Willis Towers Watson Betriebliches Gesundheitsmanagement: Unternehmen fehlt häufig eine Strategie

Mehr als 62 Prozent der Unternehmen in Deutschland (global 56 Prozent) bieten verschiedene Programme an, die die Gesundheit der Teilnehmer fördern sollen. Häufig fehlt jedoch eine Strategie: So reicht das Angebot von Diätprogrammen und Sportaktivitäten (89 Prozent) über Stressbewältigungsmaßnahmen (76 Prozent) bis hin zu Schutzimpfungen (74 Prozent). Aber auch Tabakentwöhnungsprogramme gehören bei 74 Prozent der befragten Arbeitgeber fest zum Angebot. "Einzelne Maßnahmen sind immer nur dann erfolgreich, wenn sie auf ein gemeinsames Gesundheitsziel hinwirken", beschreibt Dr. Stephan Wildner, Leiter General Consulting bei Willis Towers Watson, die häufige Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage der Programme. "Die Angebote müssen, um angenommen zu werden, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sein", ergänzt er.
Passgenaue Programme sind laut Studie oft dann besonders erfolgreich, wenn sie zusätzlich die demografische Struktur der Belegschaft berücksichtigen. Neben physischen Kursen sind auch digitale Angebote zu gesunder Ernährung ein neuer Weg, mit dem Arbeitgeber auch junge Menschen ansprechen und motivieren. Unter dem Stichwort "Gamification" haben einige der befragten Unternehmen auch spielerische Umsetzungen zu Ernährungsratgebern oder Sportübungen im Programm. Sie funktionieren über digitale Applikationen und bieten damit eine Ergänzung des bisherigen betrieblichen Angebots. Trotzdem sollte laut Studienautoren auf die bekannten Informationswege nicht verzichtet werden.
Datenerhebung muss transparent sein
Die Studie stellt deutschen Unternehmen bisher noch kein besonders gutes Zeugnis aus: Zwar nehmen Angebote im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu, jedoch gaben nur etwa ein Drittel der Arbeitnehmer in der Befragung an, diese auch in Anspruch zu nehmen. Demnach stimmen die Vorstellungen der Arbeitgeber, welche Programme sinnvoll sind, noch nicht mit den Ansprüchen und Erwartungen der Arbeitnehmer gegenüber den Maßnahmen überein. Arbeitgeber dürfen sich demnach in der Zusammenstellung der Gesundheitsprogramme nicht zu sehr von den eigenen Vorstellungen leiten lassen. Denn die Teilnahme an den meist präventiven Angeboten ist auch von der Unterstützung durch Führungskräfte beeinflusst: Sie spielen in der Motivation der Mitarbeiter eine wichtige Rolle und müssen ebenfalls entsprechend auf die Ziele der BGM vorbereitet werden. Hinzu kommt der Vertrauensfaktor: Nur, wenn von Beginn an Angebote zum betrieblichen Gesundheitsmanagement in Bezug auf das empfindliche Thema Datenerhebung transparent sind, werden sie von Mitarbeitern auch in Anspruch genommen.
Neben einer individuell auf das jeweilige Unternehmen und seine Mitarbeiterstruktur zugeschnittenen Programmgestaltung ist auch ein angepasster organisatorischer Rahmen wichtig. "Unsere Erfahrung zeigt, dass eine laufende Anpassung der Maßnahmen essenziell ist. Dazu ist ein dauerhaftes Monitoring unerlässlich", zieht Tanja Löhrke, Leiterin Health & Benefits bei Willis Towers Watson ein wichtiges Fazit und fügt hinzu: "Es gilt, eine Gesundheitskultur im Unternehmen zu prägen, die als Dach alle Maßnahmen trägt und auf das strategische Gesundheitsziel einzahlt."
Zur Studie:
Im Rahmen der Studie "Global Staying At Work" wurde das betriebliche Gesundheitsmanagement in Deutschland und im globalen Vergleich untersucht. In Deutschland hat Willis Towers Watson dafür 37 Unternehmen (mit insgesamt mehr als 120.000 Angestellten) und 2.281 Arbeitnehmer befragt. Global wurden 1.669 Unternehmen und mehr als 30.000 Beschäftigte aus 34 Märkten in Nordamerika, Lateinamerika, Europa und Asien befragt.
dr
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