Wahlprognosen Demoskopie zur Bundestagswahl 2017: Eine Bilanz
Beitrag von Moritz Wichmann
Der Aufwärtstrend der AfD in den letzten Wochen vor der Bundestagswahl wurde von den meisten Wahlumfragen zwar richtig analysiert. Bei den absoluten Zahlen jedoch verschätzten sich die Wahlforscher teilweise deutlich. Vier der neun deutschen Meinungsforschungsinstitute lagen zwei Prozentpunkte und mehr daneben und damit am oberen Ende der Fehlertoleranz. Nur die Zahlen von INSA und InfratestDimap spiegelten das Wahlergebnis für die Partei mit 0,4 respektive -0,6 Prozentpunkten Abweichung recht gut wider. Das zeigt ein Vergleich der 63 Umfragewerte der letzten "Sonntagsfragen“ vor der Wahl mit dem vorläufigen Wahlergebnis.
Spiegelbildlich wurde mit der Union die hauptsächliche Quelle der Wählerwanderung zur AfD überschätzt. Sieben der neun Institute lagen mit ihren Zahlen verglichen mit dem tatsächlichen Ergebnis drei Prozentpunkte oder mehr daneben. Und damit am oberen Ende oder sogar außerhalb der genannten Fehlertoleranz von 2,5 bis 3 Prozentpunkten.
Während die Demoskopen bei den vergangenen drei Landtagswahlen vor allem die Ergebnisse der CDU unterschätzten, wurde die Union in den Wochen vor der jetzigen Wahl meist zu hoch eingestuft. Auch das SPD-Ergebnis fiel etwas zu hoch aus, hier verschätzten sich sechs der neun Institute um 1,5 Prozentpunkte oder mehr, nur INSA lag lediglich 0,5 Prozentpunkte über dem vorläufigen Endergebnis. Infratest Dimap, die in ihrer Umfrage am 14. September den für die Sozialdemokraten historisch niedrigen Wert von 20 Prozent ermittelt hatten, wichen nur einen halben Prozentpunkt nach unten ab.
Bei der Einschätzung der kleineren Parteien trafen die Demoskopen eher ins Schwarze. Bei 12 von 18 Umfragewerten für die GRÜNEN und die FDP betrug die Abweichung (Betrag) weniger als 1,5 Prozentpunkte. Nur YouGov und Forsa lagen bei der Messung der Unterstützung für die GRÜNEN mit einem Fehler von jeweils 1,9 Prozentpunkten und vier Institute bei der FDP mit je 1,7 Prozentpunkten etwas weiter daneben. Bei der Linkspartei waren die Umfragewerte noch genauer. Lediglich INSA fällt hier mit einer höheren Abweichung von 1,8 Prozentpunkten auf, die aber noch innerhalb der Fehlertoleranz liegt. Bei den sonstigen Parteien wichen die Prognosen ebenfalls kaum vom Ergebnis ab.
Teilt man die Summe der Abweichungen (Betrag) pro Institut – egal in welche Richtung die Demoskopen irrten – durch die Anzahl der Parteien, ergibt sich ein durchschnittlicher Fehlerwert, der bei keinem Institut über zwei Prozentpunkten lag (s. Spalte "Fehler Institut" in der Abbildung).
Nach dieser Berechnung hatten bei der Bundestagswahl 2017 damit INSA, InfratestDimap und die Forschungsgruppe Wahlen die geringsten Gesamtfehler.
[Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde unter Berücksichtigung der aktuellsten Wahlergebnisse sowie Leserkommentare nach seiner Erstveröffentlichung am selben Tag noch einmal überarbeitet]
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