Studie von Facit Research & Cannabis Systems Cannabis-Legalisierung: Wie stehen die Deutschen dazu?

Die Bundesregierung plant für 2024 die Legalisierung von Cannabis. Seit Februar 2023 erheben Facit Research und Cannabis Systems dazu monatlich das Stimmungsbild der Deutschen. Deutlichste Veränderung im Juli: Vor allem bei Legalisierungs-Gegnern nimmt der Wunsch nach einer Verbesserung der öffentlich zugänglichen Studienergebnisse sowie nach Empfehlungen seitens der Pharmaindustrie erneut zu.

Bild: picture alliance / Westend61 | Hernandez and Sorokina

Deutschland könnte einer der führenden Märkte für Cannabis werden, aber die Bevölkerung fühlt sich zur geplanten Cannabis-Legalisierung nicht ausreichend informiert. (Bild: picture alliance / Westend61 | Hernandez and Sorokina)

Bundesweit einzige Online-Umfrage zu Cannabis-Legalisierung

Der Consumer Tracker des Marktforschungsinstituts Facit Research und Cannabis Systems, eine Tochter der WEFRA LIFE Gruppe, erfasst seit Ende Februar regelmässig die Stimmungslage von rund 1.000 Deutschen zwischen 16 und 64 Jahren. Die Online-Umfrage zur Cannabis-Legalisierung zielt auf die Einstellung und den Wissenstand im Land ab, welche Informationsquellen genutzt werden und wie Unternehmen ihre Zielgruppen finden.

Sie ist das bundesweit einzige Format, das Daten zu dem Thema und den Entwicklungen des Stimmungsbarometers über einen längeren Zeitraum erhebt: Die Zeit vor der Cannabis-Legalisierung bis hin zur finalen gesetzlichen Festsetzung und Anwendung.

Ergebnisse der Welle Juli 2023 (veröffentlicht am 20.8.2023)

Die neusten Zahlen zur Cannabis-Legalisierung in Deutschland zeigen, dass das Thema „Absicherung“ weiterhin von großer Relevanz ist. Unter den Legalisierungs-Gegnern nimmt der Wunsch nach einer Verbesserung der öffentlich zugänglichen Studienergebnisse sowie nach Empfehlungen seitens der Pharmaindustrie erneut zu. Im Vergleich zur vorherigen Befragung zeigt sich, dass die Menschen weiterhin ein großes Verbesserungspotenzial bei den Informationsquellen für ihre Entscheidungsfindung sehen. Das Interesse an öffentlich zugänglichen Studienergebnissen ist um +6 Prozentpunkte gestiegen und liegt nun bei 53 Prozent.

Die gestiegene Unterstützung für öffentlich zugängliche Studienergebnisse und das erhöhte Vertrauen in die Pharmaindustrie deuten darauf hin, dass die Befragten eine fundierte Diskussion und eine stärkere Transparenz fordern. Sie wollen unabhängige wissenschaftliche Informationen nutzen, um das Thema Cannabis-Legalisierung besser einschätzen zu können.

Ebenfalls Veränderungen gibt es bzgl. des Werbeverbots. 55 Prozent der Befragten sprechen sich mittlerweile für ein völliges Verbot für Werbung von Cannabis-Produkten aus. Dabei stechen besonders die Personen hervor, die offen sind Cannabis für rein medizinische Zwecke zu nutzen. Es könnte sein, dass diese Haltung in Zusammenhang steht mit der gegenwärtigen Diskussion über das Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel in den öffentlichen Medien.

Ergebnisse der Welle Juni 2023 (veröffentlicht am 14.7.2023)

Deutsche fühlen sich unzureichend informiert zur Legalisierung von Cannabis

Nachdem der wahrgenommene Informationsstand in der letzten Welle aufgrund der medialen Berichterstattung deutlich gestiegen war, zeigt sich nun ein zunehmendes Manko an Informationsvermittlung bei den Deutschen hinsichtlich der Regelungen zur Legalisierung von Cannabis. Sowohl Genuss- als auch medizinische Konsumierende fühlen sich im Vergleich zur vorherigen Befragungswelle stark desinformiert. Auch Befürwortende der Legalisierung geben an, unzureichend informiert zu sein (Rückgang um -6 Prozentpunkte). Eine Ursache ist sicher, dass die aktualisierte Gesetzgebung neue Fragen in der Bevölkerung aufwirft.

In beiden Befragungsgruppen fühlen sich 51 Prozent nur mäßig informiert zur Legalisierung von Cannabis (Quelle: Facit Research, Cannabis Systems).

Offenheit gegenüber der Cannabis-Legalisierung nimmt ab

Beim Thema „Offenheit gegenüber der Cannabis-Legalisierung“ zeigt sich die deutsche Gesamtbevölkerung im Vergleich zur Vorwelle weniger offen für eine Legalisierung (+7,3 Prozentpunkte bei Ausprägung „Stehe Cannabis Legalisierung eher nicht/überhaupt nicht positiv gegenüber“). Besonders bemerkenswert ist hier der Anstieg um 8,5 Prozentpunkte in der Altersgruppe von 18 bis 39 Jahren, die sich gegen eine Legalisierung aussprechen. Diese Ergebnisse verdeutlichen eine wachsende Zurückhaltung und Ablehnung in Bezug auf die Cannabis-Legalisierung.

Genuss- und medizinische Konsumierende zeigen gestiegenen Zuspruch zum Anbau

Laut dem Gesetzentwurf vom April 2023 zur künftigen Cannabis Legalisierung dürfen Vereine und Privatpersonen Cannabis anbauen. Die aktuelle Studie aus dem Juni zeigt, dass vor allem Genuss- und medizinische Konsumierende einen gesteigerten Zuspruch am Anbau bei Vereinen (+10 Prozentpunkte) und Privatpersonen (+9 Prozentpunkte) verzeichnen.

Ergebnisse der Welle Mai 2023 (veröffentlicht am 25.5.2023)

Deutsche bei Cannabis-Legalisierung nach wie vor unsicher

Die deutsche Bevölkerung ist weiterhin unsicher hinsichtlich der Regelungen zur Legalisierung von Cannabis. Im Vergleich zur April-Welle ist bei Personen, die Cannabis aus medizinischen Gründen konsumieren wollen, eine deutliche Verbesserung hinsichtlich des Informationsstands zu beobachten. Aber noch immer fühlen sich nur 27 Prozent der Deutschen gut über die Legalisierung informiert. Das sind neun Prozentpunkte mehr als noch im April. Das könnte auch mit der Verständlichkeit des Gesetzes zur Cannabislegalisierung zusammenhängen. Nur 41 Prozent empfinden die gesetzliche Grundlage mittlerweile als klar. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als noch im April. Bei Personen, die Cannabis potenziell medizinisch konsumieren werden, ist sogar ein Anstieg von acht Prozentpunkten der Verständlichkeit zur Gesetzesregelung beobachtbar.

Der Großteil der Deutschen spricht sich aktuell für ein Werbeverbot für Cannabis aus (Quelle: Facit Research, Cannabis Systems).

Mehrheit spricht sich für Werbeverbot für Cannabis aus

Die deutlichste Veränderung in der Mai-Welle zeigt sich bei der Einstellung zum Werbeverbot: 52 Prozent der Deutschen sprechen sich aktuell für ein Verbot aus. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als noch im April. Besonders innerhalb der Gruppe, die Cannabis für den Genuss oder zu medizinischem Zwecke nutzen möchte, ist ein deutlicher Unterschied zu beobachten.

Ergebnisse der Welle April 2023 (veröffentlicht am 26.4.2023)

Überraschende Ergebnisse des Consumer Trackers

Knapp die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) sehen nach der zum Welt-Cannabis-Tag am 20. April veröffentlichten Studie einer Cannabis-Legalisierung sehr oder eher positiv entgegen. Aber ein Großteil der Befragten (82 Prozent), fühlen sich nicht gut über die Umsetzung des neuen Gesetzes informiert. Sie wünschen sich eine offenere Kommunikation der Regierung.

Verwendungsbereitschaft höher als Legalisierungsinteresse

Nach der Studie würden 67 Prozent der Befragten wahrscheinlich Cannabis-Produkte zu Genuss- und medizinischen Zwecken kaufen. Konsumieren würden sie 44 Prozent der Befragten zwischen 18 und 39 Jahre und 57 Prozent der 40- bis 64-jährigen. Persönlich interessiert am Thema „Cannabis-Legalisierung“ sind allerdings nur 34 Prozent der Teilnehmenden. Hintergrund: Im Koalitionsvertrag der Ampel ist „eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in lizenzierten Geschäften“ vorgesehen.

Informationsbedürfnis auch zu medizinischem Cannabis

Informationen über medizinischen Cannabis werden nach Angabe von 55 Prozent der Befragten nicht ausreichend verbreitet oder erreichen die Interessierten nicht.

Eine gezielte Ansprache und transparente Aufklärung kann die Akzeptanz der therapeutischen Anwendung weiter erhöhen und in die breite Masse bringen,

erklärt Niklas Kurz, Geschäftsführer und COO der WEFRA LIFE Gruppe. Mit dem Tracker kann das Unternehmen an der Stimmung in der Bevölkerung dran bleiben und Unternehmen kontinuierlich aufzeigen, wie sie die Menschen abholen können.

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Informationsverbreitung vor Markterschießung

Zahlreiche Cannabis-Anbieter möchten ihre Geschäfte aufbauen und übersehen, dass es große Defizite in der Informationsvermittlung der Regierung und auch von Anbietern gibt. Seriöse Infokampagnen zur Cannabis-Legalisierung wären erstrebenswert, denn mehr als die Hälfte der Befragten sieht die Marktöffnung noch kritisch.

Kritiker der Legalisierung befürchten insbesondere einen steigenden Konsum bei Minderjährigen (86 Prozent). Skepsis besteht aber auch bei der Einschätzung der Nebenwirkungen: Die Mehrheit glaubt, dass ein höherer THC-Gehalt zu großen gesundheitlichen Risiken führt.

Insgesamt geht aus der aktuellen Studie ein klarer Arbeitsauftrag an die Regierung sowie die Anbietenden hervor: für eine breite Informationsvermittlung zu sorgen und mehr Präventionsarbeit und Suchthilfe zu leisten. Nur auf diesem Wege können Abneigungen und Vorurteile der Gegner abgebaut werden.

Erhebungsmethode Online-Umfrage
Befragte Zielgruppe 1.000 Personen
Feldzeit regelmässig seit Februar
Land Deutschland
 

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