Das gute liegt nah: Binnentourismus in Deutschland steigt weiter an
Nürnberg – Warum in die Ferne reisen? Das denken sich derzeit viele deutsche Urlauber. Im Tourismusjahr 2013 war fast jede zweite Urlaubsreise ab einer Übernachtung (48 Prozent) dem Binnentourismus zuzurechnen. Damit ist Deutschland Reiseziel Nr. 1 bei den deutschen Urlaubern. Diese Ergebnisse gehen aus dem DestinationMonitor Deutschland hervor, der von GfK und dem Institut für Management und Tourismus (IMT) durchgeführt wird.
Auch die Ausgabenbereitschaft für Reisen steige laut der Studie an. Insgesamt 47 Millionen Urlaube haben die Deutschen im vergangenen Jahr im Inland gebucht, wofür die Reisenden fünf Prozent mehr ausgegeben haben als im Vorjahr. Ein Grund dafür sei die angestiegene Beschäftigungsquote und die damit gesunkene Angst vor Arbeitslosigkeit. Neben den Preiserhöhungen durch Flug- und Bahngesellschaften habe sich vor allem auch die Teuerung bei den Lebensmitteln maßgeblich auf die Ausgaben vor Ort ausgewirkt.
Für die Lage des Binnentourismus sind aber nicht nur Urlaubsreisen, sondern alle Reisen entscheidend. Im Tourismusjahr 2013 zählte der GfK/IMT DestinationMonitor Deutschland 617 Millionen Übernachtungen deutscher Personen im Inland. Hinzu kommen noch einmal 46 Millionen amtlich erfasste Übernachtungen in Vorsorge- und Rehakliniken. Insgesamt ist das ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Tourismusjahr 2012.
Laut der Studie verdoppele der sogenannte „Graue Markt“ die Anzahl der amtlich erfassten Übernachtungszahlen. Die amtliche Übernachtungsstatistik geht von 340 Millionen Übernachtungen aus. Das bedeutet, das fast jede zweite Übernachtung an der Statistik vorbei geht. Sie findet zum Beispiel bei Freunden, Bekannten, Verwandten oder in kleinen (weniger als zehn Schlafgelegenheiten) Pensionen und privat vermieteten Zimmern statt. Der Anteil dieses „Grauen Marktes“ ist seit dem Tourismusjahr 2012 um zwei Prozentpunkte von 47 auf 49 Prozent angestiegen.
Von allen inländischen Übernachtungen waren 15 Prozent geschäftlich bedingt. Beim Rest handelte es sich um Übernachtungen im Zuge von Urlaubsreisen, Verwandten- und Bekanntenbesuchen sowie sonstigen privaten Reisen. Bei den Reiseanlässen stieg die Nachfrage nach Städtereisen und Shoppingtrips deutlich. Bei den Inlandsurlauben sind Städtereisen mit einem Anteil von 19 Prozent am gefragtesten - gefolgt vom Badeurlaub (16 Prozent) und von Reiseaufenthalten auf dem Land oder in den Bergen (15 Prozent). Am stärksten entwickelte sich im Tourismusjahr 2013 der Besuch von Erlebniseinrichtungen wie Freizeit- oder Themenparks sowie Zoologischen Gärten. Ihr Anteil an allen Deutschlandreisen mit Übernachtung nahm um 13 Prozent zu.
Insgesamt scheint es den Deutschen an ihrem Urlaubsort gut zu gefallen. Bei zwei von drei Reisen bewerten die Urlaubsgäste das Reiseziel mit „sehr gut“. Bei jeder zweiten Reise will man „ganz bestimmt“ wiederkommen. Bei über 70 Prozent aller Reisen wird das Urlaubsziel in Deutschland sogar weiterempfohlen.
Am Gesamtwachstum des Binnentourismus von einem Prozent waren Haushalte mit hohen Nettoeinkommen überproportional beteiligt. Ihr Anteil stieg von 32 auf 34 Prozent. Ebenso sorgten die „Best Ager“ zwischen 50 und 65 Jahren für Wachstum. Ihr Anteil an den Deutschlandreisen nahm um einen Prozentpunkt zu. Der Anteil von Familien mit zwei oder mehr Kindern an allen Familienreisen vergrößerte sich ebenfalls. Er stieg von 50 auf 53 Prozent.
Das Wetter hat laut der Studie einen großen Einfluss auf das Reiseverhalten. Der Winter 2012/13 war kalt und lang und bescherte zum Teil hervorragende Schneeverhältnisse. Der Anteil der mehrtägigen privaten Reisen in der Wintersaison (Oktober bis März) stieg von 40 auf 42 Prozent an, während die Sommersaison (April bis September) entsprechend an Bedeutung verlor.
Beim Buchungsverhalten geht der Trend weiter zur Online-Buchung. Sie spielt auch im Binnentourismus eine immer größere Rolle.
Beim GfK/IMT DestinationMonitor Deutschland werden auch die Reiseplanungen der deutschen Haushalte abgefragt. Diese erlauben eine Vorhersage für die kommende Saison. Demnach planen in 2014 22 Prozent der Haushalte mehr Urlaubsreisen als im Vorjahr. Ebenso haben 22 Prozent der Haushalte vor, bei ihrer Urlaubsreise mehr Geld auszugeben. Von den geplanten innerdeutschen Urlaubsreisen sollen 19 Prozent an die Nord- oder Ostseeküste führen, 13 Prozent in die Mittelgebirge und sieben Prozent in die Alpen oder ins Alpenvorland. Bei 13 Prozent der geplanten Reisen ist das innerdeutsche Reiseziel noch unsicher.
Zur Studie: Basis des GfK/IMT DestinationMonitor Deutschland ist der GfK MobilitätsMonitor. Dieser erhebt regelmäßig das Reiseverhalten der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km sowie die Pendlerreisen ab 0 km in einer feststehenden Panelstichprobe. Befragt werden 20.000 deutschsprachige Privathaushalte (45.000 Personen ab 0 Jahre).
jw
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