Christian Bennefeld: "Wir bei etracker sind davon überzeugt, dass die Nutzerverhaltensanalyse und die Marktforschung stark voneinander profitieren und im Zusammenspiel neue Potentiale generieren können."

Christian Bennefeld, eTracker GmbH

Christian Bennefeld, eTracker GmbH

Christian Bennefeld ist geschäftsführender Gesellschafter der etracker GmbH, die er gemeinsam mit Oliver Krapp im Jahr 2000 gründete. Im Rahmen der diesjährigen Online-Marketing Messe dmexco in Köln hatte marktforschung.de Gelegenheit zum Interview mit dem studierten Informatiker und Mathematiker. Das Gespräch mit Christian Bennefeld führte Claas Lübbert. 

marktforschung.de: Herr Bennefeld, etracker hat im Rahmen der dmexco jüngst sein zehnjähriges Firmenjubiläum gefeiert. Dazu gratuliert marktforschung.de ganz herzlich! Wie war die Feier?

Christian Bennefeld: Vielen Dank für die Gratulation. Die wesentlichen Erfolgsfaktoren einer guten Feier sind immer die Gäste. Hier waren wir selbst überrascht, dass sehr viele unserer seit Jahren treuen Kunden und Partner unserer Einladung gefolgt sind und ausgiebig mit uns gefeiert haben. So war die Party ein voller Erfolg, und wir hatten alle viel Spaß.

marktforschung.de: Können Sie ein wenig die Firmenhistorie schildern? Wie ich erfahren habe, ist etracker quasi im Wohnzimmer entstanden?
 
Christian Bennefeld: Tatsächlich hatte mein Geschäftspartner Oliver Krapp die Idee zu etracker. Er hat die erste Version als Hobbyprojekt neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit entwickelt – jedoch mehr aus technischem als aus kommerziellem Interesse. Oliver Krapp und ich sind alte Schulfreunde, und so ergab es sich, dass wir uns Anfang 2000 zusammengetan haben, um etracker gemeinsam aufzubauen und zu kommerzialisieren. Durch das Platzen der Internet-Blase war es jedoch seinerzeit praktisch unmöglich für ein Internet-Startup, eine Finanzierung oder Venture Capital zu bekommen. So sind wir nur mit unserem eigenen Geld ganz klein gestartet – aus Kostengründen in unseren Wohnzimmern. Jeden Euro, den wir in den ersten Jahren verdient haben, haben wir sofort wieder reinvestiert. Die Investitionen flossen primär in die Rechenzentrumsinfrastruktur und in qualifizierte Studenten, die bei uns sowohl Ihre Diplomarbeiten geschrieben als auch auf Honorarbasis die Technologie weiterentwickelt haben. Besonders stolz sind wir auf einen unserer Studenten, der uns über all die Jahre treu geblieben ist und heute als Produktarchitekt die technologisch strategische Weiterentwicklung unserer Softwareplattform verantwortet.   

marktforschung.de: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie mittlerweile?

Christian Bennefeld: Heute beschäftigen wir über 50 feste Mitarbeiter und haben neben einem Auszubildenden auch diverse Studenten und Freelancer, die uns unterstützen.

marktforschung.de: Planen Sie, Ihr Unternehmen internationaler aufzustellen?

Christian Bennefeld: Die etracker Applikation ist bereits seit Jahren neben Deutsch auch in englischer, französischer und spanischer Sprache verfügbar. Signifikante Umsätze generieren wir aufgrund der deutschsprachigen Ausrichtung unseres Marketings und Vertriebs jedoch bisher vor allem im deutschsprachigen Raum. Aktuell bereiten wir die Internationalisierung von etracker vor, wobei wir uns zunächst auf den europäischen Markt konzentrieren werden.

marktforschung.de: Sind hierzu engere Partnerschaften mit anderen Unternehmen oder sogar Zukäufe angedacht?

Christian Bennefeld: Wir unterhalten bereits jetzt ein Partnernetzwerk von über 500 Partnern in ganz Europa, das wir 2011 strategisch weiter ausbauen werden. Selbstverständlich schauen wir uns auch permanent die Marktentwicklungen und interessante Firmen an, mit denen wir entweder über eine strategische Partnerschaft oder sogar über eine Fusion sprechen. Interessant sind hierbei insbesondere Technologiefirmen, die innovative Software-Lösungen entwickelt haben, die wir bei unseren über 100.000 Kunden platzieren können – und damit sofort einen Mehrwert für alle Beteiligten schaffen.

marktforschung.de: Sie bieten Software-Lösungen an, die neben Online-Befragungen insbesondere die – vereinfacht gesagt – Messung des Nutzerverhaltens auf Websites ermöglicht – ein Thema, dass Vermarkter und Betreiber von Websites seit jeher beschäftigt. Wird die Bedeutung exakter Messverfahren und -daten aus Ihrer Sicht weiter steigen?

Christian Bennefeld: Das Wachstum des Internets ist seit Jahren ungebremst – und ein Ende ist nicht absehbar. Erfolgreiche Internet-Unternehmen heben sich aber schnell von der Masse ab und haben aus unserer Sicht häufig eines gemeinsam: Sie haben von ihrer Gründung an einen sehr starken Fokus auf die Kennzahlen ihrer Website. Die "Exaktheit" der Kennzahlen ist dabei nicht allein ausschlaggebend für den Erfolg, sondern vielmehr das Arbeiten mit diesen Kennzahlen. Die Herausforderung der Unternehmen ist nicht, noch genauere Kennzahlen zu gewinnen, sondern vielmehr die steuerungsrelevanten Kennzahlen zu erheben. Entscheidend dabei ist, den Nutzer stets ins Zentrum der Optimierung zu stellen und permanent gezielt auf Basis der erhobenen Daten Ableitungen zu treffen, die messbare Verbesserungen im Nutzungsverhalten und in der Kundenzufriedenheit nach sich ziehen. Genau darauf sind unsere Produkte ausgerichtet.

marktforschung.de: Ist dies nicht auch ein wichtiges Betätigungsfeld für die Marktforschungsbranche?

Christian Bennefeld: Die Marktforschungsbranche erkennt erst langsam, dass die Nutzungsdaten von Websites sehr wertvoll für die Entwicklung von Marken- und Produktstrategien sind. Websites lassen sich zudem sehr gut dazu nutzen, die Besucher – und damit den potentiell interessierten Endkunden – gezielt anzusprechen und zu befragen. Die Verknüpfung der Onsite-Befragungsdaten mit den Daten aus der Nutzerverhaltensanalyse bergen aus unserer Sicht Möglichkeiten, wie sie in der klassischen Marktforschung bisher nicht möglich waren. Wir können so erstmals analysieren, wie beispielsweise 20-29-jährige Männer mit der Absicht, etwas zu kaufen, auf einer Website navigieren, wie sie die Warenkörbe füllen und wo es bei dieser Zielgruppe zu Kaufabbrüchen kommt – und dies auf Basis großer Stichproben.

marktforschung.de: Wenn man sich auf der diesjährigen dmexco umschaut, so ist die Marktforschungsbranche – von einigen Ausnahmen abgesehen – eher unterrepräsentiert. Wird die Relevanz von Marktforschung für digitales Marketing unterschätzt oder hat die Marktforschungsbranche das Potenzial in diesem Markt noch nicht erkannt?

Christian Bennefeld: Wie bereits dargelegt, sind wir bei etracker davon überzeugt, dass die Nutzerverhaltensanalyse und die Marktforschung stark voneinander profitieren und im Zusammenspiel neue Potentiale generieren können. Wie wir auf der Messe gesehen haben, sind die "Lager" jedoch heute teilweise noch sehr weit voneinander entfernt. Die "Onliner" freuen sich in erster Linie über die durchgängige Messbarkeit des Internet-Kanals und ignorieren das Marktforschungspotential auf der eigenen Website.

Umgekehrt sehen die Marktforscher die Website häufig nur als ein weiteres Instrument, schnell Probanden zu rekrutieren und Befragungen durchzuführen. Es ist zu erwarten, dass in der nahen Zukunft beide Lager noch mehr das Potential einer integrierten Datenerhebung erkennen. Wir sind bereits heute darauf vorbereitet und bieten eine hoch integrierte Produktpalette aus detaillierter Nutzerverhaltensanalyse und Nutzerbefragung an, die unseren Kunden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft.

marktforschung.de: Herr Bennefeld, herzlichen Dank für das Interview!

 

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