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- Gut gemeint - schlecht gemacht: das Corona Dashboard des Robert Koch Instituts
Tobias Riedner, Process Manager Business Intelligence bei Knauf Gut gemeint - schlecht gemacht: das Corona Dashboard des Robert Koch Instituts

Kennen Sie das? Suchen Sie mal bei Google nach "gut gemeint - schlecht gemacht". Dort gibt es viele Treffer aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Umwelt, Politik, Rente, Projekte und vieles weitere. Ein weiterer Artikel zu dieser Redewendung ist dieser Artikel. "Gut gemeint -schlecht gemacht: das COVID-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts.
Warum ist das COVID-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts gut gemeint?
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn auf der Internetseite des Robert Koch Instituts gibt es keine Begründung, warum dieses Dashboard erstellt wurde und öffentlich betrachtet werden kann. Welchem Zweck soll es dienen? Es gibt zwar Hinweise zum Dashboard, diese beziehen sich aber auf die Datenerhebung. Wer das Dashboard angefordert hat und welche Überlegung diese Person/en hatte/n, ist nicht einsehbar.
Darüber hinaus gibt es auch keine Hinweise darauf welche Antworten das Dashboard liefern soll. Auf dem Dashboard selbst gibt es keinen Disclaimer, der über relevante Fragen informiert. Auch auf den entsprechenden Seiten gibt es keinen Bezug zu Fragen, die Bundesbürger zur Corona-Situation haben wie beispielsweise:
- Gehöre ich zur Risikogruppe? (Kann ich sterben?)
- Gehören Familienmitglieder oder Freunde zur Risikogruppe (können für mich wichtige Personen sterben?)
- In welcher Phase befindet wir uns international/ europäisch/ national/ regional?
Die Fragen sind relativ einfach und doch menschlich nachvollziehbar. Jeder Mensch möchte, dass er selbst, seine Familie und Freunde diese Situation gesundheitlich bestmöglich überleben. Darüber hinaus sind wir alle mit zahlreichen Restriktionen der Bundes- und Länderregierungen betroffen und möchten beurteilen können, ob die Maßnahmen angemessen sind oder nicht. Ohne entsprechend aufbereitete Daten können nur generelle logisch-deduktive Schlüsse gezogen werden wie beispielsweise: "eine Person mit Vorerkrankung ist gefährdeter als eine gesunde Person" - klasse!
Warum ist das COVID-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts schlecht gemacht?

Des Weiteren wurde das Dashboard ohne die Beachtung von Best Practices Regeln erstellt. Die Verstöße sind zahlreich und als Daten-Experte kann ich nur mit dem Kopf schütteln:
Generelle Kritik über alle Objekte
- Die Hintergrund-Farbe ist schwarz. Ich kenne die Argumentation für schwarz bezüglich Stromsparen bei modernen Geräten oder auch optisch ansprechender - Die Regel ist ein weißer Hintergrund.
- Das Dashboard enthält neun verschiedene Farbtöne, welche alle keine Bedeutung haben. Farben werden nur verwendet, wenn sie eine Bedeutung haben. Ein Beispiel ist eine positive (grüne Kennzeichnung) oder negative (rote Kennzeichnung) Abweichung.
- Das Dashboard enthält mindestens 10 verschiedene Schriftgrößen - die Schriftgröße sollte maximal drei Stufen besitzen. Der Titel des Dashboards am größten, alle Texte für Daten-Visualisierungsobjekte gleich und etwas kleiner und die Meta-Informationen noch kleiner.
Einzel-Kritik zu den Visualisierungs-Objekten
- Die Reihenfolge der Daten in der Tabelle auf der linken Seite ist falsch. Als erstes werden immer die Dimensions-Elemente (Bundesländer), dann die Daten (Fälle, Todesfälle) gezeigt. Die farbliche Einfärbung der Zahlen ist nicht notwendig und darf nicht sein.
- Die Kennzahl der Karte wird mit einer Flächenfärbung gezeigt. Das kann zu unterschiedlichen Interpretationen führen. Design Best Practice ist die Visualisierung mit Blasen. Und trotzdem kann auf die Karte verzichtet werden, da die Informationen bereits in der linken Tabelle gezeigt werden.
- Die Kacheln rechts oben sind die wichtigsten Information - sie müssen links oben stehen. Auf die Information zum Vortag kann verzichtet werden, da kaum ein Nutzer die Entwicklung im Kopf hat, ob ein Wert hoch oder niedrig ist. Die farbliche Einfärbung der Zahlen hat keine Bedeutung. Darauf muss verzichtet werden.
- Das Diagramm COVID-19-Fälle nach Altersgruppe und Geschlecht hat keine statistische Relevanz, da man die Anzahl der Tests pro Altersgruppe und Geschlecht nicht kennt.
- Das Diagramm "COVID-19-Fälle/Tag nach Erkrankungsbeginn, ersatzweise Meldedatum" ist eine gute Idee. Aber erst auf den dritten Blick lässt sich erkennen, dass durch das Anklicken der Pfeile weitere Diagramme angezeigt werden können - ein Dashboard besitzt so etwas nicht.
- Die Logos in der Mitte unten des Robert Koch Instituts, der Universität Bonn und Esri sind deplatziert und zu groß. Sie tragen nicht zur Informationsbereitstellung bei und können gelöscht werden.
- Die Kachel unten links ist gut - denn der aktuelle Datenstand ist wichtig, um die Aktualität zu verstehen.
Was ist die Handlungsempfehlung des Artikels "Gut gemeint - schlecht gemacht: das Corona Dashboard des Robert Koch Instituts"?
Ich empfehle Ihnen folgende 5 Dinge, wenn Sie ein Dashboard als Kommunikationswerkzeug nutzen möchten.
- Kennen Sie den Zweck des Dashboards - warum soll es existieren?
- Kennen Sie Ihre Zielgruppe - welche Fragen sollen die Nutzer sich selbst beantworten?
- Beachten Sie die Design Best Practices von Dashboards.
- Realisieren Sie das Dashboard erst als Mockup, dann als Prototyp und erst anschließend als finale Version.
- Testen Sie die Funktionalität des Dashboards - Nutzer sollen es nutzen.
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sh
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