#wirbleibenzuhause diary #2 von François Erner, respondi Corona: Es gibt auch positive Seiten der Ausgangssperre

Wie vielerorts herrscht auch in London Ausgangssperre. Doch wie reagiert die Bevölkerung auf diese Maßnahme der Regierung? Mithilfe der Daten aus dem Behavioral Panel hat respondi analysiert, inwiefern sich die Interessen sowie Verhaltensweisen der Engländer seit der Corona-Pandemie verändert haben und in welcher Hinsicht die Briten auch positive Auswirkungen erkennen.

von François Erner, respondi

In unserem letzten Tagebucheintrag #wirbleibenzuhause haben wir die Situation in Frankreich unter die Lupe genommen. Dort gilt bereits seit dem 17. März eine Ausgangssperre. Inzwischen hat auch das Vereinigte Königreich nachgezogen und ab dem 23. März ebenfalls eine Ausgangssperre verordnet.

Wie reagieren die Engländer auf diese Maßnahme? Die Analyse der Daten unseres Behavioral Panels am 24.03. und 25.03. zeigt einige Änderungen im Internetnutzungsverhalten der britischen User.

(Messwerte basierend auf 925645 Websitebesuchen vom Desktop, mit einer Stichprobe von n=1780 (Alter und Geschlecht) im Vereinigten Königreich, Zeitraum: 1. März bis 25. März 2020.)

Als Erstes können wir feststellen: Die Nachricht über die Ausgangssperre scheint angekommen zu sein. Eine der deutlichsten Veränderungen zeigt sich auf Nachrichten-Websites: Sie wurden zum Großteil weit häufiger als zuvor besucht - inews verzeichnete sogar eine Steigerung von über 284 Prozent! Dasselbe gilt für institutionelle Websites wie beispielsweise gov.co.uk (+95,7 Prozent Besucher).

Seitenaufrufe seit der Ausgangssperre (Bild: respondi)
Seitenaufrufe seit der Ausgangssperre (Bild: respondi)

Abgesehen von dem Interesse an Nachrichten fordert der neue Alltag einige Anpassungen, die auch in unseren Daten sichtbar werden. So stieg das Interesse an Tools für Video-Konferenzen sprunghaft an (+606 Prozent Besuche auf zoom.us) - vermutlich infolge der vermehrten Heimarbeit.

Dass Heimarbeit und Kinderbetreuung nicht immer einfach zu verknüpfen sind, wird vermutlich jeder Betroffene bestätigen können. Da kam es gerade recht, dass Disney Plus im Vereinigten Königreich gelauncht wurde: Die Besuchszahlen stiegen nach dem Erlass der Ausgangssperre um +987 Prozent. Aus Sicht des Nachwuchs vermutlich weniger unterhaltsam, aber dafür informativer: Besuche auf Wikipedia und yourdictionary stiegen beide um jeweils +15 Prozent.

Gegessen wird natürlich immer - derzeit aber nicht mehr im Restaurant. Hiervon profitieren aktuell vor allem die Lieferdienste. Besuche auf ubereats stiegen um +180 Prozent, auf Deliveroo um + 78,5 Prozent. Besonders Online-Lebensmittelhändler merken die Sorge der Bevölkerung vor weiteren Restriktionen, die den Zugang zu Lebensmitteln erschweren könnten. Tiefkühlkost eignet sich natürlich hervorragend zur Vorratshaltung - so verzeichnet beispielsweise der TK-Spezialist Iceland stark wachsende Seitenaufrufe.

Seitenaufrufe seit der Ausgangssperre (Bild: respondi)
Seitenaufrufe seit der Ausgangssperre (Bild: respondi)

Unsere Analyse zeigt aber auch die positiven Seiten der Ausgangssperre. So bietet sie doch eine gute Gelegenheit, um Sachen zu tun, für die sich sonst keine Zeit findet. Derzeit kommen die Engländer verstärkt auf den Geschmack von Hörbüchern (+466 Prozent Besuche auf audible), und, à propos Geschmack, auch das Interesse an Koch-Websites wächst stark an (+86 Prozent auf greatbritishchefs). Viele Menschen scheinen sich zudem kreativen Hobbies zu widmen: Die Besuche auf diy stiegen um +161 Prozent. Ebenso positiv: Aller Unkenrufe rund um den Egoismus der Hamsterkäufe zum Trotz scheint die Ausgangssperre auch das soziale Miteinander zu fördern: Die Plattform nextdoor, die Nachbarschaftshilfe vermittelt, verzeichnete +120,5 Prozent Seitenaufrufe.

Zum Autor: François Erner ist Chief Innovation Officer bei respondi.

mvw

 

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