Studie von Facit Research & Cannabis Systems Cannabis-Legalisierung: Wie stehen die Deutschen dazu?

Deutschland könnte einer der führenden Märkte für Cannabis werden, aber die Bevölkerung fühlt sich zur geplanten Cannabis-Legalisierung nicht ausreichend informiert. (Bild: picture alliance / Westend61 | Hernandez and Sorokina)
Bundesweit einzige Online-Umfrage zu Cannabis-Legalisierung
Der Consumer Tracker des Marktforschungsinstituts Facit Research und Cannabis Systems, eine Tochter der WEFRA LIFE Gruppe, erfasst seit Ende Februar monatlich die Stimmungslage von rund 1.000 Deutschen zwischen 16 und 64 Jahren. Die Online-Umfrage zur Cannabis-Legalisierung zielt auf die Einstellung und den Wissenstand im Land ab, welche Informationsquellen genutzt werden und wie Unternehmen ihre Zielgruppen finden.
Sie ist das bundesweit einzige Format, das Daten zu dem Thema und den Entwicklungen des Stimmungsbarometers über einen längeren Zeitraum erhebt: Die Zeit vor der Cannabis-Legalisierung bis hin zur finalen gesetzlichen Festsetzung und Anwendung.
Ergebnisse der Welle Mai 2023 (veröffentlicht am 25.5.2023)
Deutsche bei Cannabis-Legalisierung nachwievor unsicher
Die deutsche Bevölkerung ist weiterhin unsicher hinsichtlich der Regelungen zur Legalisierung von Cannabis. Im Vergleich zur April-Welle ist bei Personen, die Cannabis aus medizinischen Gründen konsumieren wollen, eine deutliche Verbesserung hinsichtlich des Informationsstands zu beobachten. Aber noch immer fühlen sich nur 27 Prozent der Deutschen gut über die Legalisierung informiert. Das sind neun Prozentpunkte mehr als noch im April. Das könnte auch mit der Verständlichkeit des Gesetzes zur Cannabislegalisierung zusammenhängen. Nur 41 Prozent empfinden die gesetzliche Grundlage mittlerweile als klar. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als noch im April. Bei Personen, die Cannabis potenziell medizinisch konsumieren werden, ist sogar ein Anstieg von acht Prozentpunkten der Verständlichkeit zur Gesetzesregelung beobachtbar.

Der Großteil der Deutschen spricht sich aktuell für ein Werbeverbot für Cannabis aus (Quelle: Facit Research, Cannabis Systems).
Mehrheit spricht sich für Werbeverbot für Cannabis aus
Die deutlichste Veränderung in der Mai-Welle zeigt sich bei der Einstellung zum Werbeverbot: 52 Prozent der Deutschen sprechen sich aktuell für ein Verbot aus. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als noch im April. Besonders innerhalb der Gruppe, die Cannabis für den Genuss oder zu medizinischem Zwecke nutzen möchte, ist ein deutlicher Unterschied zu beobachten.
Ergebnisse der Welle April 2023 (veröffentlicht am 26.4.2023)
Überraschende Ergebnisse des Consumer Trackers
Knapp die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) sehen nach der zum Welt-Cannabis-Tag am 20. April veröffentlichten Studie einer Cannabis-Legalisierung sehr oder eher positiv entgegen. Aber ein Großteil der Befragten (82 Prozent), fühlen sich nicht gut über die Umsetzung des neuen Gesetzes informiert. Sie wünschen sich eine offenere Kommunikation der Regierung.
Verwendungsbereitschaft höher als Legalisierungsinteresse
Nach der Studie würden 67 Prozent der Befragten wahrscheinlich Cannabis-Produkte zu Genuss- und medizinischen Zwecken kaufen. Konsumieren würden sie 44 Prozent der Befragten zwischen 18 und 39 Jahre und 57 Prozent der 40- bis 64-jährigen. Persönlich interessiert am Thema „Cannabis-Legalisierung“ sind allerdings nur 34 Prozent der Teilnehmenden. Hintergrund: Im Koalitionsvertrag der Ampel ist „eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in lizenzierten Geschäften“ vorgesehen.
Informationsbedürfnis auch zu medizinischem Cannabis
Informationen über medizinischen Cannabis werden nach Angabe von 55 Prozent der Befragten nicht ausreichend verbreitet oder erreichen die Interessierten nicht.
Eine gezielte Ansprache und transparente Aufklärung kann die Akzeptanz der therapeutischen Anwendung weiter erhöhen und in die breite Masse bringen,
erklärt Niklas Kurz, Geschäftsführer und COO der WEFRA LIFE Gruppe. Mit dem Tracker kann das Unternehmen an der Stimmung in der Bevölkerung dran bleiben und Unternehmen kontinuierlich aufzeigen, wie sie die Menschen abholen können.
Informationsverbreitung vor Markterschießung
Zahlreiche Cannabis-Anbieter möchten ihre Geschäfte aufbauen und übersehen, dass es große Defizite in der Informationsvermittlung der Regierung und auch von Anbietern gibt. Seriöse Infokampagnen zur Cannabis-Legalisierung wären erstrebenswert, denn mehr als die Hälfte der Befragten sieht die Marktöffnung noch kritisch.
Kritiker der Legalisierung befürchten insbesondere einen steigenden Konsum bei Minderjährigen (86 Prozent). Skepsis besteht aber auch bei der Einschätzung der Nebenwirkungen: Die Mehrheit glaubt, dass ein höherer THC-Gehalt zu großen gesundheitlichen Risiken führt.
Insgesamt geht aus der aktuellen Studie ein klarer Arbeitsauftrag an die Regierung sowie die Anbietenden hervor: für eine breite Informationsvermittlung zu sorgen und mehr Präventionsarbeit und Suchthilfe zu leisten. Nur auf diesem Wege können Abneigungen und Vorurteile der Gegner abgebaut werden.
Erhebungsmethode | Online-Umfrage |
Befragte Zielgruppe | 1.000 Personen |
Feldzeit | monatlich seit Februar |
Land | Deutschland |
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