Interview mit Julia Görnandt und Christoph Welter "Die europäischen Länder sind momentan unterrepräsentiert und die Zeit ist reif, dass sich dies ändert."

Bei dem Marktforschungsprojekt im Rahmen von Research Got Talent wird es um die NGO Viva Con Aqua gehen. (Foto: VcA Mozambique_12, Andrin Fretz)
„Research Got Talent“ ist ein Wettbewerb für Marktforschende unter 35 Jahren von ESOMAR, der in Deutschland von allen drei Verbänden getragen wird. Warum sollten junge Marktforschende sich hieran beteiligen?
Christoph Welter: Das Spannende an diesem Wettbewerb ist, dass die Teilnehmenden mit jungen Marktforschenden anderer Agenturen zusammen ein Projekt durchführen und gleichzeitig etwas Gutes tun. Die Forschungsfrage wird nämlich von einer NGO gestellt und Ziel des Projektes ist es, die NGO mit den Insights bei ihrer wichtigen sozialen Arbeit zu unterstützen.
Die junge Marktforschenden haben also in diesem Wettbewerb nicht nur die Möglichkeit mit anderen Marktforschenden in Kontakt zu kommen, sondern leisten gleich noch einen wichtigen Beitrag, die Welt hoffentlich ein kleines bisschen besser und gerechter zu machen.
Julia Görnandt: Nur als Ergänzung – an sich ist Marktforschung für NGOs ja nicht unbedingt etwas Neues. Was hier etwas anders ist, ist, dass alle Projektkosten durch Sponsorensupport getragen werden. Weder den Teilnehmenden noch der NGO entstehen Kosten, so dass alle Aufwände direkt dem zu unterstützenden Zweck zugutekommen können.
Und für die jungen Forschenden winkt natürlich auch noch die einmalige Möglichkeit, beim globalen ESOMAR-Kongress 2024 vor Ort dabei zu sein, wenn das deutsche Team sich gegen die anderen internationalen Teams durchsetzen kann.
Seit wann gibt es den Wettbewerb? Hat schon mal ein Team aus Deutschland gewonnen?
Christoph Welter: Es ist dieses Jahr tatsächlich das erste Mal, dass Deutschland an diesem globalen Wettbewerb teilnimmt. Der Wettbewerb geht auf die Initiative mehrerer lokaler ESOMAR Representatives zurück und wird schon seit einigen Jahren regelmäßig durchgeführt.
Viele verschiedene Länder nehmen Jahr für Jahr daran teil, zum Beispiel Australien, Hong Kong, Peru, Kanada, Argentinien, Russland, etc. Die europäischen Länder sind momentan leider etwas unterrepräsentiert und die Zeit ist mehr als reif, dass sich dies jetzt ändert.
Dürfen sich auch Teams aus einzelnen Instituten bewerben? Werden die Teams auf jeden Fall gemischt? Wie groß werden die Teams etwa sein?
Julia Görnandt: Natürlich können sich mehrere Leute aus einem Institut bewerben, die Teams selbst werden dann allerdings bunt gemischt sein. Das gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, andere junge Marktforschende kennenzulernen und vor allem auch von deren Expertise zu profitieren.
Wir wissen ja, dass verschiedene Institute auch verschiedene Schwerpunkte haben und somit vermutlich auch die Teilnehmenden mit verschiedenen Skills kommen.
Durch die gemischten Teams, die vermutlich 3-4 Leute groß sein werden, können wir dann die individuellen Stärken bündeln.
Ihr schreibt, es geht um ein Projekt für eine NGO. Könnt Ihr dazu schon etwas genaueres sagen? Über welches soziale Projekt werden die Marktforschenden forschen?
Christoph Welter: Ja, können wir! Die jungen Marktforschenden werden ein Projekt mit und für Viva Con Agua konzipieren und durchführen. Viva Con Agua ist international tätig und hat seinen Zentralsitz in Hamburg. Mit ihren Projekten setzen sie sich für einen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ein. Der Fokus liegt dabei besonders auf den globalen Süden.
Julia Görnandt: Ohne zu viele Details zu verraten, wird es bei dem Projekt darum gehen, wie Viva Con Agua ihr Unterstützer-Netzwerk gerade in jüngeren Zielgruppen weiter ausbauen kann. Man kennt Viva Con Agua ja bereits von Konzerten und Festivals. Aber in diesem Projekt wird es um die Plattform Twitch gehen und um Themen wie Serious Gaming, Verständnis der Zielgruppe und wie man deren Interesse für Viva Con Agua und deren Projekte steigern kann.
Wo kann man sich bewerben und wie läuft das Ganze ab?
Christoph Welter: Bewerben können sich alle Interessierten mit einem kurzen 1-2 minütigen Selfie Video an die Adresse mail(at)researchgottalent.de . Einsendeschluss ist der 14.04., aber wer ein paar Tage später dran ist, kann auch noch mit dazu kommen, da sind wir sportlich. Im Video sollte einfach vorkommen: Was sind meine Schwerpunkte im Bereich Research und warum habe ich Lust dabei zu sein.
Julia Görnandt: Wir planen für den 4. und 5. Mai zwei digitale Kick Off Sessions, in denen das Projekt vorgestellt wird und alle Teams im Hackathon Stil je ein Kurz-Proposal ausarbeiten. BVM, ADM und DGOF bestellen eine unabhängige Jury, die gemeinsam mit Viva Con Agua das Gewinnerteam kürt. Das Gewinnerteam hat dann bis Ende August, das Projekt auszuarbeiten. Wir achten darauf, dass das Projektvolumen mit der alltäglichen Arbeit vereinbar ist.
Über die Personen
Julia Görnandt berät als Senior-Direktorin im globalen Business Consultancy-Team bei SKIM basierend auf Insights internationale Kunden zu vielfältigen unternehmerischen Herausforderungen. Als Head of SKIMpact ist sie außerdem verantwortlich für SKIMs globale Nachhaltigkeitsbemühungen. Bis September 2022 hat sie die deutsche Niederlassung in Berlin geleitet. Julia Görnandt ist Diplom-Psychologin und hat vor ihrer Zeit bei SKIM an der Stanford-Universität in Kalifornien geforscht.
Christoph Welter ist Geschäftsführer und Miteigentümer von Point Blank Research & Consultancy in Berlin. Er leitet dort den Bereich Consumer Research und beschäftigt sich vor allem mit ethnographischen Perspektiven und der Aktivierung von Forschung im Rahmen von Design Thinking Prozessen. Darüber hinaus ist er seit 2016 ehrenamtlich als ESOMAR Representative für den deutschen Markt tätig.
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