Interview mit Dr. Stephan Telschow, Geschäftsführer bei der GIM "Entscheidend ist die Frage nach dem Mehrwert einer Lösung für potenzielle Nutzer"

Die GIM ist nun zum zweiten Mal Sponsor des Start-up Online Pitch und auch Sie dürfen ein weiteres Mal in der Rolle als Jury-Mitglied über Sieg und Niederlage entscheiden. Was hat Ihnen im letzten Jahr am meisten gefallen? Worauf sind Sie dieses Jahr am meisten gespannt?
Dr. Stephan Telschow: Persönlich finde ich es einfach spannend zu sehen, wie gewohnte methodische Pfade verlassen werden und Ideen aus anderen Feldern in marktforscherische Praxis überführt werden. Da kann und möchte ich nicht einzelne Teilnehmende des Start Up Pitches herausheben. Ich freue mich auf jede/n einzelne/n.
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Wie steht es mit den Innovationen in der Marktforschung? Sehen Sie Potenzial für die nächsten Jahre? Welche Trends müssen Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren vorangebracht werden?
Dr. Stephan Telschow: Wie sicher viele andere auch, beobachten wir aktuell natürlich sehr intensiv, was im Bereich der LLMs passiert. Zwischen „das wird den Job von Marktforschenden in fünf Jahren obsolet machen“ und „nettes Spielzeug“ gibt es ja aktuell die gesamte Bandbreite der Diskussion. Wie immer wird die Wahrheit in der Mitte zu suchen sein und das tun wir derzeit intensiv.
Die spannendsten Einsatzbereiche sehen wir in der GIM derzeit vor allem in der Datenanalyse. Zum Beispiel große, qualitative Datenmengen zugänglich zu machen und zu komprimieren, könnte eine enorme Arbeitserleichterung für Forschende darstellen.
Aber auch kreativer Support in Ideation-Prozessen scheint ein sehr spannender Anwendungsfall zu sein. Zugleich werden wir uns aber auch weiter Gedanken um die Stärkung menschlicher Analyse- und Vermittlungskompetenzen machen müssen.
Welche Gefahr besteht für innovative Start-ups bei Markteintritt, insbesondere nach den krisengebeutelten vergangenen drei Jahren?
Dr. Stephan Telschow: Entscheidend ist für mich nach wie vor die Frage nach dem Mehrwert einer Lösung für potenzielle Nutzerinnen und Nutzer. Ganz sicher müssen Anbieter noch mehr den ROI ihrer Lösungen herausstellen und vermitteln, wo ein, auch betriebswirtschaftlicher Nutzen, von Lösungen liegt.
Investitionen in pure technische Faszination werden unwahrscheinlicher, und nur weil etwas technisch machbar ist, ist es noch lange nicht gut.
Benötigt es in der Marktforschungsbranche noch Innovationen?
Dr. Stephan Telschow: Ganz bestimmt und das in mehrfacher Hinsicht. In etlichen Bereichen stehen wir vor methodischen Herausforderungen: Wie schaffen wir es, aus großen Datenmengen Ableitungen mit analytischer und prognostischer Relevanz zu treffen? Wie gelingt es, methodisch sauber zu arbeiten und zugleich Befragungsteilnehmende nicht zu Stimmvieh zu degradieren? Wie gelingt es uns, verschiedene Datenquellen sinnvoll miteinander zu verbinden?
Innovation ist aber auch entscheidend, um die Attraktivität des Berufsfeldes Marktforschung aufrecht zu erhalten.
Indem wir Mitarbeitende von repetitiven Arbeiten entlasten und ihnen mehr Zeit für Kreativität und Analysen geben, werden wir auch für Berufseinsteigende relevanter. Und sicher gibt es auch bei unseren Kundinnen und Kunden den Hunger nach Neuem und den Wunsch, Abwechslung ins methodische Portfolio zu bringen.
Über die Person
Dr. Stephan Telschow ist Mitglied der GIM Geschäftsführung. Der promovierte Sozialwissenschaftler ist seit 20 Jahren bei der GIM, ein gefragter Speaker und Autor zahlreicher Fachartikel. Die Schwerpunkte seiner forscherischen Tätigkeit liegen in den Bereichen Retail, PoS und Shopper sowie der qualitativen FMCG- und Near-Food-Forschung. In der Geschäftsführung ist er zuständig für Business Development und Operations.
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

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