Ergebnisse einer ADM-Sonderumfrage Die Marktforschungsbranche atmet auf - aber unter der Maske!

Die mit der COVID-19-Pandemie verbundenen Maßnahmen gingen auch an der deutschen Markt- und Sozialforschungsbranche nicht spurlos vorbei. Im August führte der Arbeitskreis Deutscher Markt und Sozialforschungsinstitute (ADM) erneut eine Sonderumfrage unter seinen Mitgliedsinstituten durch. Deren Ergebnisse lassen verhaltenen Optimismus zu.
Im Vergleich zur Befragung im April ist die Tendenz positiv: Während im April noch 87 Prozent der befragten ADM-Institute mit einem krisenbedingten Umsatzrückgang für 2020 rechneten, sind es im August 63 Prozent. 23 Prozent gehen inzwischen sogar davon aus, dass sich der Umsatz 2020 auf Vorjahresniveau bewegen wird. Das sind zehn Prozent mehr als im April.
Optimismus? Ja, aber bitte mit Sicherheitsmaßnahmen!
Insgesamt gehen die ADM-Institute für 2020 von einem Umsatzrückgang von 15 Prozent aus. Als Hauptgründe gelten nach wie vor verschobene (87 %) oder stornierte (68 %) Aufträge und die rückläufigen Anfragen zwischen März und August (82 %). Zudem beklagen 43 Prozent der Institute den Einbruch bei Face-to-Face-Befragungen und knapp ein Drittel die Einstellung von Gruppendiskussionen. Die Umstellung auf Online-Methoden habe zwar einen gewissen Ausgleich bringen, die Verluste jedoch nicht kompensieren können.
Doch viele von der Krise betroffene Unternehmen versuchen, die Situation bestmöglich zu nutzen. So erleben 26 Prozent im Zuge der Krise eine Innovationsbeschleunigung und für 23 Prozent hat sie sich optimierend auf Arbeitsprozesse ausgewirkt. Knapp die Hälfte der Institute nutzte die Umstände dafür, sich mit neuen und innovativen Untersuchungsansätzen zu beschäftigen. Im Eiltempo wurde die Digitalisierung der Branche weiter vorangebracht, von der diese sicher auch über die Krise hinaus profitieren wird. Einige wenige konnten laut ADM trotz oder gar wegen der Krise ihren Umsatz steigern.
Zweiter Frühling im Herbst?
Tatsächlich scheint der Ausblick jetzt positiver als noch im Frühjahr. Knapp die Hälfte der antwortenden Unternehmen (46 %) geben an, letztlich gestärkt aus der Krise hervorzugehen - im April waren es nur ein Drittel. Unter gegenwärtigen Bedingungen reicht die Liquidität bei immerhin 42 Prozent der Unternehmen noch länger als 12 Monate. Das stimmt optimistisch, trifft aber nicht auf alle zu: Gut ein Viertel der befragten Institute wird nach heutiger Einschätzung innerhalb der nächsten drei Monate vor dem finanziellen Aus stehen.
Alle diese Einschätzungen gelten nur für den Fall, dass kein weiterer Lockdown eintritt. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist und ob wir die Pandemie in den Griff bekommen oder sich der Trend eher in Richtung einer zweiten großen Welle bewegt, lässt sich auch mathematisch analysieren.
Markt- und Sozialforschung ist wichtiger denn je!
Der ADM befürwortet, gerade jetzt geplante und neue Markt- und Sozialforschungsprojekte zum Laufen zu bringen. Nichts spreche mehr dafür, sie in der Schublade zu lassen, im Gegenteil: Sie seien umso wichtiger, um das Verhalten der Bevölkerung im "New Normal" zu analysieren und zu verstehen. Hierbei könne die Branche einen erheblichen Beitrag für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft leisten. Die Krise könnte also auch eine Chance sein. Die Branche müsste boomen - tut sie das?
Die Krise dürfe aber kein Anlass sein, den Preisdruck auf die Institute noch weiter zu erhöhen, mit dem die Branche ohnehin schon seit geraumer Zeit zu kämpfen habe. Preise sollten realistisch hinterfragt werden, da auch für die Markt- und Sozialforschung gelte, dass am Ende ein zu günstiger Preis zu Lasten der Qualität von Produkten gehe und die Existenz von Unternehmen gefährde.
mf
Methodik
Erhebungsmethode | Online-Befragung |
Befragte Zielgruppe | 69 Mitgliedsinstitute des ADM |
Fallzahl | n=43 |
Feldzeit | 24. Juli - 19. August 2020 |
Länder | Deutschland |
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