Sommerumfrage Teil 2: Ausblick aufs zweite Halbjahr „Der Umbau bei GfK und Kantar beschert noch immer Neukunden und die Möglichkeit, sich zu beweisen.“

Wie blicken große deutsche Institute auf das Jahresende und darüber hinaus? Was bedeuten die diversen nationalen und internationalen Krisen perspektivisch fürs Geschäft? Im zweiten Teil unserer Sommerumfrage lesen Sie, wie Bonsai, Happy Thinking People, IFAK, INNOFACT, Interrogare, mindline, SKOPOS und Statista auf die nächsten Monate schauen.

GfK-Chef Matthias Hartmann in 2011 (Bild: picture alliance / dpa | David Ebener)

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Der frühere GfK-Chef Matthias Hartmann im Jahr 2011. Noch immer beschert der Umbau bei GfK und Kantar anderen Instituten Neugeschäft. (Bild: picture alliance / dpa | David Ebener)

SKOPOS: Wir investieren wie gewohnt in unser Wachstum, bei gleichzeitig wachem Blick

Olaf Hofmann von SKOPOS
Olaf Hofmann: Man muss sich als verantwortungsvoller Unternehmensleiter fragen: Kommt da noch etwas?

Wir wissen es nicht. Also investieren wir weiter wie gewohnt in unser Wachstum – bei gleichzeitig sehr wachem Blick darauf, wie sich die gesamtwirtschaftliche Lage entwickelt. Wir können uns nicht an eine Situation erinnern mit mehr und sich gegenseitig verstärkenden Krisen wie jetzt im Moment. Und es gibt Krisen am Horizont, die noch hinzukommen werden bzw. deren Vorboten bereits spürbar sind. Wie z. B. die durch die politische Entwicklung in Italien hochwahrscheinlich wiederkehrende Euro-Krise.

Grundsätzlich bleiben wir aber verhalten optimistisch. Zwei Beobachtungen untermauern diese Sichtweise:

Erstens haben unsere Kunden – auch verursacht durch Fachkräftemangel in den eigenen Reihen – eher mehr als weniger Bedarf an unseren Dienstleistungen und zweitens sprudeln die Gewinne unserer Kunden gerade wegen der Verknappung auf der Angebotsseite.

Jeder Automobilhersteller vermeldet z. B. gerade hervorragende QII-Abschlüsse: deutlich weniger Umsatz bei gleichzeitig stark/ sehr stark steigenden Gewinnen. So kommt man – zumindest rein wirtschaftlich betrachtet – gut durch Krisen.

Ich beobachte bei uns, aber auch auf Kundenseite, eine steigende Krisenresilienz: Man lässt sich nicht mehr so schnell verunsichern und schaut erst mal genau hin, was wirklich passiert und nicht was alles Schlimmes passieren könnte.

Olaf Hofmann ist zusammen mit Thomas Starsetzki Group-Geschäftsführer der SKOPOS GROUP.

Bonsai Research: Viele Unternehmen entdecken gerade jetzt den Wert von Marktforschung wieder

Jens Krüger von Bonsai Research
Jens Krüger: Weniger Sorgen bereitet uns das zweite Halbjahr. Aber bei einer weiter anhaltenden schwierigen geopolitischen Lage, die zunehmenden Lieferengpässe in vielen Industrien und die sicherlich weiter anhaltende und sich verschärfende Energiekrise werden 2023 auch auf uns Auswirkung haben.

 

Dennoch glaube ich, dass viele Unternehmen den Wert von Marktforschung gerade jetzt wieder entdecken – überall da, wo es darum geht, Entscheidungen abzusichern oder Innovationen voranzutreiben.

Gerade die qualitative Forschung wird hier sicher noch einmal einen Schub bekommen. Was mir aber wirklich Sorgen macht – es erreichen uns die ersten Bilder einer sich jetzt verschlimmernden Hungersnot in Afrika – in Somalia sterben Kinder an Unterernährung, Nahrungsmittel kommen nicht mehr dort an, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Und die, die mit diesem Krieg nichts zu tun haben, leiden am meisten. Dagegen sind unsere Themen ein Fliegenschiss.

Jens Krüger ist CEO von Bonsai Research.

Interrogare: Ein heißer Herbst mit steigenden Kosten

Peter Wiegelmann, Interrogare (Bild: Interrogare)
Peter Wiegelmann: Wir rechnen wieder mit einem heißen Herbst in einem ohnehin schon arbeitsreichen Jahr. Nicht ohne Grund sind wir weiterhin auf Wachstumskurs und möchten unser Team vergrößern. Was die Entwicklung auf Kundenseite anbelangt, so sind wir aufgrund unserer breiten Kundenbasis recht robust aufgestellt und können Probleme Einzelner recht gut kompensieren.

Der Umbau bei GfK und Kantar beschert vielen kleineren Häusern der Branche erfreulicherweise noch immer Neukunden und die Möglichkeit, sich zu beweisen.

Betriebswirtschaftlich wird es in der nächsten Zeit wahrscheinlich ein wenig komplizierter, da steigende Kosten nicht so ohne Weiteres an die Kunden weiterzugeben sind.

Die Tatsache, dass in knapp 1.000 km Entfernung zur deutschen Grenze Krieg geführt wird und Menschen sterben, stellt allerdings unsere Sorgen komplett in den Schatten.

Peter Wiegelmann ist CEO Finance, Legal and Human Resources bei Interrogare.

Happy Thinking People: Die Digitalisierung der letzten zwei Jahre hat uns ein effizienteres Arbeiten gelernt

Sven Arn von Happy Thinking People
Sven Arn: Optimistisch stimmt uns der hohe Bedarf an Insights zu Veränderungen in den Mindsets und im Verhalten der Konsumierenden und deren Implementierungsmöglichkeiten in Marketing und Kommunikation. Hier sind wir als „People Understanding Company“ gefragt. Wir sehen uns da auch in schwierigen Zeiten als gut gewappnet – die Digitalisierung der letzten zwei Jahre hat uns an einigen Stellen ein effizienteres, auf das Wesentliche konzentrierte Arbeiten gelernt, zum Beispiel mit weniger Leerlauf durch Reisezeiten. Auch wenn aktuell face-to-face Projekte zumindest ein Mini-Comeback erleben.

Und was das Unbehagen betrifft – wer hat das angesichts der Weltlage derzeit nicht?

Wir hoffen einfach, von den Krisenerfahrungen im ersten Jahr der Pandemie zu profitieren und uns pragmatisch und flexibel an möglicherweise sich zumindest phasenweise ändernde Rahmenbedingungen anzupassen.

Sven Arn ist Geschäftsführer und Mitinhaber bei Happy Thinking People.

IFAK Institut: Das zweite Halbjahr wird sicherlich eine Herausforderung werden

MArtina Winicker vom IFAK Institut
Martina Winicker: Das zweite Halbjahr wird sicherlich eine Herausforderung werden, nicht nur für die Marktforschung, sondern für Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt. Energieknappheit, Krieg und Inflation – kennt in der Kombination sicherlich keiner von uns. Da kann man nur die Augen offenhalten und beobachten, um Chancen und Risiken früh zu erkennen.

 

Martina Winicker ist Geschäftsführerin des IFAK Instituts. Sie leitet seitdem den Geschäftsbereich Media & Communication und den Bereich der Sozialforschung.

mindline: Institute müssen mehr zu Marketingberatern werden

Stefan Ruthenberg von mindline
Stefan Ruthenberg: Wir erwarten, dass Kunden weiterhin positiv auf Software-basierte Lösungen und Gadgets reagieren. Diese machen als Ergänzung oder besser Vorstufe zu klassischen Verfahren oder zur Prozessoptimierung häufig den Unterschied.

 

 

Daneben müssen Institute mehr und mehr zu Marketingberatern werden.

Die hohen Anforderungen an Personal im Bereich IT und Beratung und die gleichzeitigen Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung sind eine große Herausforderung. Motivation, Weiterbildung von Mitarbeitenden und die Bereitschaft der Geschäftsführung, Ungewöhnliches und Neues zu wagen, werden umso wichtiger!

Und natürlich lässt auch uns die angespannte welt- und energiepolitische Situation nicht unberührt. Das ist einfach nur traurig, vor allem für die Menschen, die vom Krieg direkt betroffen sind.

Stefan Ruthenberg ist Gründer und Geschäftsführer der mindline GmbH.

Innofact: Der Aufwind in der Marktforschung könnte durch die Gasmangellage gestoppt werden

Christian Thunig von Innofact
Christian Thunig: Branchenspezifisch haben wir das Gefühl, dass die Marktforschung eher im Aufwind ist – insbesondere vor dem Hintergrund der Unsicherheit, die zweifellos herrscht. Der Bedarf an Forschung der Kundenbedürfnisse ist hoch und bleibt hoch.

 

 

Dennoch, wenn die Gasmangellage käme und ein wirtschaftlicher Einbruch im zweistelligen Bereich resultierte, dann würden Budgets massiv gekürzt und da sind dann Marketing, Media und Marktforschung häufig besonders betroffen.

Insofern bleibt zu hoffen, dass Deutschland nicht wirklich in eine akute Gasmangellage kommt, sodass dann ein Dominoeffekt ausgelöst würde – beginnend mit der Grundstoffindustrie. Das ist im Grunde das Szenario, was die Wirtschaft dann wirklich in die Knie zwingen würde. Energieexpertin Claudia Kemfert vom DIW ist da bisher noch zuversichtlich.

Christian Thunig ist im BVM-Vorstand verantwortlich für den Kongress und das Jahrbuch der Marktforschung sowie Managing Partner bei der INNOFACT AG.

Statista: Der amerikanische Markt spürt noch nichts von der Verunsicherung, die wir in Europa wahrnehmen.

Peter Kautz
Peter Kautz: Bereits in der Vergangenheit haben wir als Statista Q festgestellt, dass sich in Krisenzeiten der Bedarf an Informationen bei vielen Organisationen sogar erhöht. Die Art der Anfragen verändert sich allerdings häufig: Es entstehen vermehrt Projekte, die auch Sekundärdaten einbeziehen, um die Gesamtinvestitionen für Studien reduzieren zu können.

Zum Beispiel bietet Statista Q eine Lösung mit dem Namen „ReQiew“ an. Hier werden große Mengen an unstrukturierten Kundenbewertungen und Rezensionen von unseren Data Analytics Experten handhabbar gemacht, um Produkt-, Kunden- und Markteinblicke zu gewinnen. Des Weiteren wird Brand Tracking ergänzt durch Social Media Listening oder Modellierungen basierend auf Sekundärdaten durchgeführt.

Positiv stimmt uns als Statista Q derzeit auch der US-amerikanische Markt, wo wir noch nichts von der Verunsicherung merken, die wir in Europa wahrnehmen.

Dort ist die Nachfrage nach Konsumenten- und Markt-Insights sowie individueller Marktforschung ungebrochen und wir haben zum Start des Jahres unsere Aktivitäten dort weiter intensiviert.

Peter Kautz führt als Managing Director der Marke Statista Q das datengetriebene Projektgeschäft bei Statista.

 

Lesen Sie am 15. August, auf was sich die Häuser in den nächsten Monaten freuen.

Ein Wort noch zur Stichprobe: Angefragt für ein Statement wurden die zwanzig lt. Context-Liste 2021 größten deutschen Institute. Es ist nicht überraschend, dass die börsennotierten Institute außerhalb ihren Berichtszyklen kein offizielles Statement abgeben. Andere haben sich gemeldet, dass sie aktuell in Urlaub sind und es gerade nicht schaffen. Von daher ist die resultierende Auswahl der acht Institute sicherlich nicht repräsentativ für die Top20. Dennoch liefern die Statements eine interessante Momentaufnahme.

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