Studie anlässlich des Weltfrauentags Der Gleichstellungmotor in Deutschland kommt ins Stottern

Zwar meint die Mehrheit in Deutschland, dass immer noch Ungleichheit zwischen Männern und Frauen besteht. Aber die Motivation, etwas für die Gleichberechtigung von Frauen und deren Chancengleichheit zu tun, scheint nachzulassen.

Seitdem die COVID-19-Pandemie ausgebrochen ist, verschlechtern sich die Zustimmungswerte zur Förderung der Gleichberechtigung. (Bild: picture alliance / Zoonar | Viktor Gladkov)

Eine deutliche Mehrheit von 62 Prozent ist der Ansicht, dass weiterhin eine Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in Bezug auf soziale, politische und wirtschaftliche Rechte besteht. Das ist das Ergebnis einer weltweiten Studie anlässlich des Weltfrauentages, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos in Zusammenarbeit mit dem King’s College London durchgeführt hat.

Allerdings meinen weitere 46 Prozent, dass in Deutschland hinsichtlich der Gleichstellung von Männern und Frauen schon genug getan wurde. Im Vergleich zu der Studie aus dem Jahr 2019 sind das 16 Prozent mehr der Befragten, die diese Ansicht vertreten. 39 Prozent befürchten sogar, dass durch die Förderung der Gleichstellung nun Männer diskriminiert würden.

Erhebliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Der Anteil der befragten Frauen, die eine Geschlechterungleichheit in Deutschland sehen, ist mit 68 Prozent deutlich höher als der der Männer (57%). Bei der Frage, ob die Förderung der Gleichstellung von Frauen bereits so weit ging, dass nun Männer diskriminiert werden, stimmen mit 49 Prozent fast die Hälfte aller deutschen Männer zu, auf der Frauenseite sehen das lediglich 30 Prozent so. Mit 38 Prozent sind Frauen außerdem deutlich pessimistischer als Männer (49%), dass die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen noch zu ihren Lebzeiten erreicht wird. Das Verhältnis von Frauen und Männern lag bei der Befragung bei 50 Prozent zu 50 Prozent.

Ein ähnliches Meinungsbild zeigt sich bei der Zustimmung zur Aussage, dass von Männern zu viel erwartet wird, um Gleichberechtigung zu unterstützen. 51 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen finden, dass dieses Statement zutrifft.

Interessanterweise sind 56 Prozent aller Befragten der Ansicht, dass Frauen in Deutschland keine Gleichstellung erreichen, wenn nicht auch die Männer für die Rechte der Frauen kämpfen.

Zustimmung zur Gleichberechtigung sinkt

Seitdem die COVID-19-Pandemie ausgebrochen ist, verschlechtern sich die Zustimmungswerte zur Förderung der Gleichberechtigung. Auch Teilaspekte der Gleichberechtigung sind betroffen. So sinkt zum Beispiel die Akzeptanz von Männern, die zuhause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Es stimmen inzwischen mit 27 Prozent mehr als ein Viertel aller Befragten der Aussage zu, dass ein Mann, der zuhause bleibt und sich um die Kinder kümmert, nicht wirklich ein Mann ist. In der Umfrage des Jahres 2019 stimmten lediglich 18 Prozent dieser Aussage zu.

Des Weiteren trauen sich auch immer weniger Menschen, die Gleichberechtigung von Frauen in der Öffentlichkeit zu unterstützen. So befürchten 29 Prozent der Deutschen Konsequenzen, wenn sie für die Gleichberechtigung von Frauen eintreten. Im Jahr 2017 traf das nur auf 13 Prozent der Befragten zu.

Etwas Optimismus bleibt

Dennoch sind 45 Prozent der Befragten in Deutschland davon überzeugt, dass es Maßnahmen gibt, die sie ergreifen können, um die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern zu fördern. Das sind acht Prozentpunkte mehr als noch 2018. Nur 13 Prozent finden, dass es nichts gibt, was sie tun könnten, um wirklich etwas zu bewirken. Schließlich sind 42 Prozent der Ansicht, dass junge Frauen in Deutschland ein besseres Leben führen werden als die Generation ihrer Eltern. Lediglich 16 Prozent meinen, es werde ein schlechteres Leben, während weitere 31 Prozent der Ansicht sind, dass sich nichts ändern werde.

Noch einiges an Anstrengung für die Gleichberechtigung nötig

Für Alexandra Schoen, Managerin in der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos, ist die Geschlechtergleichstellung für einen Teil der Bevölkerung zu einem abgehobenen Thema geworden, das lediglich die Politik betrifft: „Dabei zeigt unter anderem der europäische Gleichstellungsindex deutlich, dass von jedem von uns noch einiges an Anstrengung nötig ist, damit Gleichberechtigung endlich zur gelebten Wirklichkeit wird. Da kommt der Weltfrauentag gerade richtig, um das Thema wieder auf die persönliche Agenda zu bringen.“

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Methodik

Erhebungsmethode Interview Online Panel-System
Befragte Zielgruppe 22.508 Personen zwischen 16 und 74 Jahren
Feldzeit 22. Dezember 2022 bis 06. Januar 2023
Länder Deutschland
 

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