Ipsos-Studie Deutsche sorgen sich vor dem Älterwerden

Die Deutschen tun sich schwer mit dem Älterwerden. Dass sie damit nicht allein sind auf der Welt, zeigt eine internationale Studie von Ipsos. Viele bereiten sich daher schon heute aufs Alter vor.

Bis 2050 werden mehr als zwei Milliarden Menschen über 60 Jahre alt sein. Trotz der weltweit zunehmenden Alterung der Gesellschaft sind unsere Einstellungen zum Älterwerden aber grundsätzlich eher negativ, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Ipsos, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung 'Centre for Ageing Better' durchgeführt wurde. Global gesehen freut sich gerade einmal jeder Dritte (33 Prozent) darauf alt zu werden, in Deutschland ist die Vorfreude auf den Lebensabend sogar noch geringer. Mehr als jedem Zweiten (52 Prozent) bereitet das Älterwerden sogar explizit Sorgen.

Altersoptimismus herrscht nur in wenigen Ländern

Die Einstellungen der Menschen zum Älterwerden hängen dabei stark von ihrem derzeitigem Alter, ihrem sozialen Status sowie von ihrer Nationalität ab. Während sich drei Viertel aller Inder (73 Prozent) und zwei Drittel aller Türken (67 Prozent) auf den späten Lebensabschnitt freuen, tut dies in Ungarn nicht einmal jeder Zehnte (7 Prozent). Auch wenn die Ungarn ein besonders pessimistisches Bild vom späteren Leben zeichnen, so befinden sie sich doch in bester Gesellschaft: Lediglich in 6 von 30 untersuchten Ländern bewerten die Befragten das Älterwerden eher positiv als negativ. Auch in Deutschland blickt nicht einmal jeder Dritte (31 Prozent) dem Herbst des Lebens positiv entgegen. Der Gedanke an das Altsein bereitet einer knappen Mehrheit aller Bürger sogar explizit Sorgen - sowohl im weltweiten Durchschnitt als auch hierzulande (je 52 Prozent). In China und Brasilien stimmen sogar fast drei Viertel aller Befragten dieser Aussage zu (je 72 Prozent).

Sozioökonomische Faktoren beeinflussen Sorge vor dem Alter

Massive Unterschiede bestehen dabei vor allem zwischen verschiedenen Generationen sowie zwischen Menschen mit unterschiedlichen Einkommens- und Bildungsniveaus. In Deutschland beispielsweise steigt die Sorge vor dem letzten Lebensabschnitt mit zunehmendem Alter (47 Prozent bei unter 35-Jährigen vs. 56 Prozent bei den 35 bis 49-Jährigen). Eine noch entscheidendere Rolle spielen aber sozioökonomische Faktoren: Die Aussicht aufs Altwerden bereitet den deutschen Befragten mit niedrigem Bildungsstand (69 Prozent) und geringem Einkommen (61 Prozent) signifikant mehr Unbehagen als ihren Mitbürgern mit hohem Bildungsniveau (44 Prozent) und gutem Verdienst (43 Prozent).  

Was uns am Alter Angst macht

Die Gründe für das negative Bild vom Älterwerden sind ebenso vielfältig wie individuell: Global gesehen wird die Sorge darüber, im Alter nicht genug Geld zum Leben zu haben, am häufigsten genannt (30 Prozent). Jeder Vierte weltweit fürchtet außerdem den Verlust der Mobilität (26 Prozent) sowie den Verlust des Gedächtnisses (24 Prozent). In Deutschland wiegt die Angst vor Altersarmut (31 Prozent) ebenfalls am schwersten. Die Sorge vor dem Tod von Familienmitgliedern und Freunden (25 Prozent) sowie die Angst vor Schmerzen (20 Prozent) und Einsamkeit (18 Prozent) ist in den Köpfen der Deutschen wiederum deutlich präsenter als in vielen anderen Ländern der Welt. 

Positive Einschätzungen zur eigenen Fitness im Alter

Trotz dieser Befürchtungen rechnet eine Mehrheit aller Befragten (57 Prozent) damit, auch im fortgeschrittenen Alter noch fit und gesund zu sein. Allerdings zeigen sich auch hier wieder erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den befragten Ländern: Während in Kolumbien (89 Prozent), Argentinien und China (jeweils 88 Prozent) neun von zehn Personen dieser Einschätzung zustimmen, sind die Japaner (23 Prozent), Franzosen (20 Prozent) und Südkoreaner (17 Prozent) deutlich skeptischer. In Deutschland rechnen immerhin vier von zehn Bürgern (44 Prozent) damit, auch im hohen Alter noch über eine gute Fitness und Gesundheit zu verfügen.

Technologischer Fortschritt verspricht verbesserte Gesundheit 

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die vergleichsweise hohe Zuversicht der Menschen hinsichtlich ihrer Gesundheit nicht zuletzt auch im technologischen Fortschritt begründet liegt. Mehr als die Hälfte aller Befragten (55 Prozent) weltweit ist sich einig, dass technische Entwicklungen den späteren Lebensabschnitt für viele verbessern wird. Auch in Deutschland vertraut jeder Zweite (51 Prozent) darauf, dass neue Technologien positive Auswirkungen auf die eigene Gesundheit haben werden. Nur jeder zehnte Deutsche (elf Prozent) vertritt eine gegenteilige Auffassung. 

Viele bereiten sich schon heute bewusst aufs Alter vor

Viele treffen aber heute schon Vorkehrungen, um auch im fortgeschrittenen Alter eine möglichst hohe Lebensqualität zu haben. Global gesehen versuchen etwa vier von zehn Personen, bewusst aufs Rauchen zu verzichten (45 Prozent), sich möglichst gesund zu ernähren (43 Prozent) und nicht zu viel Alkohol zu trinken (40 Prozent) - ähnliche Werte zeigen sich auch bei den Deutschen. 

Andere Vorbereitungen auf das Alter werden zwar gemeinhin als wichtig erachtet, in Wirklichkeit aber vergleichsweise selten umgesetzt. Nicht einmal jeder Dritte (28 Prozent) weltweit gibt an, schon heute genügend Geld für eine angemessene Rente anzusparen, obwohl über die Hälfte aller Befragten (51 Prozent) der Überzeugung ist, dass Vorkehrung dieser Art besonders wichtig sind. In Deutschland ist die Kluft zwischen dem, was wir tun sollten, um uns angemessen auf das Alter vorzubereiten und dem was wir tatsächlich tun, ähnlich gravierend. Nicht einmal jeder vierte Bundesbürger (23 Prozent) spart derzeit Geld für die Rente an, obwohl 42 Prozent dies für äußerst wichtig erachten.

Zur Studie: Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie "The Perennials: The Future of Ageing". Die Online-Befragung wurde vom 24. August bis zum 07. September 2018 unter 20.788 Personen im Alter zwischen 16 und 64 Jahren in insgesamt 30 Ländern durchgeführt: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Serbien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tschechien, Türkei, Ungarn und USA. 

 

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