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Datenpanne bei der Nebu Umfragesoftware Datenskandal in den Niederlanden – sind auch deutsche Institute betroffen?

Außenansicht des niederländischen Marktforschungsinstituts USP, das wie eine Reihe von anderen Instituten von einer Datenpanne bei der Umfragesoftware Nebu, betroffen sein soll. (picture alliance / ANP | Bas Czerwinski)
In den Niederlanden leben 17,6 Millionen Menschen. Vergangene Woche wurde in verschiedenen niederländischen Medien darüber berichtet, dass Daten von großen niederländischen Unternehmen wie der Eisenbahngesellschaft NS, VodafoneZiggo, Heineken, Amstel, der Krankenkasse CZ, dem niederländischen Golfverband und dem Versicherungsunternehmen ArboNed an die Öffentlichkeit gelangt sind. Dabei scheint es vor allem um Daten zu gehen, die dafür erforderlich sind, Personen zur Teilnahme an einer Umfrage einzuladen (Namen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern), sowie die in den Umfragen gegebenen Antworten. Betroffen davon sollen laut Schätzungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NOS rund zwei Millionen Niederländer sein.
Ursache scheint ein Datenleck bei der Umfragesoftware Nebu B.V. zu sein, die von verschiedenen großen niederländischen Marktforschungsinstituten zur Durchführung von Kundenumfragen eingesetzt wird. Laut Jan Paul Schop, Direktor des niederländischen Marktforschungsunternehmens USP, sind fünf bis zehn große niederländische Marktforschungsagenturen von der gleichen Datenschutzverletzung betroffen. Neben USP informiert unter anderem das Institut Blauw, das bis 2017 auch eine deutsche Niederlassung unterhielt, auf seiner Website über die Datenpanne.
Nebu ist ein Pionier für Umfragesoftware
Nebu bietet eine integrierte Umfragelösung, die Module für Web-, CATI- und Face-to-Face-Datenerfassung, Dialing-Lösungen, Feldarbeit-Management, statistische Analyse und Datenverarbeitung umfasst. Das Unternehmen wurde 1992 von Eric van Velzen und Fred Broers gegründet, hat den Firmensitz in Wormerveer zwischen Alkmaar und Amsterdam und beschäftigt rund 40 Mitarbeitende, die in Büros in den Niederlanden, UK und Ungarn arbeiten. Zusätzlich hat Nebu ein Netzwerk von Handelsvertretenden in Schweden, USA, Australien und Deutschland. Nebu hat laut eigenen Aussagen Kunden in Europa, Nordamerika, Asien und Ozeanien. 2021 wurde Nebu von dem börsennotierten kanadischen Softwarehaus Enghouse übernommen.
Das erste Produkt war 1995 eine Software zur Durchführung von CAPI-Interviews, später kamen Softwarelösungen für CATI und Online-Interviews dazu. 2001 launchte Nebu eine Plattform für Online-Panels, die unter anderem bei Bloomerce Access Panels (2005 von SSI übernommen), SSI Survey Sampling International (Vorgängerunternehmen von Dynata), Synovate (seit 2011 übernommen durch Ipsos) und Borderless Access zum Einsatz kam.
Ein Ort für alle Daten: die Nebu Data Suite
Ein Kernprodukt, das nach ISO 27001 zertifiziert ist, ist die Nebu Data Suite. Die Softwareplattform umfasst eine Datenerfassungs-Engine und verschiedene Anwendungen, die auf mehreren Kanälen basierende, standortunabhängige Dienste bereitstellen, die die Bereinigung, Umstrukturierung, Verarbeitung und Analyse von Daten automatisieren und die Ergebnisse in interaktiven Dashboards und Berichten visualisieren. Diese Palette von Software und Cloud-Diensten ermöglicht es Unternehmen, Forschern und Analysten, alle Anforderungen abzudecken, die für ein tiefes Verständnis des Kunden- und Community-Verhaltens erforderlich sind.
Sind auch Deutschland und weitere Länder betroffen?
Laut Aussagen von Brancheninsidern hat der Arbeitskreis deutscher Marktforschungsinstitute, der ADM, bereits seine Mitgliedsunternehmen in einem Schreiben über die Vorkommnisse informiert, da die Software von Nebu in der Vergangenheit auch von deutschen Instituten verwendet wurde. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch offen, ob auch Kundendaten aus Deutschland und weiteren Ländern, in denen die Software für Umfragen eingesetzt wird, geleackt wurden.
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