Rückblick BVM Kongress BVM Kongress 2021: What’s the story?

Zwei Tage BVM-Kongress liegen hinter der Marktforschungsbranche. Zwei Tage voller Vorträge, Diskussionen, Networking, Preisverleihungen und Impulse – ein Rückblick.

Henrik Hübschen, Martina Winicker, Heiko Gothe und Frank Knapp am Ende des Kongress gemeinsam auf der virtuellen Couch

Lohnte sich der BVM-Kongress für den Verband und die Zuschauer?

Wie sein Resümee nach zwei Kongresstagen ausfiele, wurde der BVM-Vorsitzende Frank Knapp am Ende des Kongresses gefragt. Seine Antwort: die Nichtteilnehmer hätten „echt was verpasst“. Die von der scheidenden BVM-Vorständin Martina Winicker verantwortete Branchenveranstaltung war tatsächlich eine Veranstaltung, die mehr als die vom BVM gezählten knapp 200 Besucher verdient hätte.

Aufgrund der überschaubaren Teilnehmerzahl äußerte sich der Geschäftsführer des BVM, Heiko Gothe, auch zurückhaltend auf die Frage, ob der Kongress wirtschaftlich erfolgreich für den BVM gewesen sei: „Wie der Kongress wirtschaftlich abgeschnitten hat, können wir noch nicht abschließend sagen. Vermutlich wird er jedoch kein positives Ergebnis bringen, weil der technische und organisatorische Aufwand für die Durchführungen eines professionellen Kongressevents hoch ist.“ Damit wäre der hybride BVM-Kongress in guter Gesellschaft zu etlichen Präsenz-Kongressen der Vergangenheit, die lt. Brancheninsidern selten rentabel gewesen sein sollen.

Innovative Formate für Vorträge, Diskussionsrunden und Social-Events

Das Investment in Technik war sichtbar, Der Kongress war dank externer Unterstützung und lebhafter Moderation von WDR-Mann Henrik Hübschen hochprofessionell im Hybrid-Modus unterwegs. Viele Beiträge wurden live im Studio in Berlin produziert. Die restlichen Vortragenden wurden über Remote-Technik zugeschaltet. Das klappte bis auf einige technische Hänger – ausgerechnet bei der Präsentation des Innovationspreis-Siegers – sehr gut. Das Zusammenschalten auf der virtuellen Couch sah nicht nur optisch gut aus, sondern führte z.B. während der Fishbowl-Diskussion des AKQua zum Thema „Next Gen Qualitative Research – sind Taten wirklich aussagekräftiger als Worte?“ zu einer lebhaften und inspirierenden fachlichen Auseinandersetzung.

Die Fishbowl-Diskussion blieb nicht die einzige Format-Innovation des BVM-Kongress. Am Montag gab es eine Pecha Kucha-Session, bei der Vertreter von Datanizing, Happy Thinking People, Point Blank, infas 360, Factworks, Kantar und ISM Global Dynamics in kurzen Präsentationen ihre Ansätze zum Thema „Personas vs. Segments – What’s the Story?“ vorstellten. Ein kurzweiliges Format, auch wenn die strikte Zeitvorgabe dazu führte, dass einige Referierende ihren Text vom Blatt ablasen, was dann schnell recht „märchenonkel-mäßig“ wirkte. Ein weiteres Learning ist, dass es zwei Vortragende bei einer kurzen Präsentation nicht bedarf. Nichtsdestotrotz eine gelungene Premiere für das Format. Neu war auch, dass die Zuschauenden darüber abstimmen konnten, welche Themen in der anschließenden Session weiter vertieft wurden. Ausgewählt wurden die Beiträge von Nadja Böhme (Factworks), Anton Kozka (Happy Thinking People) und Gerhard Keim (Point Blank). Überraschenderweise wurde der innovative Persona-AI-Chatbot, den Kantar für Endress+Hauer entwickelt hat, nicht unter die Top3 gewählt.

Viel Neues gab es auch im Rahmenprogramm des Kongress zu erleben. So gab es u.a. von psyma gesponsorte Yoga-Sessions via Zoom oder ein von moweb Research organisiertes Craftbeer-Tasting. Der Aufwand in den Vorabversand gleich mehrerer Flaschen Bier und eines Bierhumpens führte zu einem gut besuchten virtuellen Tasting, auch wenn die Resonanz ansonsten auf die Austauschmöglichkeiten in den Pausen gering war.

„Die Pausenangebote haben auch hier gezeigt, dass unmoderiertes Networking virtuell nicht gut angenommen wird“,

so Heiko Gothe.

Nachhilfestunde in Data Science

Eher klassisch altmodisch war dagegen die Nachhilfestunde in Data Science von David Kriesel am Ende des BVM-Kongresses. Dies lag unter anderem daran, dass er Analysen zu fünf Jahre alten Daten von Spiegel Online vorstellte. Andererseits war sein Vortrag didaktisch hervorragend aufgebaut, so dass auch der letzte Zuhörende verstanden haben dürfte, worin die Unterschiede zwischen Marktforschung und Data Science liegen. Es ist dem BVM positiv anzurechnen, dass er der Branche solch kurzweilige Nachhilfestunden ermöglicht, auch wenn der Abschlussvortrag nichts mit dem Kongressthema „Personas vs. Segments – What’s the Story?“ zu tun hatte.

Ein neuer Standard für Online-Events

Zurück zum Anfang: Wie also fällt das Fazit der zwei Tage Kongress aus? „Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Verlauf, sind aber noch nicht in eine bilanzierende Bewertung und Analyse eingestiegen – jetzt ist erstmal ein wenig Durchatmen angesagt“, so das atemlose Fazit von Heiko Gothe.

Beeindruckend war die technische Professionalität, die neue Standards für Online-Events in der Branche setzen wird. Gerade die hybride Umsetzung zeigte auf, wie Kongresse zukünftig den Spagat zwischen persönlichem Event vor Ort und großer Reichweite durch Livestreaming schaffen könnten. Es stellt sich die Frage, ob ein BVM-Jahreskongress ein Leitthema wie „Personas“ benötigt, wenn viele Vorträge und Diskussionsrunden dann doch nur wenig mit diesem zu tun haben. Erfrischend war der Mut zu neuen Vortragsformaten, auch wenn sich der ein oder andere Marktforschende darin erst noch zurechtfinden muss. So war der Kongress insgesamt innovativer als die nominierten Beiträge zum Innovationspreis, die dann doch eher wie gute Line-Extensions etablierter Marktforschungsverfahren wirkten.

/hg

 

Diskutieren Sie mit!     

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!

Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.

Anmelden

Weitere Highlights auf marktforschung.de