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- "Die Akzeptanz für DIY-Marktforschung ist unseres Erachtens eher gestiegen als gesunken"
Dirk Wieseke, KERNWERT GmbH und Dr. Axel Theobald, Rogator AG "Die Akzeptanz für DIY-Marktforschung ist unseres Erachtens eher gestiegen als gesunken"

Überblick
- Fragen an Axel Theobald
- Fragen an Dirk Wieseke
- Meinungsbild zu DIY&T
Fragen an Axel Theobald
Wie können Unternehmen nach der Einrichtung eines eigenen Online-Panels sicherstellen, dass es langfristig erfolgreich bleibt und den gewünschten Nutzen bringt?
Axel Theobald: Der wichtigste Aspekt sind interessante Umfrageprojekte, die in ausreichender Häufigkeit stattfinden müssen. Die Menschen möchten ihre Meinung äußern, und wenn sie dies nicht tun können, weil es nur zweimal im Jahr "etwas zu tun" gibt, verlieren sie das Interesse. Meines Erachtens ist dies der Hauptantrieb. Incentives und Kommunikation können vorübergehend einige andere Schwächen kaschieren, aber am wichtigsten sind interessante Themen und Projekte, insbesondere vielfältige Umfragen.
Wenn Sie mehr darüber lernen möchten, worauf Sie nach der Inbetriebnahme Ihres eigenen Panels achten sollten, dann melden Sie sich zu unserem Web-Seminar „Erfolgreiche Panelstrategie“ am 12. Oktober an.
Welche möglichen Vorteile bietet ein eigenes effektiv betriebenes Zielgruppenpanel, und wie können Unternehmen diese Vorteile nutzen?
Axel Theobald: Die Vorteile eines eigenen Kundenpanels liegen auf der Hand: schneller Zugriff auf Ergebnisse „noch am selben Tag“ oder gar „während der laufenden Sitzung“, hohe Vertraulichkeit, bei ausreichender Projektzahl ein Kostenvorteil und vor allem die Möglichkeit der gezielten Rekrutierung von Befragungspersonen einer bestimmten Community, die über ein Access Panel niemals in ausreichender Zahl zu finden wären.
Wie sieht Rogators Vision für die Zukunft aus, insbesondere in Bezug auf die Weiterentwicklung von Panelstrategien und die Unterstützung von Unternehmen bei der Maximierung ihres Erfolgs im digitalen Forschungsbereich?
Axel Theobald: Unsere Mission ist es, unseren Kunden auch weiterhin mit flexiblen Software-Komponenten und maßgeschneiderten Forschungsdienstleistungen zur Seite stehen. Wir sind fest davon überzeugt, dass trotz Automatisierung die persönliche Komponente nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Unternehmen und Forschende möchten sich bspw. darauf verlassen können, dass im Zweifelsfall noch ein – im besten Fall persönlich bekannter – Ansprechpartner an einer leicht erreichbaren Support-Hotline bereitsteht, der die spezifischen Anforderungen des Kunden kennt und versteht.
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Fragen an Dirk Wieseke
„Selber machen lassen“ lautet der Titel Ihres Webinars am 09.10.2023. Welche vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten bietet künstliche Intelligenz für die Analyse qualitativer Daten, und wie können smarte Funktionen die Forschungsprozesse erleichtern?
Dirk Wieseke: Wir sind tatsächlich begeistert von den neuen Möglichkeiten, die der Einsatz von KI bietet. Gerade auch im Zusammenhang mit DIY-Projekten kann man einige Arbeiten durch die KI „machen lassen“, um den Forschungsprozess effizienter zu gestalten und schneller relevante Insights zu gewinnen. Aktuell steht vor allem die unterstützende Analyse durch die KI im Mittelpunkt. Es ist ja seit längerem der Traum qualitativer Forscherinnen und Forscher, diesen oft aufwendigen Prozess zu vereinfachen und zu beschleunigen. Wir haben für unsere Plattform eine erste Auswahl der Möglichkeiten getroffen und in einfache, direkt einsetzbare Funktionen übersetzt. Ohne umständlich Prompts schreiben zu müssen, kann man mit unserem integrierten KI-Assistenten qualitative Daten, wie Texte aus Tagebüchern oder Interviews, analysieren, z.B. nach relevanten Themen und Mustern durchsuchen oder Zusammenfassungen erstellen lassen.
Als Vorreiter in der qualitativen Onlineforschung haben Sie KI-Modelle in Ihre Plattform integriert. Könnten Sie uns einen Einblick in die Entwicklung und den Einsatz dieser Technologie geben?
Dirk Wieseke: Die Integration von KI ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess, mit dem Ziel, den Forschungsprozess immer weiter zu vereinfachen. So gibt es in unserer Plattform zum Beispiel schon seit längerem automatische Transkriptionsfunktionen oder Sentimentanalysen. Anfang des Jahres haben wir begonnen, die neuen Large Language Modelle zu integrieren, auf denen auch der bekannte Chatbot ChatGPT von OpenAI basiert. Diese Modelle zeichnen sich durch die Fähigkeit aus, Text in natürlicher Sprache zu generieren und vielfältige Textverständnis- und generierungsaufgaben schnell und in beeindruckender Qualität zu bewältigen. Damit haben sie ein großes Potential für die qualitative Onlineforschung.
Für uns war die datenschutzkonforme und sichere Einbindung zentral, um sensiblen Daten und Forschungsinhalten eine sichere Umgebung zu geben. So werden u.a. bei uns die Daten nicht verwendet, um die KI-Modelle zu trainieren oder zu verbessern. Die Integration war ein intensiver und spannender Prozess und jetzt freuen wir uns sehr, dass da ein hilfreicher Assistent entstanden ist: Die neuen Analysefunktionen werden von unseren Kundinnen und Kunden sehr gut angenommen und in den letzten Monaten bereits vielfältig und kreativ eingesetzt.
Welche Rolle spielt KERNWERT in der Welt der digitalen qualitativen Forschung, und wie unterstützen Ihre Software, Services und Ihre Begeisterung die Forschungsgemeinschaft bei einer breiten Palette von qualitativen Forschungsthemen?
Dirk Wieseke: Wir sind seit fast 20 Jahren begeistert von qualitativer Forschung und freuen uns, dass wir die Branche durch unsere Angebote mitgestalten können. Seit unserer Gründung haben wir immer wieder neue Funktionen, Tools und Weiterentwicklungen auf den Markt gebracht, sei es mobile Lösungen, automatische Auswertungen oder jetzt den KI-Assistenten – wir waren und sind innovationsgetrieben. Gleichzeitig ermöglicht uns der enge Austausch mit unseren Kundinnen und Kunden, unsere Software kontinuierlich zu verbessern und an die sich wandelnden Bedürfnisse anzupassen.
Zusätzlich zu unserer Software unterstützen wir Forschende bei allen Schritten eines Projekts. Unser Team kann bei der Datenerfassung, -analyse und -interpretation helfen. Wir bieten Trainings an, um Kundinnen und Kunden dabei zu helfen, das Beste aus unseren Tools herauszuholen und qualitativ hochwertige Forschungsergebnisse zu erzielen. Unser Ziel ist es, Forschenden genau die Werkzeuge und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen. Dabei haben sie die Wahl, ob sie unsere Software als DIY-Lösung einsetzen, ein Projekt gemeinsam mit uns umsetzen oder komplett an uns abgeben möchten.
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Meinungsbild zu DIY&T
Werfen wir einen Blick auf die DIY-Bewegung im Allgemeinen: Für welche Arten von Unternehmen stellt DIY-Marktforschung eine attraktive Option dar?
Axel Theobald: Ich würde hier nicht unbedingt von einer „Bewegung“ sprechen in dem Sinne, dass es bald keine Forscherinnen und Forscher mehr geben würde, die einmal eine Studie oder Teilaspekte davon beauftragen. Es gibt Abstufungen von „DIY“. Meiner Beobachtung nach nimmt das Marktforschungs-Know-how in Unternehmen zu, was bedeutet, dass immer mehr Unternehmen theoretisch über die Ressourcen für eigene Marktforschung verfügen. Letztendlich hängt der Erfolg von DIY-Marktforschung von der internen Expertise und Erfahrung im Bereich Marktforschung im Unternehmen ab. Die Branche oder die Ausrichtung des Unternehmens spielt meines Erachtens kaum eine Rolle an dieser Stelle. Auch die Unternehmensgröße ist nicht unbedingt ausschlaggebend, da auch kleinere Firmen Forschungsbedarf haben können.
Dirk Wieseke: Wir erleben häufig, dass mit DIY-Forschung Studien durchgeführt werden, die aufgrund von Kosten oder Aufwand sonst nicht stattfinden würden. Insgesamt werden heute ja viel mehr Fragen erforscht, als noch vor einigen Jahren. DIY-Forschung führt also letztlich zu mehr datenbasierten Entscheidungen. Besonders für kleine Unternehmen, Startups und Organisationen mit begrenzten Ressourcen, aber auch für Unternehmen mit klar umrissenen Fragestellungen, lassen sich mit DIY-Marktforschung gut definierte Forschungsfragen kosteneffizient und schnell beantworten. Das nicht alle Fragestellungen für DIY geeignet sind, ist eine anderes Thema.
Wie ist die Akzeptanz von DIY-Marktforschung in Unternehmen, und wie hat sich diese Akzeptanz entwickelt?
Axel Theobald: Die Akzeptanz für DIY-Marktforschung ist unseres Erachtens eher gestiegen als gesunken. Wir betrachten dieses Thema jedoch differenzierter. Unserer Beobachtung nach gibt es ein Kontinuum zwischen "vollständigem DIY mit gekaufter Software" und "vollständiger Beauftragung von Umfragen". Wir beobachten bei unserer Kundschaft verschiedenste Abstufungen von DIY, die sich teils auch temporär ändern können, meist wenn eine Fachkraft das Unternehmen verlässt und nicht so rasch ersetzt werden kann.
Unsere Kunden nutzen, abhängig von ihren aktuellen Anforderungen und zusätzlich zu unseren DIY-Softwarekomponenten, unser modulares Angebot von Dienstleistungen wie Fragebogenentwicklung, Umfrageprogrammierung, Sonderprogrammierungen, Projektmanagement, Versand von Mailings, Auswertung und Interpretation sowie Präsentation der Ergebnisse und vieles mehr.
Dirk Wieseke: Unsere Perspektive ist die qualitative Onlineforschung. Hier sehen wir einen Zuwachs von DIY-Projekten vor allem im Bereich der mehrmonatigen Projektcommunities und langfristigen Kundencommunities: Beide Formate bieten den Vorteil, dass die Zielgruppe quasi immer zur Verfügung steht und sehr niedrigschwellig befragt und in Entscheidungen einbezogen werden kann, z.B. im UX-Bereich oder zu Kommunikationsthemen. Ein anderer Aspekt ist, dass die digitale Kompetenz in unserer Branche durch die Pandemie deutlich zugenommen hat und zum Beispiel die Durchführung von remote Interviews keine technische Hürde mehr darstellt. Auch die Tools werden immer besser und vereinfachen Abläufe. Über unsere Plattform lassen sich z.B. Interviews automatisch transkribieren und per KI analysieren. Es wird also auch technisch immer einfacher solche Projekte selbst durchzuführen.
Hier gehts zu den DIY&T Days 2023
Wie würden Sie das Verhältnis zwischen DIY-Marktforschung und Full-Service-Marktforschung einschätzen?
Axel Theobald: Hier fällt es uns schwer, eine Abschätzung zu treffen, da uns kein vollständiger Marktüberblick zur Verfügung steht. Die Angabe einer marktübergreifenden konkreten Zahl wäre eher spekulativ und würde keinen wirklichen Informationswert bieten. Nachdem wir sowohl Software für DIY-Marktforschung als auch Full-Service für Kunden- und Mitarbeiterfeedbackprozesse leisten, können wir nur von unseren Zahlen ausgehen und die zeigen ein DIY vs. Full-Service Verhältnis von ca. 60:40
Dirk Wieseke: DIY-Marktforschung demokratisiert und beschleunigt die Forschung – das ist grundsätzlich positiv. DIY setzt aber ausreichende eigene Ressourcen und Expertise voraus, damit am Ende valide Ergebnisse entstehen, aus denen sinnvolle Antworten und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können. Denn DIY ist ja keine „Macht-sich-von-alleine-Forschung“. Oft nutzen Unternehmen DIY-Ansätze für Routine- oder kleinere Forschungsprojekte. Für komplexere oder strategische Forschungsaufgaben greifen sie dagegen auf Full-Service-Institute zurück, die u.a. mehr Ressourcen, Erfahrung, methodische Expertise und einen Blick von außen einbringen können. Idealerweise ist eine ausgewogene Herangehensweise möglich, die beide Ansätze je nach Bedarf kombiniert.
Über die Personen
Dirk Wieseke ist Mitgründer und Geschäftsführer von KERNWERT und entwickelt mit seinem Team seit über 15 Jahren Software und Services für digitale Forschung mit qualitativem Schwerpunkt. Er berät Institute, Agenturen und Unternehmen bei der Konzeption und Umsetzung von digitalen Forschungsansätzen.
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:
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