Die 10 Erfolgsfaktoren der App-Usability

Till Winkler (SKOPOS)

Till Winkler (SKOPOS)

Von Till Winkler, Research Manager bei SKOPOS

Der Markt für Smartphones boomt - und mit ihm der Markt für Apps. Sofern Sie ein Smartphone besitzen, halten Sie damit eines von 31 Millionen Smartphones in Deutschland in den Händen. Ganz sicher befindet sich auch eine Vielzahl von Apps darauf. Man schätzt, dass es aktuell über 2 Millionen verschiedene Apps gibt. Aber welche Ihrer Apps nutzen Sie denn tatsächlich? Und wenn Sie eine neue App herunterladen, wie lange probieren Sie diese aus, bevor Sie Ihr Urteil fällen und diese entweder nutzen, löschen oder auf dem Smartphone in Vergessenheit geraten lassen?  

Es kommt also auf den Mehrwert und die Bedienerfreundlichkeit - neudeutsch "Usability" – an. Sie allein entscheidet, ob eine App genutzt wird oder nicht.

Auf Basis der Erfahrungen mit einer Vielzahl von Usability-Tests mit Apps und anderen Studien zur Mensch-Maschine-Interaktion hat SKOPOS 10 Erfolgsfaktoren der App-Usability formuliert:

1. Mind The User.
Wer vor 5 Jahren die Smartphone Zielgruppe als Early Adopters beschrieben hat, muss heute gravierend umdenken. Über die Hälfte der in Deutschland verwendeten Mobilfunkgeräte sind Smartphones. In England und Spanien liegt dieser Anteil bereits über 60%. Damit sind Smartphones längst nicht mehr einer speziellen Zielgruppe vorenthalten, sondern sprechen nahezu alle Bevölkerungsgruppen - und damit sehr heterogene Bedürfnisse - an.

Aus diesem Grund ist es wichtig, die eigene Zielgruppe zunächst aus der Masse der Smartphone-Besitzer zu identifizieren und die App dann gezielt für diese zu entwickeln.

2. Do Not Reinvent The Wheel.
Die grundlegenden Erfahrungen mit Apps wurden bereits von den Nutzern gemacht. Sie wissen intuitiv, mit welcher Bewegung sie ins übergeordnete Menü kommen, ein weiteres Kapitel aufrufen oder die Information an einen Bekannten weiterleiten. Die Entwickler einer App sollten an diese Erfahrungen und an das Gelernte anknüpfen.

3. Make It Smarter.
Der gemeine Smartphone-Nutzer hat gelernt, Kalendereinträge zu setzen, zu verknüpfen, zu senden. Er hat gelernt, Fotos zu schießen, zu posten, zu teilen. Die Apps, die bereits genutzt werden, verknüpfen die technischen Möglichkeiten des Smartphones auf intelligente Weise. Das Smartphone wird smart. Stand-Alone-Lösungen gibt es kaum noch. Aus gutem Grund: Sie werden nicht akzeptiert. Daher muss man sich bei der Entwicklung einer App im ersten Schritt bewusst machen, was ein Smartphone alles kann. In dem zweiten Schritt geht es dann darum, welche dieser Funktionen die App nutzen soll und wie dadurch der Mehrwert der App gesteigert werden kann.

4. Space Is Limited.
Der Smartphone-Bildschirm ist nicht sehr groß. Zusätzlich nutzen die meisten Personen ihr Smartphone zum Überfliegen und schnellen Erfassen von Informationen aber in der Regel nicht zum Lesen von ausführlichen Texten. Es kommt also darauf an, den geringen Platz so zu nutzen, dass der Nutzer die relevanten Informationen schnell erfassen kann und die wichtigen Bedienelemente sofort findet.

5. Ten Fingers One Thumb.
Viele Menschen sind es heute gewohnt, die Computer-Tastatur souverän - oft mit 10 Fingern - zu bedienen. Viele App-Entwickler positionieren wichtige Bedienelemente jedoch so, dass der Nutzer sie zwar sofort sehen kann, diese aber nicht mit einer einzigen gezielten Berührung erreichen kann. Meist passiert dies mit schmalen, länglichen Buttons, die dem Daumen nicht ausreichend Auflagefläche bieten. So gelangt der Nutzer erst nach mehrmaligem Ausprobieren zum Ziel. Für die Entwicklung gilt: Die App muss von dem einen dicken Daumen bedient werden können.

6. Call To Action.
Die bisherigen Regeln handelten davon, die Erfahrungen der Nutzer als Leitfaden für die Entwicklung einer App zu nutzen. Aber man kann den Spieß auch umdrehen: Gute Apps fordern den Nutzer auf, zu handeln. Man spricht von Call-to-Action-Elementen. Sie machen dem Nutzer unmissverständlich klar, was er in einer bestimmten Anwendungssituation zu tun hat. Man denke z.B. an den Anrufbildschirm eines Smartphones. Ertönt das Klingeln, so werden zwei Möglichkeiten vorgestellt: ROT (Auflegen), GRÜN (Annehmen). Alles andere tritt in den Hintergrund. Man sieht also sofort, was verlangt wird und welche Möglichkeiten man hat. Wichtig ist, dass solche Call-to-Action-Elemente eindeutig sind. Die Handlungsoptionen müssen klar sein.

7. Let It Shine.
Morgens in der Straßenbahn: Smartphones, geneigte Köpfe, huschende Daumen und dröhnende Kopfhörer. In der Fußgängerzone ist dieses Phänomen ebenfalls zu beobachten. Ebenso wie in Fitnessstudios, an Fußgängerampeln und in Aufzügen. Die Nutzungssituationen sind vielfältig, stellen jedoch alle eine wesentliche Anforderungen an Ihre App: Tauglichkeit für mobile Verwendung bei wechselnden Lichtverhältnissen. Der Navigationskontext sollte so gestaltet sein, dass er auch bei einem kurzen Blick erfasst werden kann. Farben und Formen sollten so arrangiert sein, dass sie in jeder Umgebung gut zu erkennen sind.

8. Less Is More.
Die erfolgreichsten Apps haben oft simple Konzepte. Instagram macht die Bearbeitung von Bildern möglich. Whatsapp verschickt Nachrichten. Simply ermöglicht das Lesen von verkürzten Nachrichten. Die Funktionen dieser Apps sind für den User eindeutig, die Usability ideal, die Beliebtheit sehr hoch.

Manche Unternehmen versuchen dagegen, ihr gesamtes Angebotsportfolio in eine einzige App zu stecken. Das ist mit guter Usability nicht unter einen Hut zu bringen. Mit einer App sollten eindeutige und klare Kommunikationsziele verfolgt werden. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für gute Usablity.

9. Keep It Corporate.
Diese Regel hat zwei Facetten und meist wird nur eine davon beachtet. Zum einen ist es wichtig, dass die App optisch als Teil des dahinter stehenden Unternehmens wahrgenommen wird. Ist die Unternehmensfarbe Blau, so sollte diese auch in der App verwendet werden. Eine App beachtet das Erscheinungsbild des Unternehmens.

Die zweite Facette: Oft entwickeln unterschiedliche Agenturen verschiedene Apps für dasselbe Unternehmen. Das kann dazu führen, dass die Apps unterschiedlich gestaltet sind und eine voneinander abweichende Menüführung aufweisen. Hier müssen unternehmensinterne Standards geschaffen werden. Steht ein Unternehmen drauf, muss das Unternehmen auch einheitlich in allen Apps drin stecken.

10. Be There Anytime.
Eine gute App antizipiert mögliche Fehler und sagt dem Nutzer, was zu tun ist. Feedback ist das wichtigste Instrument zum Erlernen eines neuen Systems. Eine App wird als Interaktionsmedium wahrgenommen, daher sollte sie auch so angelegt werden. Wenn der Nutzer etwas falsch macht, braucht er einen Hinweis. Er wird sich freuen und es das nächste Mal richtig machen.

Dies sind unser Regeln und zusammenfassend haben wir festgestellt: Das Angebot an Apps ist riesig und vielfältig. Die Nutzer sind anspruchsvoll und erfahren. Die 10 Erfolgsfaktoren der App-Usability helfen Anbietern, Apps so zu entwickeln, dass sie erfolgreich werden. Empfehlenswert ist jedoch die Durchführung von professionellen Usability-Tests, um die Erfüllung dieser Erfolgsfaktoren systematisch zu überprüfen. Im Idealfall geschieht dies noch vor dem Launch, also in der Konzeptionsphase einer App. Aber auch mit der funktionsfähigen App lassen sich Schwachstellen rechtzeitig aufdecken. So kann jede App vom Start weg die hohen Usability-Ansprüche der User erfüllen - damit sie nicht ins Nirwana der vergessenen Apps geschoben wird.

 

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