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Frauen in der Marktforschung: Kathrin Jander, Facts + Stories Das Leben ist zu kurz, um einen Job zu machen, der einem keinen Spaß macht

Kathrin Jander, Head of Research & Innovation bei Facts and Stories ist froh, in Ihrem Lebenslauf mehrere Haken geschlagen zu haben, um jetzt da zu sein, wo sie ist und sein möchte.
Frau Jander, über welche Wege sind Sie zur Marktforschung gekommen?
Kathrin Jander: Über meinen jetzigen Arbeitgeber Facts + Stories. Hier habe gelernt, wie wichtig die richtige Zahl zur richtigen Zeit ist, um strategische Entscheidungen zu treffen. Bei meinen vorherigen Jobs und auch im Studium hatte ich zwar immer Berührung mit der Marktforschung, habe mich aber eher auf den Bereich Marketing-Kommunikation fokussiert. In meiner jetzigen Position als Head of Consumer Research & Innovation wende ich Markt- und Konsumentenforschung als Mittel zur erfolgreichen Marken- und Produktentwicklung an und darf gleichzeitig in Innovationsworkshops kreativ werden, diese Kombination gefällt mir wahnsinnig gut.
Sie haben einige Jahre berufliche Auslandserfahrungen sammeln können. Ihren Master in Professional Communication haben Sie an der Edith Cowan University in Perth gemacht und über drei Jahre als Marketing-Manager / Corporate Communication Officer bei Julius Berger in Nigeria gearbeitet.
Was nehmen Sie aus dieser Zeit an besonderen Erfahrungen für Ihre berufliche Entwicklung mit?
Kathrin Jander: Aus Australien habe ich die sehr gesunde Einstellung mitgenommen, dass das Leben zu kurz ist, um einen Job zu machen, der einem keinen Spaß macht. Zu Beginn meiner Karriere war es noch so, dass man am besten einen gradlinigen Lebenslauf hat und wenn man sich einmal entschieden hat, dann auch besser dabei bleibt, um nicht wankelmütig zu wirken. Das hat sich ja zum Glück geändert und ich bin sehr froh, dass ich in meinem Lebenslauf mehrere Haken geschlagen habe, um jetzt da zu sein, wo ich bin und sein möchte.
In Nigeria habe ich vor allem Improvisationsfähigkeit und Flexibilität gelernt, sehr praktische Fähigkeiten, wenn man viele verschiedene Projekte gleichzeitig leitet. Und ich bin zwangsläufig viel pragmatischer geworden, was mich gleichzeitig effizienter macht.
Welche Rolle spielen Mentorinnen und Vorbilder in Ihrer Karriere, und wie haben sie Ihnen geholfen?
Kathrin Jander: Eine sehr wichtige Rolle. Die Tatsache, dass ich bei einer Firma arbeite, die von zwei für mich sehr inspirierenden Frauen gegründet wurde, ist sicher kein Zufall.
Ich finde es immer spannend sich mit anderen Frauen über die leider immer noch typischen „Frauenthemen“ wie zum Beispiel Vereinbarkeit von Beruf und Familie auszutauschen und voneinander zu lernen. Das hilft mir sehr.
Und mir ist auch bewusst, dass ich ein Vorbild für junge Kolleginnen bin. Es macht mir viel Spaß andere Frauen zu empowern und sie an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.
Frau Jander im Videointerview
Sehen Sie hier die gestellten Fragen an Kathrin Jander im Video.
Seit fast sechs Jahren sind Sie für Facts and Stories inzwischen als Head of Consumer Research & Innovation tätig.
Haben Sie als Frau in einer leitenden Position in der Marktforschungsbranche spezielle Anforderungen wahrgenommen?
Kathrin Jander: Nein, gar nicht. Da fehlt mir aber auch der Vergleichswert, was für Anforderungen es für Männer gibt, die für Frauen anders sein könnten.
Gibt es bei Ihrer Tätigkeit für Facts and Stories einen typischen Arbeitsalltag und wie gewinnen Sie neue Inspirationen?
Tatsächlich gleicht inhaltlich kein Tag dem anderen und das genieße ich sehr an meiner Arbeit als Innovationsberaterin. Die einzige Konstante ist das morgendliche Stand-up, bei wir uns im Team alle für 15min zusammenschalten und kurz berichten, welche Aufgaben anstehen und was ein Hindernis sein könnte, die Aufgabe zu bewältigen. So wissen wir - egal ob Zuhause oder im Büro - immer, was jede:r macht und unterstützen uns bestmöglich gegenseitig.
Die meiste Inspiration erhalte ich durch den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sowie Kunden und Kundinnen. Ich höre gern zu und nehme das oft als Quelle für neue Ideen.
Haben Sie ein Forschungsprojekt, auf das Sie besonders stolz sind oder bei dem Sie besonders wertvolle Erkenntnisse gewinnen konnten?
Kathrin Jander: Jedes Projekt ist auf seine Art spannend. Am schönsten ist es natürlich, wenn wir ein Innovationsprojekt Anfang bis Ende begleiten dürfen.
Bei dem Launch der Tattoopflegemarke Skin Stories waren wir von der ersten Idee auf dem Papier bis zur Markteinführung mit dabei und haben während dieses Innovationsprozesses immer wieder viele eher kleine Studien durchgeführt, um sicher zu stellen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und zielgruppenrelevante Produkte entwickeln.
Und ich finde es außerdem immer total motivierend, wenn man mit seinen Kund:innen auf Augenhöhe diskutieren kann über die richtigen Methoden oder strategischen Implikationen, die sich aus den Mafoergebnissen ableiten. Wenn man dann sieht, dass die Kund:innen die Empfehlungen umsetzen und so ein Produkt zum Erfolg führen, ist das schon ein sehr gutes Gefühl und zeigt mir, dass ich mit meiner Arbeit einen wirklichen Mehrwert leiste.
Wie können Männer in der Marktforschungsbranche dazu beitragen, eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen, die gleiche Chancen und Gleichbehandlung fördert? Wo sehen Sie auch bei Frauen noch Verbesserungsbedarf?
Kathrin Jander: Ich glaube nicht, dass sich die Marktforschungsbranche groß von anderen Branchen unterscheidet. Um eine Gleichbehandlung zu erlangen, muss die Arbeitsumgebung so gestaltet werden, dass sie zu den Bedürfnissen von Frauen und Männern auch gleich gut passt.
Dazu gehört für mich zum Beispiel, dass Männer ohne ein schlechtes Gewissen genauso wie Frauen Elternzeit nehmen können (und da meine ich mehr als die typischen 2 „Vätermonate“) und flexibel in Teilzeit arbeiten können.
Und es sollte eine gleiche Bezahlung, die von der Leistung und nicht vom Verhandlungsgeschick abhängt, selbstverständlich sein. Und dann glaube ich müssen wir alle dazu beitragen Strukturen zu schaffen, die nicht automatisch die Lautesten und Präsentesten bevorzugen. Ich musste oft erleben, dass ich dadurch, dass ich mich ungern in den Vordergrund dränge und wirklich nur das verspreche, was ich auch wirklich halten kann, übergangen worden bin. Mit der „Dicke-Hose-Kommunikation“, wie ich es gern nenne und die meist Männer perfekt beherrschen, kann ich nur schwer mithalten und dadurch entsteht ein klarer Nachteil für mich. Ich würde mir wünschen, dass Entscheider dies zukünftig im Hinterkopf haben und auch den Introvertierten eine Chance geben sichtbar zu werden, ohne sich komplett verstellen zu müssen.
Stichwort Work-Life-Balance: Sie arbeiten aktuell in Teilzeit, die oft als Herausforderung wahrgenommen wird. Wie stehen Sie dazu und wo liegen Ihre persönlichen Kraftquellen?
Kathrin Jander: Ja, Teilzeit zu arbeiten ist eine große Umstellung. Anfangs habe ich mich immer mit meinen Vollzeit-Kolleginnen und Kollegen verglichen und hatte das Gefühl, nie genug zu leisten. Mittlerweile schaffe ich es ganz gut, mich von diesem Gedanken zu lösen und klar „nein“ zu sagen, wenn die Aufgaben zu viel werden und besser zu delegieren. Ich habe dabei auch das große Glück, meine Arbeit sehr flexibel gestalten zu können, was Zeiten und Arbeitsort angeht, das nimmt mir viel Druck. Meine speziellen Kraftquellen hängen stark von meinen aktuellen Bedürfnissen ab. Mal gibt mir meine Familie Kraft, mal schöpfe ich viel Energie dadurch, dass ich bewusste das Home Office verlasse und Zeit mit meinem Team in Hamburg verbringe. Und oft genieße ich ganz bewusst Zeit allein.
Um den Alltag zu meistern, ist es wichtig darauf zu hören, was man gerade braucht und gutes „Kraftquellenmanagement“ zu betreiben.
Was ist der wichtigste Ratschlag, den Sie Neueinsteigerinnen in der Marktforschungsbranche geben können?
Kathrin Jander: Zunächst viel und gut zuhören, beobachten und Fragen stellen. So lernt man definitiv am meisten. Und im nächsten Schritt auch gern Dinge hinterfragen und neue Ideen einbringen. Ein guter Arbeitgeber weiß dies definitiv zu schätzen.
Über die Person
Kathrin Jander ist Head of Research & Innovation bei der Facts and Stories GmbH in Hamburg. Mit einem Master of Professional Communication und mehr als 12 Jahren Marketing-Erfahrung (B2B & B2C) in Deutschland, Australien und Nigeria ist sie eine Expertin für konsumentenzentrierte Innovationen und internationale Marktforschung und zeigt in dieser Rolle ihren Kund:innen, wie relevante Insights generiert werden und darauf basierend die richtigen strategischen Entscheidungen bei der Marken- und... mehr
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