#wirbleibenzuhause diary #5 von François Erner, respondi Corona-Krise: Aktuelle Haltung der deutschen Bevölkerung

Wie wird die aktuelle Situation eingeschätzt? Teil fünf des Corona-Tagebuchs von respondi ist ein europäischer Vergleich mit besonderem Blick auf Deutschland – zwischen Protektionismus und Solidarität.

In der EU im Allgemeinen, aber auch im Speziellen in Deutschland, gibt es Debatten darüber, wie sich die Europäische Union in dieser Zeit der Krise verhalten sollte (hier z.B ein internationaler Artikel des Spiegel). Andere unterstützen oder sich selbst schützen? Protektionsimus oder Solidarität? Interessanterweise können unsere Daten helfen, die Haltung der deutschen Bevölkerung zu diesem Thema zu verstehen. Unser kleiner Beitrag zu dieser wichtigen Debatte.

In einem unserer früheren Corona-Tagebucheinträge (#3), hatten wir den Eindruck, dass die Situation in Deutschland eine etwas andere ist als in Frankreich oder dem Vereinigten Königreich: Die Online-Aktivitäten der Deutschen spiegelten eine bessere Stimmung wider, leichter und gelassener…
Um diese Annahme zu bestätigen, befragten wir unsere Panelisten direkt nach ihren Ängste in Bezug auf das Corona-Virus*.


 
Im Allgemeinen sind die Deutschen wegen der aktuellen Situation am wenigsten besorgt, die Briten machen sich die meisten Gedanken. Die detaillierten Ergebnisse gehen in dieselbe Richtung: Die Deutschen machen sich weniger Sorgen um ihre Gesundheit oder um die Gesundheit ihrer Angehörigen:


 
Aber interessanterweise machen sich die Deutschen in Bezug auf die Wirtschaft genauso viele Gedanken wie die Menschen in Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Sie haben in fast dem gleichen Ausmaß Angst vor den Folgen, die die Krise für ihre persönliche finanzielle Situation haben könnte:


 
Es gibt somit einen offensichtlichen Widerspruch in den Daten: Warum sind die Deutschen wegen der Corona-Lage allgemein weniger besorgt, machen sich aber mehr Gedanken, was die wirtschaftliche Lage angeht? Deutschland ist eine Exportnation. Auch wenn die gesundheitliche Situation in Deutschland weniger dramatisch sein sollte als in anderen Ländern, wissen die Deutschen im Stillen doch, dass eine gute Lösung nur global funktionieren kann. Ein weiterer Grund, die Probleme gemeinsam anzugehen?

* Online-Befragung: Deutschland n=1464, Frankreich n=1669, Vereinigtes Königreich n=1070. Feldzeit vom 5.-10. April 2020.

 

Diskutieren Sie mit!     

  1. Hans-Werner Klein am 20.04.2020
    Guten Morgen,

    ihr schreibt:

    "Es gibt somit einen offensichtlichen Widerspruch in den Daten: Warum sind die Deutschen wegen der Corona-Lage allgemein weniger besorgt, machen sich aber mehr Gedanken, was die wirtschaftliche Lage angeht?"

    Das Chart 3 (Ich habe Angst um meine finanzielle Stabilität) passt da nicht, soweit ich sehe:
    Skala
    0 = gar nicht bis 5 = sehr

    Werte
    F= 3,3
    UK= 3,4
    D= 3,1

    Vielleicht das falsche Chart? Falsche Zuordnung der Länder? Interpretation bezieht sich auf ein Chart, was nicht angezeigt wird? Oder Fehlinterpretation des Prozessors zwischen meinen Ohren? ;-)

    Beste Grüße - bleibt gesund

    Hans-Werner Klein
  2. Dr. Dieter Korczak am 20.04.2020
    Vielen Dank für die Übermittlung der Erhebungsdaten von respondi - aber leider ist die Angabe von Mittelwerten bei den entscheidenden Fragen zur Beurteilung der gesundheitlichen Situation und der finanziellen Lage nicht sehr erhellend.
    Ich wünsche mir, dass respondi auch die Fragen zur Gesundheit so aufbereitet wie zur generellen Besorgtheit. Mich interessiert sehr, wie viele Menschen (in Prozent) Angst um ihre finanzielle Stabilität haben. Sind es 20, 30 oder 50%?
    Dann könnte man auch die Ergebnisse zur finanziellen Stabilität sinnvoll interpretieren. In Deutschland gibt es einen großen Anteil von Menschen, die im Niedrigeinkommenssektor oder prekär beschäftigt sind. Hinzu kommen aktuell die Personen, die im Eventbereich, Tourismus oder Hotel- und Gastronomie beschäftigt sind bzw. waren. Wenn diese Personengruppe sich Sorgen um ihre finanzielle Stabilität machen würde, wäre das naheliegend und nachvollziehbar. Die angebotenen Mittelwerte erklären leider gar nichts.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Dieter Korczak
    Former ESOMAR President

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