Frage zum Sonntag | heute von Rainer Faus, pollytix strategic research Der Unionskandidat als Game-Changer?

Ein Blick auf den pollytix-Wahltrend zeigt im September nur wenig Bewegung, CDU/CSU und SPD verlieren je ca. einen Prozent-Punkt, die SPD konnte ihre leichten Zuwächse seit der Nominierung von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat damit nicht verstetigen.
Die Grünen gewinnen dagegen leicht, die anderen Parteien bleiben weitgehend unverändert.

Bundestagswahltrend zeigt im September wenig Veränderung (Bild: pollytix).
Enorme Volatilität in 2020
Im Jahrestrend dagegen sind die Verschiebungen tektonisch. Während die Union nach Beginn der Coronakrise mit bis zu 13 Prozent-Punkten enorm zulegen konnte, profitierte die SPD als Regierungspartei kaum davon, alle Oppositionsparteien blieben im Verlauf der Krise unter ihrem Startwert zum Anfang des Jahres.

Die Sonntagsfrage seit Januar 2020 (Bild: pollytix).
Auch wenn sich im September kaum etwas getan hat, zeigen sich im Verlauf der Krise doch signifikante Veränderungen. Während die CDU/CSU Mitte Juni mit 39,1 Prozent an der 40 Prozent-Marke kratzte, verlor sie seitdem ca. 3,5 Prozent-Punkte, die Grünen dagegen erholen sich langsam von ihrem Tief im Mai, legen seitdem um ca. 3,5 Prozent-Punkte zu und nähern sich wieder der 20 Prozent-Marke. FDP, Linke und AfD verharren dagegen seit Beginn der Krise auf ihren zum Vergleich zum Jahresanfang niedrigen Werten und liegen flach da wie ein Brett.
Ist die CDU/CSU als Regierungspartei gesetzt?
Es mag wie aus einer anderen Zeit klingen, aber wie der Koalitionsrechner zeigt, hatte gerade mal vor gut einem halben Jahr eine Koalition aus Grünen, SPD und Linken (Grün-Rot-Rot) eine virtuelle Mehrheit im Wählermarkt. Wären die Ergebnisse der Sonntagsfragen nach dem Wahlkampf so eingetreten hätte Grün-Rot-Rot mit knapp 52 Prozent eine knappe Mehrheit der Bundestagssitze erlangt. Seit Beginn der Krise geht ohne die Unionsparteien aber gar nichts mehr. Schwarz-Grün hätte zur Hochzeit bis zu 60 Prozent der Sitze auf sich vereint und auch die Mehrheit der Großen Koalition, vor der Krise quasi utopisch, ist seit der Krise vorhanden.
So utopisch wie eine Mehrheit für CDU/CSU und SPD noch Anfang März schien, so unwahrscheinlich scheint aktuell, ca. ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl, eine Koalition aus Grünen, SPD und Linken oder auch die sogenannte Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP. Dabei liegen diese mit 45 Prozent bzw. 43 Prozent der Sitze ähnlich wie die GroKo Anfang des Jahres.

Bundestagswahltrend zeigt im September wenig Veränderung (Bild: pollytix).
Corona und Spitzenkandidaten als mögliche Game-Changer
Die aktuelle Zufriedenheit mit der Bundesregierung und die Dominanz von CDU/CSU in der Sonntagsfrage lassen eine nächste Bundesregierung ohne die Union als Science Fiction erscheinen. Gleichzeitig lauern Gefahren: Zum einen drohen durch die Corona-Pandemie und eine mögliche 'Zweite Welle' wieder stärkere Einschränkungen, die auch die Wirtschaft - Kernkompetenz der Union - treffen könnten. Zum anderen ist bei Wähler*innen noch nicht eingepreist, dass Bundeskanzlerin Merkel bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr antreten wird. Da ein beträchtlicher Anteil der Unionswähler*innen eher die Person Merkel als die Parteien CDU/CSU wählen, bleibt fraglich, ob ihre Nachfolger als Spitzenkandidat in der Wählerschaft ähnlich gut überzeugen kann.
Über den Autor

Rainer Faus, pollytix
mvw
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden