#wirbleibenzuhause diary #3 von François Erner, respondi Corona: Das Wohlbefinden in Deutschland ist relativ stabil

von François Erner, respondi
In Deutschland wurden am 22. März neue Regelungen zur Bekämpfung des Coronavirus bekanntgegeben. Diese sind ähnlich zu denen in anderen Ländern, jedoch etwas lockerer als zum Beispiel in Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Im Allgemeinen ist die Situation in Deutschland zurzeit auch – noch – nicht ganz so kritisch wie in einigen anderen Ländern.
Es scheint, als würden die Deutschen der Situation gelassen, aber ernst begegnen. Bei jeder Neuanmeldung in unserem Panel fragen wir nach dem Wohlbefinden des neuen Panelisten. Kurz gefasst: wir stellen diese Frage, da wir herausgefunden haben, dass das persönliche Wohlbefinden ein starker Indikator für die politische Meinung und das Einkaufsverhalten für bestimmte Produkte ist. (Samplegröße n=2571 im März 2020). Im Zeitraum der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen in Deutschland haben wir folgende Antworten erhalten:

Außerdem analysierten wir Verhaltensdaten, für die wir das Onlineverhalten von einem Teil unseres deutschen Panels beobachten (natürlich mit deren Einverständnis). Hier beobachten wir ein paar Veränderungen:

Legende: Rot = Abnahme / Blau = Zunahme / ** gemessen auf Desktop und mobilen Geräten / * gemessen auf mobilen Geräten / Kein* gemessen auf Desktop (Bild: respondi)
Ein Blick auf die Domains bestätigt die Ergebnisse unserer Appiness-Studie. Das Onlineverhalten spiegelt natürlich das große Interesse an der aktuellen Situation wider. Man sucht nach Informationen (179 Prozent Anstieg der Besuche auf der Website der John Hopkins University, die eine Datenvisualisierung des Ausbruchs zeigt), vor allem auch auf regionaler Ebene: +180 Prozent auf morgenpost.de, +83 Prozent auf kn-online.de. Das gleiche Phänomen beobachten wir auf den offiziellen Webseiten der Länder: +178 Prozent auf baden-wuerttemberg.de und +80 Prozent auf bayern.de.
(Messwerte basierend auf 1286946 Website-Aufrufen von Desktop und mobil, von einer nationalen Stichprobe (Alter, Geschlecht), Zeitrahmen: 1.-30.März. Die Messwerte basieren auf einem Vergleich von vor und nach der Ankündigung der neuen Regeln seit dem 22. März.)
Die Daten zeigen außerdem, dass die Menschen in Deutschland in Kontakt bleiben wollen und ihre Arbeit im Home Office organisieren (314 Prozent Anstieg bei zoom.us; +112 Prozent bei soundcloud – die Musik wird während der Arbeit gehört).
Die größten Veränderungen zeigen sich jedoch bei Unterhaltungswebsites. So verzeichnet das neue disneyplus einen Anstieg von 1338 Prozent, für Netflix liegt der Anstieg bei 18 Prozent und für YouTube bei fünf Prozent. Der gleiche Trend zeigt sich bei Gamingseiten mit einem Anstieg von 35 Prozent auf gamepedia.com und 32 Prozent bei diesiedleronline.de. Es gibt noch weitere Gewinner der Krise: pornhubpremium.com (der zuvor kostenpflichtige Bereich von Pornhub, der aktuell umsonst angeboten wird) verzeichnet einen Anstieg von 156 Prozent. Im Bereich Finanzen verzeichnet fuelonline, eine auf Bitcoins spezialisierte Website, mit zehn Prozent den höchsten Anstieg, keine lebensnotwendige Angelegenheit.
Abschließend können wir feststellen: Die deutsche Bevölkerung nimmt die Situation sehr ernst und hält sich weitestgehend an die neuen Regeln (so nahmen die Aufrufe von waze und googlemaps jeweils um die Hälfte ab), es gibt aber durchaus auch Anzeichen für eine gewisse Gelassenheit in Deutschland.
Zum Autor: François Erner ist Chief Innovation Officer bei respondi.
mvw
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