EY Deutsche Studenten wünschen sich Sicherheit und familiäre Geborgenheit

Der heutigen Studentengeneration in Deutschland ist das Privatleben wichtiger als der berufliche Aufstieg – zu diesem Ergebnis kommt Ernst & Young (EY) nun in einer Studie.

Wie EY in einer Befragung von deutschen Studierenden herausfand, hat die Karriere für junge Akademiker nicht den allerhöchsten Stellenwert: Mit 57 Prozent Zustimmung rangiert der berufliche Aufstieg stattdessen nur auf Position vier. Mehr Bedeutung messen die Studenten hingegen dem Privatleben zu. Mit der Familie (71 Prozent), den Freunden (61 Prozent) und der Freizeit (59 Prozent) nehmen Aspekte des Privatlebens die obersten drei Plätze auf der Prioritätenliste des Akademikernachwuchses ein. Bei der Bewertung des Verhältnisses von Familie und Beruf offenbarten sich innerhalb der EY-Umfrage allerdings teilweise traditionelle Rollenbilder: Während weibliche Studenten der Familie mit 77 Prozent mit deutlichem Abstand den größten Stellenwert einräumten, ist der Anteil unter den Männern mit 62 Prozent deutlich geringer – und damit gleichauf mit dem beruflichen Aufstieg.

Traditionelle Rollenbilder leben auch in der heutigen Generation fort

Auf ein zumindest unbewusstes Fortleben der traditionellen Rollenmuster lassen auch einige weitere Studienergebnisse schließen: So steht die Jobsicherheit bei der Berufswahl sowohl für männliche (62 Prozent) als auch für weibliche Studenten (64 Prozent) an erster Stelle. Bei den weiblichen Befragten folgt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (49 Prozent) allerdings direkt danach – ein Wunsch, den die männlichen Studenten nicht einmal unter den wichtigsten fünf Prioritäten verorten. Stattdessen erhoffen sich männliche Studierende von ihrem Berufsleben neben Sicherheit vor allem gute Aufstiegschancen (55 Prozent) sowie flache Hierarchien und Kollegialität am Arbeitsplatz (42 Prozent). "Familie hat bei Frauen offensichtlich noch immer einen deutlich höheren Stellenwert und spielt auch bei der Berufswahl eine wichtige Rolle", bewertet Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der Geschäftsführung bei EY, die Ergebnisse der Befragung. "Während es Frauen besonders wichtig ist, Familie und Beruf gleichzeitig bewältigen zu können, ist Männern die Familie zwar ebenfalls wichtig – sie konzentrieren sich aber tendenziell stärker auf den Job. Die klassische Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau scheint also auch unter Studenten noch nachzuwirken."

Sofern sich Arbeitgeber um junge weibliche Akademiker bemühen, sollten sie deren Wünsche ernstnehmen. "Unternehmen müssen sich darauf einstellen, um zum einen Frauen, die Karriere machen wollen, bessere Aufstiegschancen zu ermöglichen, zum anderen aber auch sowohl Männern als auch Frauen die Möglichkeit zu geben, neben dem Beruf genug Zeit mit ihrer Familie zu verbringen", rät Grohnert. "Denn insbesondere Studentinnen sind weniger bereit, für ihren Beruf im Privatleben Abstriche zu machen. Und Arbeitgeber wären auch nicht gut beraten, sie vor die Wahl zu stellen und sie womöglich als potenzielle Arbeitskräfte von vornherein zu verlieren."

Juristen und Mediziner erwarten höchste Einstiegsgehälter

Unterschiedliche Vorstellungen haben männliche und weibliche Studenten zudem von ihrem Einstiegsgehalt, das sie nach ihrem Studienabschluss erwarten könnte: Während Männer durchschnittlich mit einem Einstiegsgehalt von 41.400 Euro jährlich rechnen, gehen Frauen von 38.300 Euro pro Jahr zum Einstieg aus. Das höchste Einstiegsgehalt erwarten Juristen (48.300 Euro) und Mediziner (47.700 Euro), während Geisteswissenschaftler mit 34.300 Euro deutlich bescheidenere Erwartungen haben. Die Studierenden der Geisteswissenschaften blicken zudem am sorgenvollsten auf ihren Berufseinstieg: Lediglich 58 Prozent glauben daran, nach ihrem Abschluss schnell eine adäquate Anstellung zu finden. Als Jobgarantie empfinden hingegen die Mediziner ihr Studium: 99 Prozent sind laut der EY-Umfrage der Überzeugung, im Anschluss an ihr Studium zügig einen guten Job zu finden. Von ähnlich guten Aussichten gehen Ingenieure und Informatiker (92 Prozent), Naturwissenschaftler (91 Prozent) und Juristen (90 Prozent) aus.

Nach Einschätzung von Ana-Christina Grohnert ist der Optimismus, den der Akademikernachwuchs größtenteils an den Tag legt, gerechtfertigt: "Die Wirtschaft läuft gut und die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist so niedrig wie lange nicht mehr. Kein Wunder, dass die Studenten generell optimistisch in die Zukunft blicken – zumal sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt angesichts von Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung sogar noch verbessern dürften."

Zur Studie:
Für die Studie hat EY rund 3.500 Studenten in deutschen Universitätsstädten befragt.

tt

 

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