"Die Integration von Streaming in die Musikcharts ist eine wesentliche Innovation." - GfK Entertainment-Geschäftsführer Dr. Mathias Giloth im Interview

Dr. Mathias Giloth, GfK Entertainment

Dr. Mathias Giloth, GfK Entertainment

Dr. Mathias Giloth ist Geschäftsführer von GfK Entertainment. Im Interview mit marktforschung.de äußert er sich zur kürzlich erfolgten Umfirmierung seines Unternehmens und der damit einhergehenden strategischen Ausrichtung sowie zu aktuellen Entwicklungen am Musikmarkt. 

marktforschung.de: Herr Dr. Giloth, wie Sie kürzlich bekannt gegeben haben, firmiert media control® GfK INTERNATIONAL nun unter dem Markennamen GfK Entertainment. Was genau gehört zum Portfolio Ihres Unternehmens?

Mathias Giloth: GfK Entertainment ist traditionell in den Bereichen Musik, Buch, Games, Video und Kino zu Hause. Wir arbeiten eng mit den verschiedenen Branchenverbänden zusammen, bieten Marktforschungsdaten für die Entertainment-Branche an und sind offizieller Chartermittler. Basis dafür sind insbesondere die Handelspaneldaten, die alle Absatzwege umfassen, physisch wie digital. Zu unserem Portfolio gehören unter anderem die offiziellen deutschen Musik Charts, die im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. erstellt werden, die Stern- und Focus-Bestsellerlisten, die offiziellen deutschen Kino Charts, sowie Games und Video Hitlisten. Zudem haben wir Büros in über 30 Ländern, in denen wir Marktforschungsaktivitäten im Entertainmentbereich durchführen und Bestenlisten erstellen.

marktforschung.de: Wie ist die GfK Entertainment GmbH innerhalb der GfK Gruppe aufgestellt? Wer sind die Eigentümer der Gesellschaft?

Mathias Giloth: GfK Entertainment beziehungsweise die Vorgängergesellschaft media control® GfK INTERNATIONAL ist seit 2003 im Mehrheitsbesitz von GfK. Letztes Jahr wurde der Anteil auf 100 Prozent aufgestockt und das Unternehmen ist vollständig integriert. Somit können wir unseren Kunden das komplette Leistungsportfolio der GfK Gruppe mit speziellem Know how im Bereich Entertainment anbieten.

marktforschung.de: GfK forciert ja derzeit mit der "Own the future"-Strategie unter anderem einen weltweit einheitlichen Markenauftritt. Ist davon auszugehen, dass die GfK Entertainment vor diesem Hintergrund als Marke langfristig Bestand haben wird?

Markus Giloth: Wir sind glücklich mit der Marke GfK Entertainment. Sie betont unseren Fokus auf die Fragen und Herausforderungen in der Entertainment Branche.

marktforschung.de: In der Erklärung zur Umfirmierung hieß es, der neue Markenname definiere das erweiterte Angebot und unterstütze die weitere Internationalisierung des Geschäftsbereiches. Gleichzeitig bringe die Namensänderung aber auch Klarheit in eine juristische Auseinandersetzung mit einem ehemaligen Gesellschafter – media control-Gründer Karlheinz Kögel, wie ich vermuten darf. Wenig später erklärte media control, einem vorläufigen Gerichtsurteil zufolge hätten Sie den Namenszusatz "media control" ohnehin streichen müssen. Wie genau sieht die Sachlage aus?

Markus Giloth: Mit der Umfirmierung und dem neuen Markennamen GfK Entertainment rücken wir alle Fragestellungen der Branche sichtbar in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten und bieten Lösungsansätze, die in einem globalen Markt nicht nur aus einem Land stammen können. Gleichzeitig haben wir jeweils die nationale Brille auf und versuchen zusammen mit unseren Kunden passgenaue Lösungen zu erarbeiten.

Zu laufenden Verfahren geben wir keine detaillierten Stellungnahmen ab.

marktforschung.de: Wir haben Ihr Portfolio bereits angesprochen: Wie werden Sie sich künftig von media control differenzieren? Das Unternehmen hat angekündigt, in Bereichen wie Games und DVD neue Auswertungen zu erstellen und im Musik-Bereich ist media control ja traditionell zu Hause – alles Themen, die ja auch Ihr Geschäft betreffen.

Markus Giloth: GfK Entertainment beziehungsweise die Vorgängergesellschaft media control® GfK INTERNATIONAL ist seit Jahren der offizielle Chartermittler für Deutschland mit der entsprechenden Expertise in den Teams und den Tiefenanalysen. Insofern sind wir im Bereich Musik wie auch Buch, Games, DVD oder Kino traditionell zu Hause.

Natürlich sind wir ständig dabei, unsere Services, unser Produktportfolio zu erweitern und auch internationale Ansätze einzubeziehen. Hier arbeiten wir eng mit unseren Kunden an neuen Lösungen. Die Integration von Streaming in die Musikcharts im Januar dieses Jahres ist eine wesentliche Innovation. Die Aufbereitung von Social Media-Daten sowie die Analyse von digitalen Marktentwicklungen im Games, Buch und DVD Bereich ein anderes Arbeitsfeld, in dem wir die Folgen der Digitalisierung transparenter machen.

Weiterhin arbeiten wir intensiv an der Verknüpfung von verschiedenen Datensträngen zu wertvollen Informationen. Aus "big data" "smart data" machen ist hier unser Ansatz, der bei unseren Kunden auch guten Anklang findet. Hier sind wir als führendes Marktforschungsunternehmen im Entertainment-Bereich sehr gut positioniert. Durch die vollständige Integration in die GfK-Gruppe können wir nun auf eine Produktpalette zurückgreifen, zu denen Mitbewerber keinen Zugriff haben. Unsere Analysen werden also viel detaillierter, wovon schließlich unsere Kunden profitieren.

marktforschung.de: Sie haben diesen Aspekt gerade angesprochen: Durch die Diversifizierung der Distributionskanäle basieren beispielsweise Musik-Charts ja unlängst nicht mehr nur auf Abverkäufen von physikalischen Tonträgern. Welche Kanäle fließen in Ihre Marktbetrachtungen ein? Werden physikalische Tonträger anders gewertet als Downloads beispielsweise bei iTunes oder Streaming-Dienste wie Spotify? Welche Rolle spielt Social Media?

Markus Giloth: Die Offiziellen Deutschen Musikcharts basierten bis Endes letzten Jahres auf den Absatzwegen stationärer Handel, E-Commerce - z.B. Amazon - sowie Downloads - z.B. Apple. Anfang des Jahres gab es diesbezüglich eine Neuerung, denn Premium-Streams der Audio-Streaming-Plattformen zählen nun auch für die TOP100 Single-Charts. Somit wird ein wichtiger Bereich auch hier abgebildet. Der Wert eines Streams bewegt sich nach der Berechnungsformel aktuell im 1-Cent-Bereich und wird halbjährlich neu kalkuliert. Social Media-Aktivitäten werden derzeit nicht berücksichtigt.

marktforschung.de: Die Musikindustrie hat den digitalen Wandel jahrelang verschlafen. Nach Jahren des Niedergangs war zuletzt von einer Erholung des Marktes die Rede. Wie ist Ihre Einschätzung? Und wie stark beeinflussen Charts heutzutage noch Entscheidungen der Musikmanager?  
Wir sehen die Zukunft der Musikindustrie positiv. Die letzten Zahlen zeigen national wie international, dass nach schwierigen Jahren nun eine Trendumkehr in der Marktentwicklung möglich ist. Dabei darf man nicht vergessen, dass es von der Musikindustrie unterstützte legale Download-Plattformen in Deutschland zwar schon seit über 10 Jahren gibt, viele Konsumenten jedoch zunächst nicht legale Umsonst-Angebote wahrgenommen haben.

Die Offiziellen Deutschen Musikcharts geben Konsumenten noch immer eine entscheidende Orientierungshilfe beim Kauf. Zugleich zeigen sie Musikmanagern die bei den Verbrauchern beliebtesten Produkte und sind somit Zielgröße und Benchmark. Gleichzeitig machen sie aktuelle Trends und Hypes transparent.

Im letzten Jahr beispielsweise gab es zwei große Phänomene: Zum einen der Schlager, zum anderen Hip Hop. Dann gibt es Ereignisse wie runde Geburtstage, Jubiläen, Todesfälle oder spektakuläre TV-Auftritte, die sich schon am nächsten Tag in den Hitlisten widerspiegeln. Natürlich ist der Markt viel schnelllebiger als noch vor 20 Jahren und die Informationswege vielfältiger. Man muss Social Media-Aktivitäten im Auge behalten, Videokanäle, Foren und Blogs durchsuchen und natürlich wissen, was in den Offiziellen Deutschen Musikcharts gerade angesagt ist.

marktforschung.de: Herr Dr. Giloth, herzlichen Dank für das Interview!

 

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