereitstellt, sondern auch den für die Stahlherstellung völlig unerwünschten Sauerstoff automatisch reduziert.
Schon seit einigen Jahren wird dies für die Hersteller immer kostspieliger, denn sie müssen CO2-Zertifikate erwerben, welche ihrerseits immer hochpreisiger werden. Noch schwieriger wird dies, weil derzeit noch keine marktreifen Verfahren bestehen, um die Reduktion von Sauerstoff auf anderen Wegen zu erzielen – hier gibt es aktuell jedoch Pilotprojekte, die hauptsächlich auf Wasserstoff setzen.
Das Problem daran ist, dass dieser notwendige Umbau a) die Industrie noch einiges kosten wird und b) noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Zwar ist der Wasserstoff-Weg eine absolut wirksame Methode, um einen nach allen Definitionen „grünen“ Stahl zu produzieren; insbesondere mit dem Druck aus China entsteht hier jedoch ein Rennen gegen die Zeit: Es muss gelingen, schneller auf eine grüne Stahlfertigung umzusteigen, bevor Chinas Exporte den Stahlpreis so stark drücken, dass die Mittelbeschaffung für die erforderlichen Umbauten ernsthaft erschwert wird.
Die Angst vor der Mobilitätswende
Schon seit Jahrzehnten hat Stahl im Automobilbau etwas an Bedeutung verloren. Etwa, weil zentrale Motorbestandteile immer häufiger aus Aluminium anstelle von Grauguss gefertigt wurden, um das Fahrzeuggewicht und somit den Verbrauch zu reduzieren.
In einer Zeit, in der sich jedoch nicht nur Elektrofahrzeuge immer stärker durchsetzen, sondern von verschiedenen Seiten auch laut über eine generelle Abkehr von der bisherigen Automobilität nachgedacht wird, entsteht der Stahlbranche ein weiteres „Sorgenkind“. Tatsache ist bereits jetzt, dass E-Autos signifikant weniger Stahl benötigen, weil sie kein Getriebe besitzen und der Motor ungleich simpler aufgebaut ist.
Hinzu kommt jedoch, dass es bei Elektrofahrzeugen noch stärker zu Leichtbau mit anderen Materialien kommen könnte – dies wäre für die Reichweite förderlich und hätte mit steigenden Produktionsvolumina auch sinkende Kosten für diese Alternativen zur Folge. In einer ferneren Zukunft jenseits der 2020er könnte es jedoch auch dazu kommen, dass generell weniger Fahrzeuge nachgefragt werden. Dann, wenn sich beispielsweise durch den Umbau urbaner Verkehrskonzepte andere Mobilitätsformen stärker rentieren.
Ob und wie sehr diese Angst der Stahlindustrie begründet ist, kann erst die Zukunft zeigen. Fest steht jedoch, dass Stahl vor einem weiteren Wandel steht.
Zusammenfassung und Fazit
Stahl in seiner Eigenschaft als nahezu unendlich recycelbares Material, welches zudem kaum seltene Rohstoffe benötigt und in einer enormen Menge von Waren und Produkten gleichermaßen zu finden ist, ist längst der älteste wichtige Rohstoff der wirtschaftlichen Welt. Und er wird es auch zukünftig noch sein. Allerdings müssen nicht zuletzt die hiesigen Unternehmen gewillt sein, sich einmal mehr zu wandeln – denn würde China zum „stählernen Monopolisten“, so hätte dies nicht nur für die Stahlbranche an sich nur Nachteile.
/jr
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