Interview mit dem Start-up Pitch-Sponsor ADM "Bei Veränderungen gibt es immer auch Spannungen."

In wenigen Tagen startet der dritte Start-up Pitch, der u. a. von BBRecruiting und vom ADM unterstützt wird. Bernd Wachter vom ADM gibt vorab Einblicke in die Arbeit des Verbands und welche Bedeutung Start-ups mittlerweile für sie haben.

Der Vorsitzende des ADM, Bernd Wachter, im Interview.

Wenn man in den Suchschlitz einer großen Suchmaschine „Verbände sind“ eingibt, dann ergänzt die automatische Vervollständigung zu „Verbände sind Kinder des Interventionismus“, also daraus geboren, dass der Staat schonmal in die Wirtschaft eingreift und es daher einer Instanz bedarf, die zentralistisch die Interessen der Gegenseite wahrt. Wirtschaftsverbände wie der ADM werden aber selten als Ritter in goldener Rüstung gesehen. Hat der ADM an einem ungerechtfertigten Image zu knabbern?

Bernd Wachter: Nein, ganz und gar nicht. Zu unseren Hauptaufgaben als Wirtschaftsverband gehört die Vertretung der Interessen der privatwirtschaftlichen Markt- und Sozialforschungsinstitute in Deutschland. Kein Politiker ist in der Lage, alle Branchen genau zu kennen. Da kann es etwa bei Gesetzesinitiativen schon einmal zu Kollateralschäden kommen, die weder in der Absicht noch im Interesse des Gesetzgebers sind. Unser Engagement ist deshalb höchst relevant und notwendig, um der Politik die Sichtweise der Branche und die Auswirkungen entsprechender Gesetzesvorhaben klarzumachen und auf diese einzuwirken.

Deshalb werden wir nicht müde, Gespräche zu führen, Stellungnahmen abzugeben und an Anhörungen der politischen Institutionen teilzunehmen.

Hierbei hilft uns natürlich auch unsere umfangreiche Selbstregulierung durch unsere Berufsgrundsätze, Richtlinien und Standards, die auch der Politik zeigen, dass wir u. a. Themen wie Datenschutz und den Schutz der Teilnehmenden an unseren Studien schon seit vielen Jahrzehnten sehr ernst nehmen. Neue Sichtweisen werden frühzeitig erkannt und in unseren Selbstregulierungsmechanismen umgesetzt.

Wie ist es denn um die Mitgliederentwicklung bestellt? Zeichnet sie dieses Bild nach oder spricht sie eine andere Sprache?

Bernd Wachter: Wir haben allein in diesem Jahr sechs neue Mitgliedsunternehmen begrüßen dürfen. Wir freuen uns sehr darüber und finden, dass das ein gutes Zeichen für die Arbeit des Verbandes ist.

Wie viele Start-ups sind ADM-Mitglied? Und gibt es eine Möglichkeit für gerade gegründete Unternehmen, die die Aufnahmekriterien nicht erfüllen, trotzdem die Vorteile einer Mitgliedschaft genießen zu können?

Bernd Wachter: Im ADM kann man entweder assoziiertes oder ordentliches Mitglied werden. Die Zuordnung hängt vom Jahresumsatz und der Dauer der Tätigkeit auf dem Gebiet der Markt- und Sozialforschung ab. Unternehmen, die weniger als drei Jahre am Markt tätig sind und/oder weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz haben, können eine assoziierte Mitgliedschaft beantragen. Diese Art der Mitgliedschaft, die dem Unternehmen alle Rechte - außer dem Stimmrecht – und somit sämtliche Vorteile bietet, richtet sich auch an Startups. Insgesamt haben wir aktuell drei assoziierte Mitglieder. Für Teststudios liegt der Jahresumsatz für eine assoziierte Mitgliedschaft bei 2,5 Millionen Euro.

Aber Folgendes gilt für alle: Die Unternehmen müssen ihren Firmensitz in Deutschland haben, rechtlich eigenständig sein und wissenschaftliche Markt- und Sozialforschung betreiben oder Dienstleistungen dafür anbieten. Daran führt kein Weg vorbei. Sollte sich ein Unternehmen für eine Mitgliedschaft interessieren, melden sich diese am besten direkt bei uns. In einem Telefonat lässt sich einiges leichter erläutern.

In den vergangenen Monaten konnte der ADM u. a. deepsight und Murmuras als assoziierte Mitglieder gewinnen. Außerdem ist Civey seit kurzem neu dabei. Wie werden die Neulinge von den Platzhirschen im Verband aufgenommen?

Bernd Wachter: Für den Verband ist es wichtig, dass er die neuen Entwicklungen des Marktes beobachtet, sich mit diesen auseinandersetzt und gegebenenfalls für sie öffnet. Das war schon immer so beim ADM und sollte auch in Zukunft so bleiben. Ein Wirtschaftsverband, der von sich behauptet den Markt abzudecken, sollte dies auch tun.

Bei Veränderungen gibt es immer auch Spannungen. Das ist sicherlich ein ganz normaler Vorgang. Und den muss der Verband aushalten.

Melden Sie sich jetzt  für den für den dritten Start-up Pitch am 24. November, 15h, an!

Was sind die größten Vorteile einer ADM-Mitgliedschaft? Und gibt es auch Nachteile?

Bernd Wachter: Als Mitglied wirkt man an der Themensetzung in der Branche aktiv mit. Im ADM sind die Entscheidender und Entscheiderinnen der Institute an einem Tisch vereint und diskutieren auf Augenhöhe miteinander. Zudem sind sie in Gremien und Arbeitskreisen zu aktuellen Themen aktiv an der Mitgestaltung der Zukunft der Branche beteiligt. Die Mitglieder werden kontinuierlich über Rechtsthemen von unternehmensrelevanten bis hin zu branchenspezifischen Themen, wie z. B. der DSGVO, durch die Geschäftsstelle und durch unsere erfahrenen Kanzleien informiert. Der ADM ist für viele Mitglieder häufig eine erste Anlaufstelle, wenn es um Fragen des Datenschutzes geht. Und natürlich verpflichten sie sich durch eine Mitgliedschaft im ADM nicht zuletzt dazu, die Qualitäts- und Berufsgrundsätze der Verbände sowie die TransparenzStandards des ADM einzuhalten. Auch das ist häufig ein Vorteil in der Zusammenarbeit mit Auftraggebern.

Und wie kann man sich das Verbandsleben vorstellen? Wie kann man sich einbringen? Was kann man sich „rausholen“?

Bernd Wachter: Hier einige Beispiele. Zweimal im Jahr gibt es eine Mitgliederversammlung mit einer Veranstaltung am Vortag, die ein spezielles Thema behandelt. In unserer Mitgliederversammlung im November dieses Jahres haben wir uns zum Beispiel mit dem Thema Qualität in der Markt- und Sozialforschung auseinandergesetzt. Sicherlich ein altes Thema, aber dennoch ein Dauerbrenner in der Branche.

Über diese Veranstaltungen hinaus, finden sich die Mitglieder in Arbeitsgruppen und Foren zusammen, in denen sie sich mit aktuell relevanten Themen beschäftigen. Außerdem gibt es Workshopangebote zu rechtlichen Themen und zu neuen Entwicklungen in der Branche. Letzteres wird zum Beispiel durch unsere Reihe „Von Mitgliedern für Mitglieder“ realisiert.

Stellen wir uns einmal vor, ich möchte mit meinem Unternehmen Mitglied im ADM werden. Wie gehe ich vor? Wie sieht das Onboarding aus?

Bernd Wachter: Am besten melden sich Interessierte telefonisch oder per E-Mail bei der Geschäftsstelle des ADM. Wir melden uns schnellstmöglich zurück.

In der Woche der Marktforschung wurde u. a. über das Selbstbewusstsein der Marktforscher und das Image der Branche gegenüber dem Forschernachwuchs und potenziellen Auftraggeber gesprochen. Wäre es nicht an den Verbänden hier aktiv zu werden? Die ISMF scheint doch den Fokus eher auf das Image gegenüber den Befragungsteilnehmern zu haben.

Bernd Wachter: Auch dieser Punkt wurde in der letzten Mitgliederversammlung behandelt und ja, der ADM hat sich auch dieses Thema auf die Agenda geschrieben und wird sich damit zukünftig auseinandersetzen. Daran müssen allerdings alle Marktteilnehmer arbeiten. Also auch die Unternehmen, die Markt- und Sozialforschung beauftragen. Zielgruppe des ADM als Wirtschaftsverband sind dabei eher Unternehmen als Auftraggeber. Mit dem Berufsbild setzt sich eher der BVM als Berufsverband auseinander, wobei wir bei der Förderung des Ausbildungsberufs FAMS sehr eng zusammenarbeiten.

Über Bernd Wachter

Bernd Wachter, ADM Vorstandsvorsitzender (Bild: ADM)
Bernd Wachter studierte Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing und Kommunikation an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nach Abschluss seines Studiums stieg er bei der Psyma als Research Manager ein und begründete dort 1998 die Internet-Marktforschung. 1999 wurde er zum Geschäftsführer der Psyma GmbH und 2001 zum Vorstand der neu gegründeten PSYMA GROUP AG berufen. Seit 2012 ist er deren Vorstandsvorsitzender. Er ist zudem Vorsitzender des ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V., der Initiative Markt- und Sozialforschung e.V. sowie von Efamro, dem europäischen Wirtschaftsverband der Markt- und Sozialforschung.

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