Bitkom-Studie Deutsche wollen Black-Box in selbstfahrenden Autos

Autonome Systeme sollen das Fahren für alle Verkehrsteilnehmer sicherer machen. Was die Deutschen davon halten und warum eine große Mehrheit sich eine Black-Box fürs Auto wie im Flugzeug wünscht, hat Bitkom herausgefunden.

 

Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) wünschen sich, dass das Auto zumindest in bestimmten Situationen selbstständig fährt. Vor allem beim Ein- und Ausparken (65 Prozent) und im Stau (54 Prozent) ist eine solche Funktion begehrt. Weniger häufig wird autonomes Fahren im fließenden Verkehr auf der Autobahn (28 Prozent) oder auf der Landstraße (18 Prozent) gewünscht, nur 17 Prozent hätten autonome Systeme gerne in kritischen Verkehrssituationen, um einen Unfall zu vermeiden, und nur 8 Prozent grundsätzlich während der gesamten Fahrt. 

60 Prozent der Bundesbürger sagen, selbstfahrende Autos würden mehr Sicherheit für Fahrzeuginsassen oder andere Verkehrsteilnehmer bringen, 29 Prozent rechnen mit weniger Unfällen. Zugleich erwarten 43 Prozent einen geringeren Verbrauch und 27 Prozent geringere Umweltbelastungen. Auch mehr Zeit für den Fahrer und mehr Fahrkomfort gibt jeweils jeder Vierte (26 Prozent) als Plus an. Nur 27 Prozent sehen gar keine Vorteile. Auf der anderen Seite haben 68 Prozent Angst vor technischen Problemen, 63 Prozent fürchten sich vor Hackern und 52 Prozent vor einer unberechtigten Nutzung der anfallenden Daten durch Dritte. Als mutmaßliche Nachteile werden auch die erwarteten Kosten genannt: 42 Prozent rechnen mit hohen Kosten für die Infrastruktur, 35 Prozent sind autonome Autos selbst zu teuer. Und: 37 Prozent wollen sich den Spaß am Selberfahren nicht nehmen lassen.

© Bitkom
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Durchbruch in zwanzig Jahren

Den Durchbruch für autonome Autos erwartet die Mehrheit der Bundesbürger in spätestens 20 Jahren. Dann werden nach der Ansicht von 58 Prozent der Befragten in Deutschland pro Jahr mehr selbstfahrende als herkömmliche Autos zugelassen werden. Jeder Zehnte (10 Prozent) sieht diesen Zeitpunkt bereits in zehn Jahren erreicht – und nur 15 Prozent gehen davon aus, dass auch in mehr als 25 Jahren noch überwiegend nicht autonome Autos zugelassen werden.

Für die Automobilindustrie könnte das gravierende Veränderungen mit sich bringen. Denn jeder Dritte, der sich heute schon vorstellen kann, ein autonomes Auto zu kaufen, würde dazu am ehesten zu einem neuen Autohersteller wie Tesla (30 Prozent) oder einem Digitalunternehmen (3 Prozent) gehen. Damit sind die neuen Wettbewerber für Autokäufer ähnlich attraktiv wie die Autohersteller aus Deutschland (36 Prozent) und liegen deutlich vor den klassischen ausländischen Automobilherstellern (18 Prozent). 

Bereits für die kommenden zehn Jahre geht jeder Zweite (49 Prozent) davon aus, dass klassische Autohersteller deutlich Marktanteile verlieren und das eigene Auto kein Statussymbol mehr sein wird (48 Prozent). In Ballungsräumen wird der Einschätzung der Bundesbürger zufolge bis 2028 die Mehrheit Car-Sharing und On-Demand-Shuttles nutzen (52 Prozent) und kein eigenes Auto mehr besitzen (51 Prozent). Gleichzeitig werde vernetzte Mobilität zu deutlich weniger Verkehrsunfällen führen, damit rechnet ebenfalls jeder Zweite (50 Prozent). Und jeder Vierte (25 Prozent) erwartet sogar, dass es dank dieser neuen Technologien praktisch keine Verkehrstoten mehr geben wird.

Angst vor Hackern

Dabei fordern die Bundesbürger sichere Systeme für die Vernetzung von Fahrzeugen. So ist 91 Prozent wichtig, dass der Datenaustausch unterbrechungsfrei funktioniert, 87 Prozent wollen eine technisch ausgereifte, 82 Prozent eine topaktuelle Technik. Und 79 legen Wert darauf, dass die Technologie gegen Angriffe von außen abgesichert ist.

Um all dies zu gewährleisten, fordern 95 Prozent der Bundesbürger, dass die Systeme in vernetzten Autos regelmäßig auf Datenschutz und Datensicherheit geprüft werden. Zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten, die ein Auto im Haushalt haben, wären sogar bereit, Mehrkosten für eine solche Überprüfung zu tragen. Dabei würde jeder Fünfte (22 Prozent) bis zu 100 Euro bezahlen. 45 Prozent sehen die Obergrenze bei 50 Euro und 31 Prozent bei 10 Euro. Mehr als 100 Euro würden 2 Prozent bezahlen.

In vernetzten Autos entsteht eine Vielzahl von Daten, etwa zur Motorleistung, zum Fahrverhalten oder auch zur Position des Fahrzeugs. Der großen Mehrheit der Bürger ist es wichtig zu wissen, welche Daten erzeugt werden (83 Prozent) und wer sie nutzt (93 Prozent). Dabei fordern die Meisten, dass der Eigentümer des Fahrzeugs (69 Prozent) bzw. der Fahrer (57 Prozent) entscheiden soll, wer die Daten nutzen darf. 28 Prozent wollen diese Entscheidung dem Gesetzgeber überlassen, nur 2 Prozent dem Automobilhersteller.

Black-Box auch fürs Auto?

Eine deutliche Mehrheit von 69 Prozent fordert, dass in selbstfahrenden Autos serienmäßig eine sogenannte Black-Box wie in Flugzeugen eingebaut wird. Sie zeichnet automatisch alle anfallenden Daten auf, die bei einem Unfall ausgelesen werden können, um den Hergang nachzuvollziehen.

Aber auch darüber hinaus wären viele Bürger bereit, die anfallenden Daten Dritten zur Verfügung zu stellen. 42 Prozent würden dies tun, wenn damit ein gesellschaftlicher Nutzen verbunden wäre, etwa ein besserer Verkehrsfluss oder die Aufklärung von Straftaten. 27 Prozent wären zur Datenweitergabe bereit, wenn sie dadurch einen individuellen Nutzen hätten, etwa persönliche Verkehrsmeldungen oder automatische Parkplatzreservierungen. Und 15 Prozent würden ihre Daten sogar zur Verfügung stellen, ohne dies an Bedingungen zu knüpfen.

Damit Dritte die Daten nutzen können, müssten diese auf digitalen Plattformen gespeichert werden, die den Zugriff für Berechtigte regeln. Das bei weitem größte Vertrauen, eine solche Plattform zu betreiben, wird unabhängigen Prüforganisationen wie TÜV oder Dekra entgegengebracht (55 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgen Automobilclubs (11 Prozent), staatliche Behörden wie das Kraftfahrtbundesamt (8 Prozent) oder Automobilhersteller (5 Prozent).

Zur Studie: Bitkom befragte telefonisch 1.238 Bundesbürger ab 18 Jahren. 

 

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