Das Interview zum Webinar: Dirk Ziems, concept m research + consulting "Deutschland wird sich bis Mitte April aus der gröbsten akuten Krisenstimmung herausbewegen"

Der Gründer und Managing Partner von concept m beschäftigt sich seit vielen Jahren mit tiefenpsychologischen Motiven von Konsumenten. Anlässlich seines Webinars bei marktforschung.de am 2. April trafen wir uns zum Interview, in dem er eine mutmachende Prognose zur Corona-Krise lieferte.

Dirk Ziems

marktforschung.de: Herr Ziems, am 2. April bieten Sie ein Webinar bei marktforschung.de, in dem es um Tiefenpsychologie in der Online-Marktforschung geht. Können Sie das Thema vorab etwas erläutern? Ist online die Erforschung tiefenpsychologischer Motive überhaupt ohne Einschränkung möglich? 

Dirk Ziems: Qualitative Online-Forschung hat eigene Möglichkeiten, um in der Interaktion psychologische Tiefe herzustellen. Auf Basis jahrelanger Beschäftigung mit den psychologischen Möglichkeiten von Online-Kommunikation als Forschungsmedium haben wir eigenständige Tools entwickelt.

Können Sie ein Beispiel nennen? Immerhin sprechen Sie in der Webinar-Ankündigung von einem Mehrwert, den eine tiefenpsychologische Befragung mit sich bringt. Wie können Unternehmen diesen nutzen? 

Dirk Ziems: Wir haben unsere Online-Verfahren so aufgebaut, dass sie die Nachteile der digitalen Distanz überwinden und maximale psychologische Nähe zu den Testpersonen ermöglichen. Bei Online-Communities führen wir deshalb nach Abschluss der Panel-Tasks morphologische Video-Interviews durch, in denen wir psychologisch dazu vertiefen, was die Testpersonen auf der Online-Plattform eingestellt haben. Bei Online-Einzelinterviews versuchen wir nach Möglichkeit, das Video-Gespräch auf zwei Sessions im Abstand von einigen Tagen zu verteilen, um die erste Session als emotionales Warm-up für die zweite Session zu nutzen. 

Herrr Ziems, ich muss das Thema Ihres Webinar aus aktuellem Anlass in eine etwas andere Richtung drehen. Wir befinden uns weltweit im Krisenmodus, die Konsumenten handeln in der Corona-Krise nicht mehr so, wie sie es sonst tun. Es gibt Notkäufe, manche hamstern Klopapier und Mehl. Welche Rollen spielen bei den Menschen tiefenpsychologische Motive, die rationale eventuell komplett überdecken?  

Dirk Ziems: Wir haben gerade eine globale Studie zu den psychologischen Effekten von Corona in den Ländern China, Italien, Deutschland und USA abgeschlossen. Wir können auf Basis der Studiendaten davon ausgehen, dass sich Deutschland bis Mitte April aus der gröbsten akuten Krisenstimmung herausbewegen wird. Viele und insbesondere Testpersonen, die an Befragungen teilnehmen, lassen die Panik auch nicht an sich herankommen. Im Gegenteil: Wenn das Alltagsleben durchgeschüttelt wird, entsteht Raum und Bereitschaft zur Reflexion. Das schafft eine gute Grundlage für die psychologische Online-Forschung. 

Danke Herr Ziems, für das Gespräch, wir freuen uns auf ein spannendes Webinar am 2. April in einem völlig risikofreien Online-Seminarraum.  

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Das Interview führte Tilman Strobel 

 

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  1. Heinz Rehbein am 21.03.2020
    Ich bin sehr gespannt, in wie weit die Prognosen von Herrn Ziems zutreffend sein werden. Bei Horizont.net heißt es unter Phase 5 seiner Studie: "Erholung und Normalisierung." Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass die Studie zu Corona, die Herr Ziems ausdrücklich persönlich weltweit in Italien, China, den USA, Deutschland und vielleicht noch anderswo als persönlich moderierender Interviewer durchgeführt hat, etwas über die bleibenden kulturellen und individuellen Veränderungen (individuell in dem Sinne, als dass sich die kulturellen Änderungen im Individuum einschreiben werden und sein Normensystem, seine Werte, seine Ethik, seine Moral etc. als Neuformierung des Über-Ichs manifestieren werden ) beigetragen hätte.

    Denn...soviel kann ich auch ohne solch eine Studie durchgeführt zu haben mit großer Sicherheit feststellen, es wird bleibende Veränderungen geben. "Erholung und Normalisierung.", als Abschlussphase klingt eher nach einer Beruhigungspille in der "Brigitte"-Psycho-Ecke.

    Wie kommen wir aus der Isolation wieder heraus? Welches (neue) Urvertrauen wird entstehen, oder auch nicht? Was sind die Folgen eines solch massiven Einschnitts in eine Kultur, die sich seit 75 Jahren nicht mehr mit substanziellen traumatischen Ereignissen und Erlebnissen wie dem 2. Weltkrieg auseinandersetzen musste? Was sind mögliche Kompensationen in der Zeit "danach" Und vieles mehr. Leider habe ich den Eindruck, dass diese Studie vielleicht im Bemühen einer Status quo Analyse eine begleitende Beschreibung abliefert, die aber auch jeder bessere Journalist zustande gebracht hätte, dass aber die Chance einer kultur-psychologischen Perspektiven-Findung vertan wurde. Nun...es wird dieser Ansätze zum Gegenstand "Corona" noch mehrere geben, was beruhigend ist.

    BTW, Online Interviews sind das Gebot der Stunde. Sie sind das einzig verbleibende Instrument für jedes qualitativ arbeitende Institut. An dieser Stelle bitte nicht einen USP herbeizaubern wollen, z.B. indem man die Leute z.B. zweimal befragt. Auf welchem Niveau befinden wir uns hier...

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