Interview mit Sebastian Sorger, Norstat Deutschland "Der Einstieg im März gleich zum ersten Lockdown und die Notwendigkeit sehr schnell Weichen zu stellen, war natürlich eine Herausforderung."

Sebastian Sorger blickt auf sein erstes Jahr bei Norstat Deutschland zurück. Dabei spricht er über die Herausforderungen, denen sich das Unternehmen stellen musste, aber auch über die Ziele, die Norstat in den nächsten Jahren erreichen möchte.

Interview Sebastian Sorger, Norstat

Ihr erstes Jahr als Managing Director bei Norstat Deutschland ist fast rum: Wie war Ihr erstes Jahr in der Marktforschungsbranche?

Bereits vor Norstat war ich in Dienstleistungs- und IT- Unternehmen tätig. Mein roter Faden ist das Thema Geschäftsentwicklung und der Aufbau Technologie-getriebener Lösungen. Insofern ist Norstat eine logische Fortsetzung. Aber klar: Die Branche innerhalb der diese Themen gelebt werden war für mich neu. Als Vertriebs- & Marketingleiter oder Geschäftsführer habe ich früher selber Insights eingekauft – es war interessant zu sehen, wie genau die Mechanismen dahinter funktionieren. Meine Statistikordner aus dem Studium habe ich auf jeden Fall bereits vor meinem ersten Tag wieder aus dem Speicher geholt. Und vielleicht bringe ich auch einen neuen Blick mit. Mich fasziniert, wie vielseitig die Branche ist und bei wie vielen unterschiedlichen unternehmerischen Fragestellungen Insights helfen können, sicherere Entscheidungen zu treffen. Die Gespräche der letzten Monate intern aber auch mit Kunden, potentiellen Kunden, Partnern und anderen Branchenvertretern haben mich in meinem Gefühl bestärkt die richtige Wahl getroffen zu haben. Fühle mich in der Branche sehr wohl.

Der Einstieg im März gleich zum ersten Lockdown und die Notwendigkeit sehr schnell Weichen zu stellen, war natürlich eine Herausforderung. Wir haben uns für 2021 neu organisiert – ohne Corona wäre das smoother gewesen. Was mir gefehlt hat, ist der regelmäßige persönliche Kontakt mit allen Stakeholdern. Webmeetings sind ein gutes Substitut, können aber nicht alle Gespräche ersetzen. Für das neue Jahr bin ich optimistisch, dass wir in allen Dimensionen eine gute Entwicklung hinlegen werden.

Wie zufrieden waren Sie und die Gruppe mit den Zahlen? Wie verlief das Jahr?

Das erste Quartal lief wie geplant. Im zweiten haben wir die Auswirkungen der Corona-Krise gespürt. Durch unsere breite Kundenbasis konnte einiges abgefedert werden. Verschobene Projekte wurden überwiegend nachgeholt. Bereits zum Sommer haben wir gemerkt, dass es wieder nach oben geht. Der Herbst und Jahresabschluss sind sehr gut – die Gruppe ist insgesamt hoch profitabel und in der zweiten Jahreshälfte hatten wir sogar Rekordmonate.

Wo sehen Sie als Online-Felddienstleister jetzt die größten Herausforderungen?

Wir müssen weiter beobachten was unsere Kunden (Institute, Endkunden, Unis und Beratungen) jetzt und in Zukunft brauchen und wie sich die Aufstellung von Partnern, Wettbewerbern und neuen Anbietern verändert - kurzum: Wo ist unser zukünftiger Platz in der Industry Value Chain? Welche Chancen und Risiken zeichnen sich ab - welche Stärken und Schwächen erkennen wir intern? Wir werden unser Kerngeschäftsmodell nicht ändern, müssen gleichwohl offen sein bei der Suche nach neuen Wachstumsfeldern, Partnerschaften und Produktneuentwicklungen wie z.B. mit Norstat Express. Es mag Studien geben, bei denen nur der Preis entscheidet, man also Commodity ist. Wir haben aber auch zahlreiche Kunden, die z.B. als Institut, Uni oder betriebliche Marktforscher viel Druck haben exakte und belastbare Insights zu gewinnen. Hier müssen wir weiter unseren USP heraus stellen und liefern: Qualität und Service. Wir nehmen unsere Kunden mit ins Boot, beraten diese wenn wir für sie ins Feld gehen, so dass am Ende alles passt. Viele Kunden haben mir gegenüber geäußert, dass genau das der Grund für die Zusammenarbeit mit Norstat ist. Auf unsere Mitarbeiter*innen bin ich deshalb sehr stolz. Das Niveau müssen wir halten und ausbauen.

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Viele Consumer Insights Manager aus Firmen schildern mir zudem einen Konflikt mit Fachabteilungen. Letztere sind getrieben von agilen Prozessen und experimentieren selber mit neuen Tools. Dabei oft nicht wissend, ob das was sie untersucht haben einer harten Prüfung Stand hält. Auf der Basis kann kein Unternehmen ernsthaft Entscheidungen treffen. Hier werden wir weiter unseren Platz verargumentieren und beweisen müssen. Mit Norstat.Live haben wir z.B. eine Plattform, in der (betriebliche) Marktforscher oder Fachabteilungen selber mit an den Stellschrauben drehen können, aber immer noch ein Projektmanager von Norstat "drüber schaut". Eine gelungene Symbiose aus den "DIY" Ambitionen und dem Wunsch einen Überblick zu behalten und die Gütekriterien sicher zu stellen.

In der Branche gibt es immer wieder kritische Kommentare bzgl. der Qualität von Online-Interviews. Wie ist Ihre Sicht darauf und was entgegnen Sie Kritikern?

Die Kritik ist mir zu pauschal. Wenn ich ein klassisches Interview führe kann ich ebenso anbringen, dass die Anwesenheit des Interviewers Effekte der sozialen Erwünschtheit bei bestimmten Antworten hervorruft. Generell ist es doch so: Wenn das Design der Studie und die Fragestellung passt, die Testgütekriterien stimmen, die Branchenstandards eingehalten werden und mir eine hochwertige, repräsentative Stichprobe eines gepflegten Panels vorliegt, mache ich mit einer Online-Umfrage nichts falsch. Klar ist aber auch: Die Beratung und Steuerung "drum herum" ist ein wichtiger Hebel. Die Sicherstellung der Zuverlässigkeit der Ergebnisse mit denen beim Kunden später teilweise hohe Investitionsentscheidungen getroffen werden. Hier gibt es Unterschiede zwischen den Anbietern.

Wie sieht die Strategie von Norstat für die nächsten Jahre aus? Wo will die Gruppe in fünf Jahren stehen? Welche Rolle spielt der deutsche Hub in den Planungen?

Ich kann bei der Beantwortung dieser Frage nicht unserem CEO und Gruppenmanagement vorweg greifen. Was ich sagen kann ist, dass aktuell spannende technologische Themen hinter den Kulissen voran getrieben werden, die wir im Laufe der nächsten 1-2 Jahre dem Markt präsentieren. Wir wollen und werden unsere Rolle als die europäische Data Collection Agency ausbauen. Das erwarten auch unsere Eigentümer Triton Partners zu Recht. Deutschland ist als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ein wichtiger Markt für die Gruppe, in dem unser Brand bereits einen guten Ruf genießt. Was die Marktanteile angeht ist aber noch Luft nach oben.

Zur Person

Sebastian Sorger studierte pädagogische Psychologie in München und absolvierte Weiterbildungen im kaufmännischen Bereich, u.a. an der Stanford University und Harvard Business School. Vor Norstat [Verlinkung: Unternehmen] arbeitete Sorger im Firmenkundenvertrieb und im Management von Dienstleistungs- und IT Unternehmen, z.B.: Als Vertriebsleiter bei einer börsennotierten IT-Unternehmensberatung oder als CEO bei einem digitalen Joint Venture zwischen Volkswagen und der Boston Consulting Group.

/jr

 

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