Meinungsbeitrag von Johannes Zenner, GIM Barbie, Gucci, Ferrari: Hollywoods neue Wirtschaftlichkeit

Der Barbie-Film sprengt in vielen Ländern Rekorde an der Kinokasse, sorgt aber auch bei vielen der über 100 Markenpartnern für Umsatzsprünge (Bild: picture alliance / YONHAPNEWS AGENCY | Yonhap).
Mehr Drama, Baby!
Derzeit geht einfach nichts über lebensechte Stories, griffige Charaktere – und vor allem um Drama. Um Höhen und Tiefen. Unperfekte Heldinnen und Helden. Wie Barbie. Oder Jerry Oppenheimer. Der ketterauchende US-Quantenphysiker hatte während des zweiten Weltkriegs die Atombombe erfunden. Eigentlich keine Identifikationsfigur. Aber seine Biografie erhält posthum dank Christopher Nolans empathisch-filmischer Inszenierung ein gefälligeres Narrativ.
Oder: das biografische Drama Air. Es erzählt, mit schauspielerischer Unterstützung von Ben Affleck und Matt Damon, die Geschichte des Turnschuhherstellers Nike und der Partnerschaft mit Basketball-Legende Michael Jordan. Vom Schweiß der Provinzturnhalle ins Scheinwerferlicht der Weltbühne. Aber unterwegs zum Star Brand reichlich gerumpelt hat’s gleichwohl.
Neues Leben für Legenden
So wackelig wie der Aktienindex DAX, so durchwachsen wie Geschäftsbilanzen aus der Baubranche: Mal schattig, mal sonnig – so ist einfach die Realität. In Los Angeles wie Wanne-Eickel.
Wer sich entgegen aller Widerstände nach oben gearbeitet hat (= Oppenheimer), oder trotz Wokeness, Widersprüchen und Klischees auf Kurs bleibt (= Barbie), der begeistert Menschen.
Das weiß auch Hollywood, und dies wissen auch die großen Markenverantwortlichen. Man umgarnt einander wie nie. Macht fleißig Filme, so genannte Founder Stories, gibt Legenden neues Leben. So wie Adam Driver als Maurizio Gucci und bald Enzo Ferrari.
Und der Streaming-Dienstleister Disney+ verfilmt mit Flaming Hot das Leben des Erfinders einer so beliebten wie würzigen Kartoffelchipsorte. Was kommt da noch? Nun ja, das Markenuniversum ist schier unendlich.
Unterm Strich: Menschen machen Marken, Marken machen Menschen. Ein Perpetuum mobile.
Eine Beziehungsspirale aus Bedarf und Deckung: Sichert Relevanz, sorgt für Profitabilität, hält im Gespräch. So sensibel wie selbstreferentiell. Interkulturell und identitätsstiftend.
Zerrissen, verbissen – aber verführerisch
In einer Zeit, in der wir politisch und insbesondere wirtschaftlich Umbrüche erleben, Inflation kein Schauermärchen der Älteren mehr ist und über allem Wertschöpfung steht: Dieser neuen Wirtschaftlichkeit gehorcht auch Hollywood. Mit Barbie als moderner, wandlungsfähiger Power-Frau mit zugleich klassischen Weiblichkeitsmerkmalen. Mit Oppenheimer, den Nike-Machern, Ferrari – inhaltlich getriebenen Männer, zerrissen, verbissen und außerhalb ihrer Komfortzone unterwegs. Emporkömmlinge, Egomanen, Erschaffer. So verführerisch wie vergänglich.
Und was für die Macher gilt, trifft auch auf ihre Marken zu.
Also: Bleiben Sie – trotz allem Erfolg – selbstkritisch, stehen Sie zu Fehlern, fördern Sie aufbauend eine Lernkultur. Lassen Sie Feedback zu, und wenn es ausbleibt, fordern Sie es ein. Orientieren Sie sich daran.
Dann bleiben Sie relevant. Vielleicht nicht für Hollywood – aber für Ihre Kunden und Kundinnen.
Apropos: Kommt nun auch der Marlboro Man zurück?
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