Otto Hellwig, DGOF "Die DGOF versucht immer, an der Spitze der technologischen Entwicklung zu stehen"

Schon zum 25. Mal findet die General Online Research (GOR), die Jahreskonferenz der DGOF für alle Themen rund um die Online-Forschung, statt. Otto Hellwig, Vorstandsvorsitzender und Schatzmeister der DGOF, gab uns einen exklusiven Einblick im Vorfeld der Konferenz und sprach über Programmplanung, Schwerpunkte und den diesjährigen Standort.

Dieses Jahr feiert die GOR Jubiläum: Zum 25. Mal findet die Konferenz statt. Auf welche Meilensteine schauen Sie als Vorstandsvorsitzender der DGOF zurück?

Otto Hellwig: Ich denke, die Etablierung der GOR-Konferenz als die führende Konferenz für Online-Forschung ist ein wichtiger Meilenstein an sich. Hier geht mein Dank an alle engagierten Vorstände, Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle, Mitglieder, Vortragende und Teilnehmende in den vergangenen Jahren.

Inhaltlicher Meilenstein ist sicher die Integration von Big Data, maschinellem Lernen und KI als eigener Track in die Konferenz.  Strategische Meilensteine sind in meinen Augen eine stetig steigende Anzahl von Mitgliedern und neue Formate wie research plus oder unser Podcast und neue Angebote wie der DGOF Online-Forschungsförderungsfonds.

Wie wird das Jubiläum gefeiert?

Otto Hellwig: Es wird pünktlich zur GOR eine Jubiläumsschrift geben, in der Mitglieder und Freunde der DGOF zu Wort kommen. Auf der GOR wird es eine Paneldiskussion mit ehemaligen und aktuellen Vorständen geben und weitere Aktionen während der GOR sind in Vorbereitung.

Gab es bei der Programmplanung besondere Herausforderungen in diesem Jahr?

Otto Hellwig: Der Kern des Programms besteht seit vielen Jahren aus einer Juryauswahl eingereichter Paper. Auch in diesem Jahr hatten wir wieder viele gute Einreichungen und so konnten wir relativ sorglos ein tolles Programm zusammenstellen.

Darüber hinaus wird das Programm durch eingeladene Vortragende ergänzt, um aktuelle Trends der Online-Forschung abzubilden. Hier ist die Herausforderung, die richtigen Trends zu benennen und dafür die besten Vorträge auszuwählen.

Was halten Sie für die absoluten Highlights der GOR? Welche Inhalte darf man sich als Besucher auf keinen Fall entgehen lassen?

Otto Hellwig: Ein Highlight, auf das ich mich besonders freue, ist die Keynote von Steffen Schmidt zur Entwicklung der Marktforschung von 1.0 zu 5.0. Steffen ist seit Jahren ein Vordenker beim Einsatz künstlicher Intelligenz in die Marktforschungspraxis.

Gespannt bin ich auf unser neues Format „Early Career Science Speed-Dating“, bei dem wir versuchen, gezielt junge Akademikerinnen und Akademiker zusammenzubringen, um Ihnen beim Einstieg in die GOR-Community den roten Teppich auszurollen.

ChatGPT und Künstliche Intelligenz im Allgemeinen scheinen dieses Jahr im Programm durchaus vertreten zu sein. Ist das nur ein Hype oder ein nachhaltiger Trend, den wir da gerade erleben?

Otto Hellwig: Künstliche Intelligenz hat zweifellos einen großen Einfluss auf verschiedene Branchen, einschließlich der Marktforschung. In den letzten Jahren haben KI-gestützte Technologien und Algorithmen das Potenzial gezeigt, die Effizienz und Genauigkeit von Datenerfassung, -analyse und -interpretation zu verbessern.

Ob KI in der Marktforschung ein nachhaltiger Trend oder nur ein Hype ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: von der technologischen Reife, der Akzeptanz und Anpassungsfähigkeit und vom Umgang mit Ethik und Datenschutz. Derzeit scheint die Integration von KI in die Marktforschung mehr als ein kurzfristiger Hype zu sein.

Die Technologie hat das Potenzial, viele Aspekte der Marktforschung zu verbessern und ist bereits in verschiedenen Bereichen im Einsatz. Dies ist die von mir gekürzte Antwort aus ChatGPT und ich finde, sie klingt sehr plausibel.

Neben AI, welcher Trend der Online-Forschung wird in diesem Jahr besonders präsent auf der GOR vertreten sein?

Otto Hellwig: Neben der Grundlagenforschung im Bereich Survey Research wird gerade die zweite Keynote zum Thema „Population Representative Surveys, Wearables, and Contextual Data“ von Arie Kapteyn des Center for Economic and Social Research der University of Southern California das Thema der Repräsentativität in der Forschung als weiteren Fokus eröffnen.

Im letzten Jahr fand die GOR nach zweijähriger Pandemie-Pause wieder physisch statt. Hat sich die Hoffnung, internationales Publikum von den virtuellen Veranstaltungen nach Berlin ziehen zu können, bewahrheitet?

Otto Hellwig: Ich hatte es anders gehofft, aber alle virtuellen Teilnehmenden in Berlin zu begrüßen, ist uns nicht ganz gelungen. Dafür kamen wieder Stammbesucherinnen und Stammbesucher nach Berlin, für die eine virtuelle GOR weniger interessant war.

Statt HTW Berlin nun die Universität Kassel. Was ist der Grund für den Partner- und Standort-Wechsel?

Otto Hellwig: In den ersten Jahren der GOR wurde die Konferenz jedes Jahr an einer neuen Hochschule begangen. Mitte der 10er Jahre haben wir uns aus organisatorischen Gründen entschieden, diese Strategie zu ändern und die GOR in einem Zweijahreswechsel mit Köln und Berlin abwechselnd an zwei Orten stattfinden zu lassen.

Leider konnten wir in diesem Jahr nicht nach Köln und sind sehr glücklich, dass die Universität in Kassel, also quasi auf halber Strecke zwischen Köln und Berlin, uns gerne willkommen heißt.

Wagen Sie doch mal einen Ausblick: Wie geht es in den nächsten 25 Jahren mit der DGOF und der GOR weiter?

Otto Hellwig: Beide, DGOF und GOR, sind heute sowohl inhaltlich als auch finanziell bestens aufgestellt und solange wir genügend Mitglieder und Besuchenden haben, werden wir weiter an der Zukunft des Verbandes und seiner Formate arbeiten.

Die DGOF versucht immer an der Spitze der technologischen Entwicklung zu stehen und neue Trends als erstes zu erkennen und diesen eine Plattform zu bieten. Wenn uns dies weiterhin gelingt, mache ich mir angesichts der sehr hohen Dynamik, mit der sich unsere Branche gerade verändert, keine großen Sorgen um die Zukunft der DGOF und der GOR.

 

Über die Person

Dr. Otto Hellwig ist Gründer und Vorstand der respondi AG sowie Vorstandsvorsitzer der DGOF. Außerdem ist er Dozent für Soziologie an der FH Köln. Vor seiner Tätigkeit bei respondi war er Head of Research bei der Globalpark GmbH und der Speedfacts GmbH.

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