Halbjahreszahlen Cint-Zahlen sacken weiter ab

Der aktuelle Aktienkurs des schwedischen Datenspezialisten und Marktforschungsunternehmen Cint spricht Bände: Unter einem Euro notiert die Aktie derzeit. Und für die aktuellen Halbjahreszahlen musste das Unternehmen auch einen Rückgang verkünden. Mit einer neuen Technologieplattform will man zu Wachstum zurückkehren.

CINT-CEO Giles Palmer musste für das erste Halbjahr 2023 einen Rückgang der Umsätze einräumen, zeigt sich aber für die kommenden Quartale optimistisch. (Bild: CINT)

Wie schnell sich doch ein Aufwärtstrend umkehren kann: Durchwachsen sind die Zahlen, die der schwedische Datenspezialist und Marktforscher Cint fürs erste Halbjahr 2023 gestern verkündete: 127,7 Millionen Euro Nettoverkäufe (Vorjahreszeitraum: 140,5 Millionen Euro); noch beim letztjährigen Halbjahresbericht konnte eine Steigerungsrate von über 134 Prozent vermeldet werden. Damit scheint es nun vorerst vorbei zu ein: Ein Minus von 9,1 Prozent wird verzeichnet, auf Basis konstanter Währungen immer noch ein Minus von 8,3 Prozent. Immerhin: Der Rückgang flachte sich im zweiten Quartal ab.

Ein unsicheres makroökonomisches Umfeld und Probleme mit Rückabwicklungen behinderten weiterhin die Umsatzentwicklung,

kommentiert Giles Palmer, seit April 2023 CEO von Cint, in einer Pressemitteilung die Zahlen. Aber: "Ich habe festgestellt, dass das Vertrauen innerhalb des Unternehmens im letzten Quartal deutlich gestiegen ist. Ich glaube, dass sich dies in den kommenden Quartalen in einer besseren Leistung niederschlagen wird."

Regionen entwickeln sich schwach

Leider geht Cint in seiner neuen Investorenpräsentation nicht mehr so detailliert auf die einzelnen Zahlen ein wie zuvor. So lässt sich anhand der Zahlen nur die Entwicklung des zweiten Quartals im Vergleich zum Vorjahr direkt ablesen, nicht mehr das komplette Halbjahr. Auf 39,2 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 43,2 Millionen Euro) kommt demnach nun die Region "Americas" im zweiten Quartal 2023. Sie legte einen Rückgang von neun Prozent hin, auf Basis konstanter Währung minus sieben Prozent. Der Markt ist für Cint ein sehr wichtiger Markt, zumal auch der Zukauf von Lucid hier eine große Rolle spielte.

Die Region EMEA - also der Wirtschaftsraum aus Europa, Naher Osten und Afrika - verzeichnet im zweiten Quartal 2023 Nettoverkäufe von 23,8 Millionen Euro (Vorjahresquartal: 24,2 Millionen Euro) und sank damit organisch um zwei Prozent, konnte aber auf Basis konstanter Währungen ein leichtes Plus von einem Prozent verzeichnen.

Die Region APAC - also der Wirtschaftsraum Asien-Pazifik - bleibt mit 4,8 Millionen Euro Nettoverkäufen (Vorjahresquartal: 5,8 Millionen Euro) im zweiten Quartal 2023 mit Abstand die kleinste Region. Sie verlor 17 Prozent, auf Basis konstanter Währungen 10 Prozent.

Marketplace flaut ebenfalls ab

Entsprechend setzt sich der Trend auch beim wichtigsten Marktsegment "Marketplace" fort: Hier verlor Cint 13 Prozent (auf Basis konstanter Währungen: -10 Prozent) auf nun 56,5 Millionen Euro (Vorjahresquartal: 64,9 Millionen Euro). Cint positioniert sich hier als Datenanalyst mit einer Schnittstelle zu Millionen an Befragten. Bestehende Kunden hätten hierfür aber weniger ausgegeben.

Wer gerne den Erfolg digitaler Kampagnen messen möchte, der kann Kunde im Segment „Media Measurement“ von Cint sein. Hier werden täglich Umfrageergebnisse genutzt. Die Entwicklung im zweite Quartal 2023 ist hier sehr erfreulich: 11,3 Millionen Euro an Nettoverkaufserlösen (Vorjahresquartal: 8,3 Millionen Euro) und somit ein deutliches Plus von 36 Prozent, auf Basis konstanter Währungen plus 38 Prozent.

Fortschreiten der Konsolidierung

Schon fürs erste Quartal 2023 hatte CEO Palmer die Verbesserung der Wirtschaftsdaten als oberstes Ziel definiert, dabei auch schwierige Bedingungen dargestellt.

Wir bauen eine Technologieplattform, die intelligenter sein wird, mit Auswahl, Automation und Kontrolle als Kern,

steht nun in der Investorenpräsentation über die weitere Entwicklung. Diese soll im vierten Quartal 2023 starten. "Rückkehr zu Wachstum", steht als eines der Kurzfristziele in der Investorenpräsentation.

Das Unternehmen ist an der Börse in Stockholm gelistet und hat seine Zahlen zum Beginn des Börsentages präsentiert. Die Aktie schloss dann am Abend mit 9,42 schwedischen Kronen (etwa 0,82 Euro) und bliebt damit nahezu stabil im Vergleich zum Vortag. Aber sie verlor damit auf das Jahr betrachtet 86 Prozent an Wert; auch im Vergleich zum Kurs nach der Vorstellung der Zahlen zum ersten Quartal ist ein deutlicher Abstieg zu verzeichnen, damals notierte die Aktie bei 14,55 schwedischen Kronen.

 

Über die Person

Jörg Stroisch arbeitet seit 2002 als freier Finanzjournalist für unterschiedliche Themen und Medien. Als Diplom-Sozialwissenschaftler hat er von seiner Ausbildung her einen engen Bezug zu Marktforschung, Statistik und Methodenlehre. Auch Themen rund um die Digitalisierung und das Projektmanagement (insbesondere agile Methoden) stehen bei ihm im Fokus.

Diskutieren Sie mit!     

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!

Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.

Anmelden

Weitere Highlights auf marktforschung.de