Boris von Heesen: "Wenn heute jemand die Online-Forschung hinsichtlich Methodik und Qualität kritisiert, ist das ungewöhnlich und selten"
Boris von Heesen, neuer Managing Director bei Globalpark, stand marktforschung.de im Rahmen der Research & Results-Messe in München zum Interview zur Verfügung. Im Gespräch äußerte er sich zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens und zur Bedeutung von Customer Feedback Communities.
marktforschung.de: Herr von Heesen, Sie sind neu als Managing Director bei Globalpark. Worauf freuen Sie sich bei Ihrer neuen Tätigkeit am meisten?
Boris von Heesen: Am meisten freue ich mich, in einem der erfolgreichsten Unternehmen im Bereich Feedback-Management neue Akzente zu setzen, Stärken heraus zu kitzeln, meine Mitarbeiter kennen zu lernen und dieses Unternehmen weiter nach vorne zu bringen.
marktforschung.de: Wo werden Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen?
Boris von Heesen: Der Titel meiner Stelle lautet "Managing Director Enterprise Feedback Solutions", d.h. ich übernehme bei Globalpark auf Geschäftsführungsebene Verantwortung für die klare Positionierung und Weiterentwicklung des Schlüsselsegments Kundenpanels und Customer Feedback Communities.
Kundenpanels und Communities sind das wachstumsstärkste Segment im Markt für Online-Feedback-Systeme und wir bei Globalpark sehen uns mit dem Produkt EFS Panel ideal aufgestellt. Wir sind davon überzeugt, dass ein Kundenpanel das ideale Instrument ist, um den Kunden noch besser kennen zu lernen, um noch näher an ihn heranzurücken. Globalpark bietet hier die passende Technologie an und verzeichnet enorme Wachstumsraten.
marktforschung.de: Mit welcher Erwartungshaltung sind Sie in diesem Jahr zur Research & Results gekommen?
Boris von Heesen: Sicherlich mit einer hohen Erwartungshaltung. Wir haben ganz klare Ziele ausgegeben, wie viele Gespräche wir führen wollen. Diese Ziele sind hoch, aber wir werden sie erfüllen, weil Globalpark mit seiner Paneltechnologie ein Alleinstellungsmerkmal hat und sehr viele Kunden daran interessiert sind.
marktforschung.de: Sie waren vorher bei Toluna als Geschäftsführer Deutschland und sind seit geraumer Zeit in der Online-Marktforschung tätig. Kann die Marktforschungsbranche ohne das Medium Internet noch existieren?
Boris von Heesen: Auf gar keinen Fall. Gerade hier auf der Messe - an den Besuchern wie auch an den Ausstellern - sieht man, wie sich der Bereich wandelt. Man wird in bestimmten Segmenten nicht auf die klassische Offline-Forschung verzichten können, dennoch wandert immer mehr Geschäft in den Online-Bereich. Aber die Online-Forschung sollte sich aufgrund ihrer Wachstumsraten nicht sicher fühlen, denn auch hier sind schon Veränderungsprozesse im Gange. So verliert der Kommunikationskanal E-Mail an Bedeutung, gleichzeitig wandert die Online-Kommunikation stärker in den Social Media Bereich. Das sollte die Online-Marktforschung sehr genau beobachten. Globalpark reagiert auf solche Trends mit Social Media Applikationen, die vom Kunden eingebunden werden können, um solchen Veränderungen gerecht zu werden.
marktforschung.de: Wie beurteilen Sie die marktforscherischen Potenziale im Web 2.0?
Boris von Heesen: Ich bin der Meinung, dass es zunächst wichtig ist, einen strukturierten Feedback-Prozess zum Kunden aufbauen. Idealerweise mit einer Panel-Technologie. Aber man muss bereit sein, angemessen auf diese Entwicklungen mit Social Media Lösungen zu reagieren. Wir müssen diesen Trend ernst nehmen, ihn aber auch nicht überschätzen.
marktforschung.de: Online-Forschung wird immer wieder hinsichtlich Repräsentativität oder marktforscherischer Qualität kritisch beäugt. Wie sehen Sie das?
Boris von Heesen: Meine Erfahrungen sind, dass diese Diskussionen wesentlich weniger geworden sind und dass niemand mehr auf die Online-Forschung verzichten kann. Ich komme ursprünglich aus dem Sample-Bereich, und da hat diese Diskussion kontinuierlich abgenommen. Und wenn heute jemand die Online-Forschung hinsichtlich Methodik und Qualität kritisiert, ist das ungewöhnlich und selten.
marktforschung.de: Meiner Einschätzung nach bedarf es weiterhin eines "Matchings", was den Umgang mit Web 2.0 in der Marktforschung anbelangt. Anbieter von Social Media-Plattformen bewerten die Relevanz von Marktforschung im Web 2.0 zum Teil völlig anders als ein traditionelles Marktforschungsinstitut oder auch die Industrie, also letztlich die Einkäufer von Marktforschungsdienstleistungen. Ich sehe da noch großen Anpassungsbedarf – wie sehen Sie das?
Boris von Heesen: Auf alle Fälle. Das sind im Grunde noch zwei unterschiedliche Welten, die sich schrittweise annähern müssen. Das versuchen wir durch spezielle Tools, die wir Schritt für Schritt einbinden. Man hat das gestern in der Podiumsdiskussion gesehen, bei der auch Google vertreten war. Selbst dieses Unternehmen war damit überfordert, mit Marktforschungsergebnissen aus dem Social-Media-Bereich angemessen umzugehen. Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass man noch nicht soweit ist.
marktforschung.de: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie sind Sie selbst in die Online-Marktforschung gekommen?
Boris von Heesen: Das ist eine wilde Geschichte: Ich war Geschäftsführer in einem Unternehmen aus dem sozialen Bereich und Kunde bei einem großen Internetprovider. Aus dem Studium hatte ich Erfahrungen in der Marktforschung und spontan die Idee, dem Vorsitzenden dieses Unternehmens eine E-Mail zu schreiben mit dem Vorschlag, ein Online-Panel aufzubauen. Nach 20 Minuten hatte ich eine Reaktion von ihm und zwei Wochen später war die Firma gegründet. Das war Speedfacts.
marktforschung.de: Herr von Heesen, herzlichen Dank für das Gespräch!
Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden