Kolumne von Tobias Riedner Data, BI & Analytics Trends 2021 - Mobile BI

Mobile Business Intelligence: Warum dieser Trend der größte Verlierer der letzten Jahre ist, wie wertvoll Mobile BI dennoch für Unternehmen sein kann und wie man es schnell und einfach umsetzt, erklärt Tobias Riedner. 

Mobile BI oder auch Mobile Business Intelligence  

Die Definition von Mobile Business Intelligence bezieht sich auf den Zugriff und die Nutzung von Informationen über mobile Geräte. Darunter fallen die mittlerweile klassischen Gerätetypen wie Smartphones, Tablets und mobile PCs. Dies erklärt auch den Hype bzw. den Rang 9 im Jahr 2018 – erst mit der Einführung des iPhones 2007 wurde die Geräteklasse Smartphone, mit der Einführung des iPads im Jahr 2010 die Geräteklasse Tablets erfunden. In den frühen 10er-Jahren wurden neue Web-Technologie-Standards (HTML5) eingeführt und das schnelle, mobile Internet (3G Verbesserungen, dann 4G, heute schon 5G) ausgebaut.  

Barc Übersicht
BARC Übersicht der BI & Analytics Trends

Mit dem zunehmenden Einsatz von mobilen Geräten im Geschäftsleben – nicht nur in Führungspositionen – kann mobile BI, wenn es richtig gemacht wird, Business Intelligence und Analysen näher an den Anwender bringen. Überall und jederzeit können Informationen durch Mobile BI konsumiert werden – ob während einer Zugfahrt, in der Abflughalle eines Flughafens oder während einer Meeting-Pause. Ich kenne Anwender, die sich Abends auf der Couch die Zahlen für das Kundengespräch am nächsten Tag betrachten, am Frühstückstisch die Vortags-Vertriebs-Zahlen auf dem iPhone anschauen oder auch die Maschinen-Auslastung der Produktion in der Bahn ansehen. 

Welche Herausforderungen treten mit Mobile BI auf? 

Eine der Haupt-Herausforderung mit denen Kunden bei der Nutzung mobiler Geräte zur Informationsbeschaffung konfrontiert werden, ist die Tatsache, dass Mobile BI nicht mehr das reine Anzeigen von BI-Inhalten auf einem mobilen Gerät ist. Nutzer sehen mobile Dashboards als Ausgangspunkt weiterer Aktionen wie beispielsweise die Analyse bestimmter Sachverhalte oder das konkrete Einleiten von Maßnahmen. Vor allem die Kollaboration mit anderen Kollegen, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten auf Basis der neuen Erkenntnisse muss immer schneller, einfacher und reibungsloser funktionieren.  

Auf der anderen Seite müssen diese Use Cases auch dauerhaft technisch unterstützt werden. Das Endgerät (PC, Mac, Tablet, Smartphone und andere Geräte) befinden sich entweder im oder außerhalb des Firmennetzwerks und müssen eine sichere Datenkommunikation zulassen. Bei Kollaborations-Szenarien stehen Schnittstellen zu anderen Software-Lösungen an. Eine interessante Lösung hat Microsoft mit Power BI und Teams zuletzt entwickelt. Dies führt dazu, dass sich die Unternehmen mit einer Mobile-Strategie beschäftigen müssen. Ohne Strategie & Konzept wird die Nutzerakzeptanz deutlich niedriger ausfallen sowie die Kosten für Wartung, Support und zukünftige Anpassungen überproportional steigen. 

Warum kann Mobile BI für das Unternehmen wertvoll sein? 

Getrieben durch den Erfolg mobiler Geräte wurde Mobile BI vor einigen Jahren von vielen als die große Welle in BI und Analytics angesehen. Heute herrscht hingegen auf dem Markt Ernüchterung und die Anwender messen diesem Trend eben deutlich weniger Bedeutung bei. Doch zu Unrecht! 

Die Definition bezeichnet es ja: jeder Mitarbeiter kann mit egal welchem Endgerät Informationen abrufen – zu jederzeit und überall. Die entscheidende Frage, die sich dafür stellt, ist, ob ich alle wichtigen Personengruppen innerhalb (evtl. sogar außerhalb) des Unternehmens identifiziere und auch als Kunde gewinne und dauerhaft unterstütze. Ganz konkret:  

  • Wer sind meine Nutzergruppen?  
  • Wie nutzen Sie mobile BI gewinnbringend in ihrem Alltag und damit für das Unternehmen?  
  • Wie kann mobile BI kosten-effizient angeboten werden? 

Ein konkretes Beispiel: unser OnlineShop für Werbemittel. Das beispielhafte Unternehmen verkauft individuell bedruckbare Werbemittel über das Internet. Kunden bestellen anonym über die Website und die bedruckte Ware kommt per Post Tage später an.  

Wer kennt es nicht? Als Kunde bestellt man einen Artikel und möchte exakt wissen, wann das bestellte Produkt am gewünschten Ort ankommt? In der Regel überbringt diese Information der Logistikdienstleister wie UPS, DHL, Hermes oder andere – sobald sie den Artikel übergeben bekommen haben. Der Kunde kennt aber die internen Prozesse des Online-Shops nicht und kann daher nur mit der Standard-Nachricht in circa “2-4 Wochen” arbeiten.  

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Exakte Daten/Informationen für den Kunden sind viel wichtiger? Zum Beispiel mit Auftragsverarbeitung am Tag 1 nach Bestellung, Druck an Tag 4, Übergabe an Dienstleister DHL an Tag 4 und Empfang durch “Standard” an Tag 6. Diese Informationen kann der Kunde über sein Smartphone, Tablet oder auch anderes mobiles Endgerät einsehen und sogar die Fortschritte per Push-Nachricht überwachen. 

Der Kunde entwickelt bei dieser Informationsbereitstellung ein großes Vertrauensverhältnis gegenüber dem Online-Shop. Der Prozess vermittelt dem Kunden, dass das Unternehmen Prozesse mit hoher Qualität entwickelt hat. Wenn der Kunde das Produkt schneller braucht als in 2-4 Wochen, dann ist er auch bereit, einen höheren Preis für das Produkt zu bezahlen. Anbieter unterscheiden sich immer weniger durch den Prozess, sondern vor allem durch datengetriebene Services um den eigentlichen Prozess selbst. 

Wie kann Mobile BI im Unternehmen umgesetzt werden? 

Fangen Sie an! Denken Sie an die Hauptprozesse und wer an diesem Prozess arbeitet. Versuchen Sie aus der bestehenden BI-Umgebung das maximale herauszuholen und kaufen Sie zunächst definitiv keine neue Software! Wenn Sie Mobile BI umsetzen wollen, dann fragen Sie vor allem nach Anwendungsszenarien in denen Mobilität und Zugriff von überall auf Daten bzw. Analysen wertvoll sein kann. Das können interne Mitarbeiter wie Vertriebler sein, aber auch Mitarbeiter die gar keinen PC besitzen und trotzdem Daten brauchen, um Ihre Tätigkeit besser ausüben zu können. Ein Ingenieur ist bestimmt interessiert, welche Maschinen eine hohe Auslastung haben.  

Darüber hinaus sollten Sie ein Profil der Anwendergruppe anlegen. Wie ist deren Arbeitsablauf und Tagesablauf während der Arbeitszeit? In welcher Situation kann eine gezielte Informationsbereitstellung helfen? Und welche Informationen sind das? Im Anschluss erstellen sie ein Mockup basierend auf dem Endgerät, welches später in einen Prototyp (häufig auch MVP genannt) umgewandelt wird. Erst dann machen Sie sich an die Arbeit, ein echtes Produkt zu erstellen. 

Wie denken Sie darüber? Haben Sie bereits echte Mobile BI User? Ist die Export nach Excel Funktion die wichtigste Funktion? Wie sehen Ihre Nutzergruppen aus? Und wie ihre Daten-basierten Added Values?

Wenn Sie Fragen haben oder Rückmeldung geben wollen - ich bin immer an einem Austausch interessiert. Bitte wählen Sie die Kommentarfunktion unten, um eine öffentliche Diskussion zu führen. Für einen nicht-öffentlichen Austausch kontaktieren Sie mich gerne über mein Xing- oder LinkedIn-Profil.  

Über den Autor 

Tobias Riedner ist Business Intelligence Manager bei Knauf – dem Weltmarktführer für Baustoffe. Seit mehr als zehn Jahren gilt er als Daten-Experte auf dem Markt für Business Intelligence und Data Science. Seine Beratungskompetenz umfasst die Strategie-Entwicklung, Programm- und Projekt-Management, Daten-Analyse und -Visualisierung für Top-Entscheider. Seit 2021 berät er mit seinem Unternehmen ACHERONS auch Anwender-Unternehmen. 

 

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